Die drei Steine der Macht
er musste essen, was die Mannschaft aß.
Mimbelwimbel schien an seinem Job allmählich Spaß zu finden. Nachdem er, wie es sich für einen anständigen Wobbelhobbel gehörte, die ihm zugewiesene Arbeit schnell und ordentlich erledigt hatte, wurde er auch zu anderen Aufgaben hinzugezogen und bewies, dass man auf See sehr wohl mit einem Bein auskam. Ein Stehaufmännchen hätte sich an ihm noch eine Scheibe abschneiden können, denn wenn er doch mal das Gleichgewicht verlor, fiel er in der Regel auf die Nase oder seitlich auf die Ohren, die ihn dann wieder wie eine Feder in die Senkrechte katapultierten. Max hatte auch schon gesehen, wie er beim Rückwärtsfallen eine Vierteldrehung machte, um auf einem der besagten Körperteile zu landen. Max hatte es vom ersten Augenblick an gewusst, an dem Wobbelhobbel war ein Akrobat verloren gegangen.
Anemone erledigte die Küchenarbeit klaglos, aber ohne Freude, was Max nachvollziehen konnte. Sie lachte nur noch selten, hauptsächlich dann, wenn sie Mimbelwimbel wieder beim Umfallen beobachtet hatte. Man gewann allmählich den Eindruck, dass er das nur noch machte, um sie zum Lachen zu bringen. Schon während des ersten Tages auf See war sie immer stiller und verschlossener geworden und verkroch sich am Abend hinter ihrem Vorhang. Auf Fragen antwortete sie, es sei nichts, aber ihre Fröhlichkeit war ganz verschwunden. Falten gruben sich in die Mundwinkel und in die Stirn.
Am vierten Tag kamen Max und Mimbelwimbel zu dem Schluss, dass es so nicht weitergehen könne und dass etwas passieren müsse. Mimbelwimbel kam am Nachmittag in die Küche, schloss die Tür hinter sich und schaute Anemone ernst an. Sie schaute erstaunt von ihm zu Max und zurück.
„Was ist mit dir los, und keine Märchen!“, sagte Mimbelwimbel direkt heraus.
Anemone öffnete etwas erschrocken den Mund.
„Du hast irgendetwas und willst es uns nicht sagen!“, erklärte Max, als sie, trotz geöffneten Mundes, keinen Ton herausbrachte.
Sie drehte sich von ihnen weg und schnitt die Mohrrübe fertig. Max und Mimbelwimbel sahen sich ratlos an und zuckten hilflos mit den Schultern. Anemone legte das Messer zur Seite, wischte sich mit der Hand über das Gesicht, schniefte und fing plötzlich richtig an zu weinen. Erschrocken drehte Max sie um und nahm sie in die Arme. Verstört fragte Mimbelwimbel:
„Hat ... hat dir jemand etwas getan ... als wir einkaufen waren?“
Anemone schüttelte den Kopf, das Gesicht immer noch an Max´ Schulter vergraben. Der einzige Versuch einer der Seemänner, sie zu begrabbeln, war von Hund mit einem Biss in den Arm beendet worden. Max schob sie ein Stück von sich weg, damit er sie ansehen konnte. Tränen liefen ihr aus roten, verquollenen Augen. Sie wischte sie sich mit einer Hand ab und warf den Kopf trotzig zurück.
„Ich mache mir Sorgen, das darf ich doch, oder etwa nicht? Wenn das hier vorbei ist, gehst du wieder dahin zurück, wo du hergekommen bist. Mimbelwimbel geht auch nach Hause, und ich ... ich weiß nicht, wo ich dann hin soll ...“
Sie verstummte. Max zog sie schnell wieder an sich, damit sie nicht sah, wie Mimbelwimbel die Augen verdrehte.
„Darüber brauchst du dir doch keine Sorgen machen. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das regle! Als ich im Handelshaus Bescheid gab, dass ich nicht gleich zusammen mit der Ware, die ich eingekauft hatte, nach Hause gehe, habe ich Fongeldingel gesagt, dass er, wenn es soweit ist, für dich eine vernünftige Arbeit bereithalten soll. Er schuldet mir noch einen Gefallen. Und du bist nicht blöd, du lernst schnell.“
Sein Versuch, ihr beruhigend die Schulter zu tätscheln, endete damit, dass er ihr die Rippen klopfte, wo Anemone sehr kitzlig war, so dass sie lachen musste.
„Ich dachte, Wobbelhobbel arbeiten nicht mit Menschen zusammen?“
Max ließ Anemone los, die, sich vor Lachen krümmend, versuchte, Mimbelwimbels Hände davon abzuhalten, sie weiter zu bearbeiten. Mimbelwimbel, leicht irritiert vom Ergebnis seiner Beruhigungsmaßnahme, knurrte:
„Ausnahmen bestätigen die Regel, und manchmal habe ich eh den Eindruck, dass ihr im falschen Körper steckt. Ihr zwei würdet vortreffliche Wobbelhobbel abgeben.“
Max verbeugte sich leicht mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen. Mimbelwimbel winkte ab und wandte sich Anemone zu, die sich wieder beruhigt hatte.
„Du meinst also wirklich, dass du mich unterbringen kannst? Ich dachte, du hast das nur so gesagt“, fragte sie.
„Aber sicher, und falls mir
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