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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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auffallend zerbrechlich, und er begriff sofort, weshalb evolvierte Reiche im Volksmund Knallköpfe genannt wurden. Er sieht aus, als wollte er jeden Augenblick mit einem lauten Knall in Stücke springen, dachte er beeindruckt. Und – die dicke Schwarte. Das Haar hatte der dunkleren, kompakteren Struktur des Chitinpanzers Platz gemacht. Knallkopf? Wohl eher Kokosnuß.
    »Herr Hnatt«, sagte Dr. Denkmal zu Richard Hnatt und zögerte. »Gnä’ Frau. Ich bin sofort für Sie da.« Er wandte sich wieder an den Mann neben ihm. »Sie können von Glück sagen, daß wir Sie so kurzfristig dazwischenschieben konnten, Mr. Bulero. Jedenfalls haben Sie keineswegs an Boden verloren; Sie haben Boden wettgemacht.«
    Mr. Bulero starrte Richard Hnatt verwundert an. »Habe ich Ihren Namen nicht schon einmal gehört? Ach ja. Felix Blau hat von Ihnen gesprochen.« Seine überaus intelligenten Augen verdunkelten sich, und er sagte: »Haben Sie nicht kürzlich einen Vertrag mit einer Bostoner Firma namens« – sein längliches Gesicht verzog sich wie durch einen Zerrspiegel entstellt – »Chew-Z-Werke abgeschlossen?«
    »R-r-rutschen Sie mir doch den Buckel runter«, sagte Hnatt. »Ihr Pre-Fash-Berater hat uns abgewiesen.«
    Leo Bulero musterte ihn kurz und wandte sich dann achselzuckend Dr. Denkmal zu. »Ich komme in vierzehn Tagen wieder.«
    »Vierzehn Tage! Aber ...« Denkmal machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Nächste Woche kann ich auf keinen Fall; da bin ich nicht auf Terra.« Bulero musterte Richard und Emily Hnatt ein zweites Mal, mit durchdringendem Blick, dann ging er davon.
    Dr. Denkmal sah ihm nach und sagte: »Äußerst evolviert, der Mann. Physisch wie spirituell.« Er wandte sich wieder an die Hnatts. »Willkommen in der Eichenwald-Klinik.« Er strahlte.
    »Danke«, sagte Emily nervös. »Tut es – sehr weh?«
    »Was, unsere Therapie?« Dr. Denkmal kicherte vor Vergnügen. »Nicht im geringsten, obgleich Sie anfangs – im übertragenen Sinne – womöglich einen kleinen Schock erleiden werden. Wenn Sie spüren, wie ihr Kortex wächst. Es werden Ihnen viele neue und aufregende Gedanken kommen, vor allem religiöser Natur. Ach, wären doch Luther und Erasmus noch am Leben; ihr Streit ließe sich mit Hilfe der E-Therapie ohne weiteres schlichten. Die beiden würden die Wahrheit erkennen, zum Beispiel, was die Transsubstantiation betrifft, Sie wissen schon, Blut und Bo ...« Er unterbrach sich hüstelnd. »Äh, Blut und Hostie, wollte ich sagen; Sie wissen schon, in der heiligen Messe. Wie bei Can-D-Konsumenten; haben Sie diese Affinität bemerkt? Aber kommen Sie; wir wollen anfangen.« Er führte die beiden in sein Sprechzimmer, wobei er Hnatt auf die Schulter klopfte und Emily einen, wie Richard fand, wenig spirituellen, dafür um so begehrlicheren Blick zuwarf.
    Sie kamen in einen riesigen Saal voller technischer Apparaturen, in dessen Mitte zwei Dr.-Frankenstein-Tische mit Arm- und Beinmanschetten standen. Bei ihrem Anblick wich Emily entsetzt zurück.
    »Keine Angst, gnä’ Frau. Ein kleiner elektrokonvulsivischer Schock, der zu bestimmten Muskelreaktionen führt; ein Reflex, verstehen Sie?« Denkmal giggelte. »Und jetzt müssen Sie, äh, Sie wissen schon: sich ausziehen. Jeder für sich, natürlich; dann ziehen Sie sich einen Kittel über und kommen wieder heraus, verstanden? Eine Schwester wird Ihnen dabei zur Hand gehen. Ihre Krankenblätter aus Nordamerika haben wir bereits erhalten; wir sind mit Ihrer Vorgeschichte vertraut. Beide kräftig und kerngesund; prächtige Nordamerikaner.« Er führte Richard Hnatt zu einem durch einen Vorhang abgeteilten Nebenraum; dort ließ er ihn stehen und ging zu Emily zurück. Als er den Nebenraum betrat, hörte Richard, wie Dr. Denkmal sanft, aber bestimmt auf Emily einredete; die Mischung war wohldosiert, und Hnatt verspürte erst Neid, dann Argwohn und schließlich Zorn. Es war ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte, für seinen Geschmack nicht feudal genug.
    Andererseits war auch Leo Bulero aus diesem Raum gekommen, er durfte also getrost annehmen, daß es hier durchaus feudal zuging; Bulero hätte sich niemals mit etwas Geringerem zufriedengegeben. Voller Zuversicht fing er an sich auszuziehen. Plötzlich hörte er Emily quieken.
    Er zog sich wieder an und verließ den Nebenraum in der Gewißheit, daß sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt hatten. Aber Denkmal saß an seinem Schreibtisch und las Emilys Krankenblatt; sie war mit einer Schwester

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