Die drei Steine der Macht
förmlich spüren, wie Mimbelwimbel neben ihm die Hand zur Faust ballte und hörte Hund knurren. Lairea bekam nichts davon mit. Sie hob ihr Gesicht zum Himmel und legte dramatisch die Hand aufs Herz.
„Ich weiß, dass es gefährlich wird, aber zu diesem Zweck habe ich diesen beschwerlichen Weg auf mich genommen. Auch wenn ich es ohne eure Hilfe nicht geschafft hätte, ist doch nun die Zeit der Trennung gekommen. Lebt wohl meine Freunde!“ Sie sank anmutig vor Max auf die Knie. „Möge deine Mission ebenfalls erfolgreich sein, Auserwählter.“
Dann schwang sie sich filmreif in die Luft und verschmolz mit den Wolken.
Die Freunde standen eine Weile still, völlig perplex, dann begann Anemone im Kreis zu tanzen.
„Sie ist weg! Sie ist weg ...“
Max bekam einen Boxhieb in den Oberschenkel.
„Wenn sie dageblieben wäre, hätte ich dich verprügelt!“, knurrte Mimbelwimbel.
„Genau!“, kam es von Hund.
„Sie hat so eine Reaktion erwartet, und ich wollte sie nicht misstrauisch machen“, verteidigte sich Max.
Anemone tanzte immer noch. Sie fasste Max bei den Händen und wirbelte ihn herum.
„Sie ist weg! Sie ist weg ...“
Erst ein mahnendes „Vorsicht, nicht so laut! Sonst kommt sie noch zurück!“ brachte sie dazu, sich zu beruhigen. Ihre Stimmung verbesserte sich schlagartig. Nun, wo niemand mehr dazwischenquatschte, hatten sie auch den Nerv, sich die kommenden Schritte zu überlegen.
„Wir müssen irgendwie unauffällig und unbemerkt in die Stadt kommen. Agilwardus hat den Stein nicht auf der Dracheninsel gefunden und ist bereits zurückgekehrt“, legte Max die Tatsachen auf den Tisch.
„Was meinst du? Wird er in der Stadt auf dich warten oder nach dir suchen?“, fragte Mimbelwimbel stirnrunzelnd.
Max zuckte ratlos mit den Schultern.
„Er weiß, dass ich so oder so nach Altseeburg zurückkehren muss. Wenn er schlau ist, wartet er dort auf mich!“
Anemone nickte düster.
„Laireas Erzählungen nach zu urteilen ist er nicht mal ansatzweise dumm. Ich sehe keine Möglichkeit, ungesehen auch nur in die Nähe der Stadt zu kommen“, meinte Anemone mutlos, während Mimbelwimbel, sich heftig den Bart raufend, überlegte.
„Die Verbindung zur Hauptstadt ist gerade so breit wie die Straße. Um auf die Insel zu kommen, müssen wir da rüber, und wenn wir dann die Hauptstraße verlassen, sieht das sehr verdächtig aus.“ Er hüpfte unmutig hin und her. „Zum Schwimmen ist es zu weit“, murmelte er.
„Ein Boot?“, fragte Anemone und Hund seufzte niedergeschlagen.
Mimbelwimbel war stehen geblieben.
„Mh ... Ja, das könnte gehen, im Dunkeln oder bei Nebel ...“
Max zog zweifelnd die Augenbrauen hoch.
„Aber selbst, wenn wir ungesehen auf die Insel kommen, sind wir immer noch nicht in der Stadt!“, meinte er kritisch. „Wir müssen uns einen Überblick verschaffen. Wir müssen wissen, was wirklich dort vor sich geht!“, sagte Max, verärgert über ihre vertrackte Situation.
„Und wie willst du das anstellen?“, fragte Anemone in einem leicht schrillen Ton, als hätte sie Angst, Max würde etwas Unüberlegtes, Dummes anstellen wollen.
Mimbelwimbel straffte die Schultern und rückte seinen Rucksack zurecht.
„Ich mache das! Ein Wobbelhobbel auf Handelsreise ist völlig unverdächtig. Die Zeit passt auch in etwa.“
Max sah ihn schief an.
„Was ist, wenn dich jemand erkennt? Wir sind schließlich schon mit einigen von den Leuten der Zauberer zusammengerasselt.“
Mimbelwimbel verdrehte die Augen, zog ein Lederband aus der Hosentasche, flocht unter Mühen und vielem Gefluche seinen Bart zu einem Zopf und tauschte seine Zipfelmütze gegen eine schwarze Lederkappe aus. Max schüttelte zweifelnd den Kopf.
„Du siehst immer noch aus wie du!“
„Papperlapapp!“, winkte Mimbelwimbel ab. „Für Menschen sieht ein Wobbelhobbel wie der andere aus!“
Max sah Anemone um Unterstützung heischend an. Aber sie betrachtete den Wobbelhobbel nachdenklich.
„Das könnte klappen. Du bist ein Durchschnittswobbelhobbel.“ Mimbelwimbel verzog säuerlich das Gesicht.
„Aber womit willst du handeln?“
Mimbelwimbel grinste, zog seine deutlich leichtere Geldbörse heraus, wühlte ein paar Augenblicke darin und fischte die Edelsteine heraus, die Anemone ihm in der Drachenhöhle eingepackt hatte.
„Roh und ungeschliffen. Das perfekte Anschauungsmaterial!“, meinte er zufrieden.
Max gab nach.
„Ich hab auch noch welche. Ich suche sie dir raus.“
Sie suchten gemeinsam ein
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