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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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der Regen auf. Der Wind legte sich, die Wolken rissen auf, und die Sonnenstrahlen bahnten sich rasch ihren Weg auf die Lichtung, auf der sich das Räuberdorf befand. Max stellte sich in die Strahlen, um sich aufzuwärmen und wieder trocken zu werden. Mimbelwimbel und Anemone taten es ihm gleich. Bald dampften sie mit der Umgebung um die Wette, während die Frauen ihre Aufgaben wieder aufnahmen und die Kinder fröhlich durch die Pfützen sprangen.
    Max hatte beim Beobachten des Lagertreibens eine Hütte ausgemacht, die als Lager diente. Jedes Mal, wenn eine der Frauen hineinging, konnte er durch den geöffneten Vorhang Lebensmittel und Vorräte sehen. Ihre Beutel lagen direkt am Eingang. Sie schienen soweit noch gefüllt zu sein, abgesehen von ihrem Proviant.
    Am Abend kamen die Männer wieder zurück. Sie brachten Lebensmittel und Lederwaren, aber keine Gefangenen. Max machte sich keine Illusion darüber, was mit den ehemaligen Besitzern geschehen war. Allerdings, wenn diese Kerle jeden, den sie beraubten, auch umbrachten, müsste das Stück Wald doch wohl schon 10 Kilometer gegen den Wind stinken, oder?
    Max wurde in seinen Gedankengängen vom Wikinger unterbrochen, der sich mit einem Krug Bier und einem Stück Brot in der Hand vor Anemones Käfig aufgebaut hatte. Max sprang auf, und sofort piekte ihn eine Messerspitze leicht in die Rippen.
    „Ganz ruhig, Bürschchen!“, sagte Trutwin, der Räuber, der von Hund gebissen worden war.
    Sein Verband zeigte rote Spuren, die besagten, dass Hund ordentlich zugeschnappt hatte. „Hoffentlich tut es richtig weh!“, dachte Max zähneknirschend und wich ein Stück zurück aus der Reichweite des Messers.
    „Da hast du es wohl jemandem angetan, Süße!“
    Der Wikinger grinste höhnisch und zeigte eine Reihe schlechter Zähne. Nach einem großen Schluck Bier und einem lauten Rülpser fuhr er fort:
    „Du hast die Wahl, Mädchen. Du kannst mir hier und jetzt sagen, wer du bist und woher du kommst, oder ich nehme dich mit in mein Haus und befrage dich dort!“
    Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu und lachte kurz auf. Anemone verzog entsetzt und angeekelt das Gesicht.
    „Sag es ihm, Anemone!“, dachte Max, „es verschafft uns Zeit!“ Anemone war wohl zu dem gleichen Schluss gekommen.
    „Ich bin Anemone von Eisenberg. Mein ...“
    Sie wurde von Trutwin unterbrochen:
    „Das kenn ich, Eisenberg. Großes Gut! Ihr Vater ist sehr reich, Bergbau. Hab für ihn gearbeitet, bevor ich bei dir gelandet bin. Er hat schon damals Ausschau nach passenden Ehemännern für seine zwei Töchter gehalten, um sein Gut zu vergrößern. Das hier muss die Ältere sein. Sie ist schon immer ein Wildfang gewesen. Die Kleinere hatte helle Haare.“
    Trutwin nickte und sah Anemone noch mal prüfend an.
    „Stimmt das?“, dröhnte der Wikinger.
    Anemone nickte, brach in Tränen aus und sank in sich zusammen.
    „Gut!“
    Der Wikinger wandte sich Trutwin zu:
    „Du machst dich gleich morgen auf den Weg!“
    Er drehte sich wieder zu Anemone um.
    „So, wir brauchen noch ein Erkennungszeichen. Steh auf!“
    Zitternd erhob sich Anemone. Der Wikinger musterte sie von oben bis unten und bedeutete ihr, sich um die eigene Achse zu drehen, was sie widerstrebend auch tat.
    „Das ist aber ein schöner Gürtel. Sogar mit deinem Namen drauf. Der wird genügen. Gib ihn her!“
    Anemone schüttelte den Kopf und drückte sich an die Käfigrückwand. Sie hatte Max erzählt, dass der Gürtel ein Geschenk von Gawin war. Er hatte ihn extra für sie gemacht, und seitdem trug sie ihn jeden Tag.
    So schnell, wie man es ihm bei seiner Größe und seinem Umfang gar nicht zutraute, war der Wikinger um die Käfige herumgesprungen, hatte eine Hand durch die Gitterstäbe gesteckt, Anemones Gürtel gepackt, ein Messer darunter geschoben und ihn durchgeschnitten. Etwas schnaufend, mit einem bösen Blick auf Anemone, die wieder schluchzend in die Hocke gegangen war, hielt er wortlos den Gürtel Trutwin hin, der ihn an sich nahm. Das Messer wieder in die Scheide zurücksteckend, brüllte er einem der Kinder, die neugierig im Kreis standen, zu:
    „Bring mir ein neues Bier!“
    Er hatte bei seiner plötzlichen Aktion seinen Bierkrug fallen gelassen.
    Er ging weiter zu Mimbelwimbel. Der Wobbelhobbel sprang auf. Obwohl man nicht verstand, was er sagte (wegen des Knebels), war es doch irgendwie eindeutig.
    „Sucht seine Marke!“, befahl der Wikinger Hanman und einem jungen Kerl, der neben ihm stand. „Dort steht alles drauf,

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