Die drei Steine der Macht
Dreifuß wartete noch einige Augenblicke auf eine Antwort und hob dann erneut das Fernrohr ans Auge.
„Es könnte nur ein einfacher Häuserbrand sein, gerade jetzt, wo wieder begonnen wird, zu heizen. Auch wenn er ziemlich groß ist, mehrere Häuser, so wie es aussieht. Allerdings stehen sie in diesem Stadtteil ziemlich dicht zusammen und sind größtenteils aus Holz gebaut. Der Rest der Stadt scheint nicht in Aufruhr zu sein.“
Damit wiederholte er nur, was Max bereits selbst gesehen hatte.
Dreifuß schob das Fernrohr zusammen und sah Max ernst und nachdenklich an.
„Allerdings denke ich, dass ihr nicht mit uns in Altseeburg einlaufen solltet. Nachher steckt doch mehr dahinter.“
Die Schlussfolgerung schien unausweichlich, doch brachte sie Max nicht weiter. Mimbelwimbel gesellte sich zu ihnen. Er hatte die Segel mit eingeholt und wartete nun auf die Befehle des Kapitäns.
„Du hast doch gesagt, dass die zweite Spur zum Festland gerichtet war. Es gibt nur einen Weg von Altseeburg auf das Festland. Wir müssten doch die Spur an der Landbrücke aufnehmen können, oder? Wenn die Diebe auf das Festland wollten, müssten sie doch dort langgekommen sein!“
Mimbelwimbel zeigte eine Zuversicht, die Max nicht spürte.
„Was, wenn sie nicht ans Festland wollten, zumindest nicht gleich?“, fragte Max.
Niedergeschlagenheit drohte ihn zu übermannen. Seine Nerven waren bereits zum Zerreißen gespannt.
In Gedanken versunken sah Max nicht, wie Mimbelwimbel verzweifelt die Augen verdrehte und ungeduldig den Kopf schüttelte.
„Dann gehen wir die Küste entlang, bis wir die Stelle gefunden haben, an der sie aus einem Boot gestiegen sind“, holte Mimbelwimbel Max aus seinen düsteren Gedanken zurück.
Max seufzte und gab sich geschlagen.
„Ich schätze, uns bleibt auch nichts anderes übrig.“
Er sah den Kapitän fragend an, der zustimmend nickte.
„Wir drehen ab und setzen euch außer Sichtweite am Strand ab. Ich werde dann nach Altseeburg segeln. Ich muss die Ware ausliefern, sonst verliere ich meinen Ruf. Außerdem will ich wissen, was da los ist.“
Er trat ein paar Schritte an Max vorbei und brüllte Cunad, seinem ersten Maat, ein paar Befehle zu. Er sollte die Segel setzen lassen und einen östlichen Kurs in Richtung Küste einschlagen. Mimbelwimbel hoppelte los, um beim Segel setzen zu helfen, leise nörgelnd über Leute, die sich nicht entscheiden konnten, was sie wollten, Segel runter, Segel rauf ... Dreifuß beobachtete den kleinen Mann schmunzelnd.
„In ihm steckt mehr, als man vermutet. Ich hätte nicht gedacht, dass er so gute Arbeit leistet. Sollte er jemals ohne Einkommen sein, ich hätte auf jeden Fall einen Platz für ihn. Auch wenn seine Laune meistens ziemlich mies ist.“
Er grinste Max an, und dieser grinste zurück.
„Man gewöhnt sich daran“, sagte er schulterzuckend.
„Wir werden die Küste morgen erreichen. Am besten sagst du deiner Kleinen Bescheid“, brummte Dreifuß, klopfte Max auf die Schulter und ließ ihn an der Reling stehen.
Max´ Gedanken wanderten zu Anemone, die wahrscheinlich schon wieder in der Küche fleißig war. Bei der Erinnerung an die Suppe, die sie, kurz nachdem er von ihr und Mimbelwimbel aufgesammelt worden war, zu kochen versucht hatte, musste er breit lächeln. Und bei den Gedanken an Mimbelwimbels Kommentare zu dem Thema wurde es noch breiter. Sie hatte gesagt, dass es ihrer Mutter nie gelungen war, ihr das Kochen beizubringen, weil sie es einfach nicht konnte. So wie es aussah, war sie von ihrer Mutter nur nicht richtig motiviert worden. Sie hatte Spaß an der Arbeit und alles an Wissen und Können aus Max rausgesogen.
Er wurde wieder ernst und ging in die Kombüse. Wie erwartet, war sie schon eifrig dabei. Sie schaute lächelnd auf, als er zur Tür herein kam, runzelte dann aber die Stirn, als sie sein ernstes Gesicht sah. Sie legte das Messer zur Seite, kam zu ihm und drückte sich an ihn. Max schloss sie in die Arme und vergrub für einen Moment sein Gesicht in ihrem duftenden Haar.
„Was ist los?“, fragte sie und trat einen kleinen Schritt zurück, um ihm in das Gesicht sehen zu können.
„Ein Teil von Altseeburg steht in Flammen, aber wir konnten nicht genau erkennen, was los ist, Dreifuß´ Fernrohr war nicht stark genug. Es könnte ein Häuserbrand sein ...“
„Oder die Brüder haben Altseeburg bereits angegriffen“, fuhr Anemone fort und sprach damit Max´ schlimmste Befürchtungen aus.
„Die Burg sah unversehrt aus, und
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