Die Drei !!! Skandal auf der Rennbahn
Rand des Footballfeldes, im Schatten dreier mächtiger Eichen, standen Bänke und Tische. Es dauerte ein paar Minuten, bis jeder einen Platz gefunden hatte. Die kitzelnden Sonnenstrahlen auf der Nasenspitze, die vereinzelt ihren Weg durch das Blattwerk der Bäume fanden, schraubten die Stimmung augenblicklich nach oben.
Kim, Marie und Franzi sahen erwartungsvoll zu Pierce. Ob die Eastbourne Daily Post tatsächlich etwas über Ascot geschrieben hatte? Kim konnte es kaum erwarten, dass Pierce die Tageszeitung endlich verteilte.
Tatsächlich! »Scandal on the racecourse« prangte in dicken Lettern auf der Titelseite. »Seht her! Hier steht es schwarz auf weiß: ›Skandal auf der Rennbahn!‹, sagte Kim und hielt Franzi und Marie die Zeitung direkt vor die Nase. Ein stolzes Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. Auch Franzi und Marie vertieften sich augenblicklich in den Artikel. Jo, der wie immer einen Platz neben Marie ergattert hatte, versuchte sie mit einem Witz über die Merkwürdigkeiten der Engländer abzulenken. Vergebens. Marie war so in die Zeitung vertieft, dass selbst ein grüner Elefant mit Flügeln sie nicht hätte ablenken können. Selbst dann nicht, wenn er die britische Fahne als Taschentuch benutzt hätte.
»Wie ich sehe, hat euch der Ehrgeiz gepackt. Dann mal los ihr drei, in 20 Minuten möchte ich die Übersetzung des Artikels hören«, sagte Pierce. »Das gilt für alle Anwesenden!«
Jo spickte immer wieder auf Maries Heft. »Hey, du bist echt gut in Englisch«, lobte er, als er sah, dass sie bereits fertig war. »Ich schreib nur Quatsch auf, merkt Pierce ja sowieso nicht.« Marie lächelte ihn kurz an, dann fuhr sie mit der Übersetzung fort. Wenige Minuten später war sie fertig. Franzi auch. Nur Kim stand etwas auf dem Schlauch. Aber den Inhalt des Artikels hatte auch sie längst verstanden. Die paar Vokabeln, die sich nicht kannte, ergaunerte sie sich von Marie und lehnte sich zufrieden zurück.
An diesem Vormittag traf es einen der Surfer-Typen. Maulend kam er Pierce’ Aufforderung nach und las den übersetzten Text vor: »Skandal auf der Rennbahn – Verbrechen aus Liebe?«, dozierte er gelangweilt die Schlagzeile. »Dem berühmten Rennstallbesitzer Charles McClow wird vorgeworfen, beim King-George-Rennen am vergangenen Samstag das Rennen der Gruppe I, in der ein Hengst aus seinem Stall als Favorit antrat, manipuliert zu haben. Er benutzte den Jockey Justin Stevens für seinen finsteren Plan. Stevens hat das die Karriere gekostet. Walnuss, der in Bestform war ...«
»Chestnut ist der Name des Pferdes«, unterbrach ihn Pierce. »Namen bitte nicht übersetzen! Und ausserdem ist ›chestnut‹ das englische Wort für ›Kastanie‹, und nicht für ›Walnuss‹.«
Der Surfer-Typ maulte. »Also, noch mal: Chestnut, der in Bestform war, brach überraschend auf der Zielgeraden aus der Bahn und ging nur als Zweiter durchs Ziel. Drei junge deutsche Detektivinnen, die ein besonderes Gespür für kriminelle Schwingungen haben, ermittelten bereits in diesem Fall, bevor überhaupt ein Verbrechen geschehen war. Dank ihrer Mithilfe konnte Charles McClow gestern verhaftet werden. Er rechtfertigte seine Tat mit den Worten: Ich habe es aus Liebe zu meiner Tochter getan. Justins Karriere stand seiner Liebe zu meiner Tochter im Weg – ich fühle mich schuldig! Ich habe nicht nur Justin unter Druck gesetzt, sondern auch noch meine Tochter belogen. Mehr über die Hintergründe zu der Tat erfahren Sie morgen an dieser Stelle.«
Jo, der sich nicht die Mühe gemacht hatte, den Text selbst zu übersetzen, klappte der Kiefer runter, nachdem das letzte Wort vorgelesen war. »Wow«, hauchte er und klopfte Marie anerkennend auf die Schulter. »Die drei Detektivinnen seid ihr, stimmt’s?«
Marie nickte voller Stolz. Aber sie war auch enttäuscht. War das alles? Ein Kuss von ihm als Anerkennung wäre das Mindeste gewesen, was sie erwartet hätte. Rein freundschaftlich natürlich. Aber sein kumpelhafter Schulterklopfer war wie ein Stich in ihr Herz.
Marie war verwirrt. Warum verletzte sie Jos Reaktion so? Sie sah ihn an. Jo war offensichtlich in Gedanken schon wieder ganz woanders, denn er erwiderte ihren Blick nicht. Oder hatte er ihre Enttäuschung gespürt und deshalb aus Verlegenheit den Kopf geneigt? Marie ertappte sich, wie sie Jos geschwungene Lippen sehnsuchtsvoll betrachtete. Seine leicht nach unten geneigte Mundwinkel hatten einen herrischen Zug, was ihr durchaus gefiel. Er versprach Abenteuer!
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