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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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Namen Dreifuß gekommen war. Eigentlich hieß er Engelbrecht, und er konnte über den vermutlich ewig wiederholten Witz, dass er nichts mit einem Engel gemein habe, nur gequält lächeln. Als sie schließlich anfing, ihn zu bedrängen, wann er sich denn endlich eine Frau suchen und sesshaft werden würde, und Vermutungen anstellte, dass vermutlich der frühe Tod ihrer Mutter ihn in dieser Hinsicht traumatisiert habe, hatte Dreifuß genug. Er erklärte seiner Schwester, dass er sich jetzt um die Fracht für die Rückfahrt kümmern müsse und dass er vermutlich spät zurückkommen würde. Als sie vor der Tür standen, fügte er hinzu:
    „Und ganz bestimmt nicht nüchtern. Je eher wir hier wegkommen, umso besser! Ihr braucht nichts mehr einkaufen, oder?“
    Max schüttelte den Kopf. Das Lebensmittellager war zum Bersten gefüllt. Dreifuß nickte.
    „Dann haltet euch am besten in der Nähe des Schiffes auf, spätestens Übermorgen hauen wir hier wieder ab, oder ich werde sonst verrückt!“
    Damit stapfte er grummelnd davon und ließ die Freunde stehen.
    Aus Respekt und Achtung vor Dreifuß warteten sie, bis er außer Sichtweite und definitiv außer Hörweite war, bevor sie in Gelächter ausbrachen. Die Geschichte, wie er mit gebrochenem Bein und Krücken versucht hatte, mit den anderen Jungen weiter Ball zu spielen, und am Schluss besser als die anderen gewesen war, weil er, ohne selbst Schmerzen zu haben, anderen ein Bein stellen konnte, war zu köstlich gewesen. Max hatte alle Selbstbeherrschung aufbringen müssen, um während der Erzählung, die von viel Gekicher begleitet gewesen war, nicht zu lachen, während Dreifuß mit finsterem Gesicht daneben gesessen und einen Keks gemampft hatte.
    Sie suchten sich für die Nacht ein gemütliches Gasthaus in Hafennähe. Am nächsten Tag schauten sie sich ein wenig auf der Insel um und bewunderten die feinen Stoffe, die man hier aus der begehrten Wolle herstellte, während die Sturmvogel bereits wieder beladen wurde.
    Kurz bevor Altseeburg in Sicht kam, bemerkte der Ausguck Rauch am Horizont, der sich in den tief hängenden Wolken auflöste. Beim Näherkommen war klar, dass etwas auf der Insel in Flammen stand. Es war schwer zu sagen, was es war. Für Waldbrände war es zu feucht, und so lag die Vermutung nahe, dass Altseeburg brannte. In Max läuteten alle Alarmglocken. Wurde die Stadt angegriffen? Oder war es doch nur ein Häuserbrand, der immer wieder vorkommen konnte? Was auch immer in der Stadt los war, es war keine gute Idee, nach Altseeburg zurückzukehren.

Teil 3
Max Anders und der Wald der Schatten
Land in Sicht
    Max stand an der Reling der Sturmvogel und schaute geschockt auf Altseeburg. Durch das Fernrohr, das Kapitän Dreifuß ihm gegeben hatte, konnte er die Flammen sehen, die in einem Stadtteil loderten, und die dicken, öligen Rauchwolken, die geballt zum Himmel stiegen. Betäubt ließ er das Fernrohr sinken. War er soweit gekommen, nur um jetzt vor einem Haufen Asche zu stehen? Der Stein ruhte gut verpackt an seiner Brust. Aber um die anderen Steine zu finden, musste er nach Altseeburg, um die Spur dort wieder aufzunehmen. Was war geschehen? Kam er zu spät? Er wusste, dass die Zauberer planten, den Hundertjahrezauber zu brechen und so die endgültige Macht über die Steine und die ganze Welt zu erlangen. Wenn sie nun die Burg und die Grotte zerstörten, waren alle seine Bemühungen vergebens gewesen, und der sichere Tod würde auf ihn warten.
    Max hob erneut das Fernrohr. Der Brand schien lokal begrenzt zu sein, und die Burg sah unversehrt aus. Der Hafen war gut mit Schiffen gefüllt, und Max konnte Bewegung auf dem Hafengelände ausmachen. Aber um genau zu sagen, was vor sich ging, war das Fernrohr nicht stark genug.
    Dreifuß war neben ihn getreten, und Max gab ihm das Fernrohr zurück. Der Kapitän schaute nun seinerseits durch. Er hatte den Kurs verlassen, um einen größeren Abstand zu Altseeburg zu halten, die Segel eingeholt, um die Fahrt zu verringern und damit man sie vom Hafen aus noch nicht sehen konnte. Er betrachtete lange und ruhig die Stadt und grunzte dann schließlich unzufrieden:
    „Da bezahlt man einen Haufen Geld für so ein Ding und sieht dann doch nichts durch. Aber wenn wir uns weit genug nähern, dass wir sehen, was vor sich geht, wird uns die Hafenwacht mit Sicherheit ausmachen.“
    Er sah Max an, als ob er eine Entscheidung von ihm erwartete. Max war unsicher, alles, was er denken konnte, war, dass er nach Altseeburg musste.

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