Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
früh, beschloß er, räume ich den Sand von fünf Millionen Jahren beiseite und lege einen Gemüsegarten an. Das ist der erste Schritt.
Zehn
Die frühen Morgenstunden des nächsten Tages verbrachte er mit Tod Morris und Norm Schein, die ihm zeigten, wie man die Walzen, Planierraupen und Schaufelbagger bediente, die allesamt mehr oder minder schrottreif waren. Zwar ließen sich die meisten Maschinen, wie ein alter Kater, ein letztes Mal mit Mühe und Not in Schwung bringen, doch waren seine Anstrengungen nicht von Erfolg gekrönt; das Gerät hatte zu lange stillgelegen.
Es ging auf Mittag zu, und er war fix und fertig. Also gönnte er sich eine Ruhepause, setzte sich in den Schatten eines großen, verrosteten Traktors, aß ein Sandwich und trank den lauwarmen Tee aus der Thermoskanne, die Fran Schein ihm freundlicherweise heraufgebracht hatte.
Die anderen, unten in der Grube, taten, was sie sonst auch taten; er wußte es nicht und wollte es auch gar nicht wissen.
Ringsum waren ihre welken, verwahrlosten Gemüsebeete zu sehen, und er fragte sich, ob auch er seinen Garten bald vergessen würde. Vielleicht hatten alle Kolonisten so angefangen, unter qualvollen Strapazen. Und waren dann der Lethargie, der Hoffnungslosigkeit anheimgefallen. Doch – war es wirklich so hoffnungslos? Eigentlich nicht.
Alles nur eine Frage der Einstellung, dachte er. Und wir – die Mitarbeiter von P.P. Layouts – haben bereitwillig dazu beigetragen. Wir haben ihnen zur Flucht verholfen, schnell und schmerzlos. Und nun ist Palmer Eldritch angetreten, um der Sache die Krone aufzusetzen. Wir, einschließlich meiner Wenigkeit, haben ihm den Weg geebnet, und jetzt? Was muß ich anstellen, um – wie Faine es nannte – Buße zu tun?
Helen Morris kam aus der Grube und rief fröhlich: »Na, was macht die Gartenarbeit?« Sie setzte sich neben ihn und schlug einen dicken Saatgutkatalog auf; das UN-Emblem prangte auf jeder Seite. »Schauen Sie mal, was es alles gratis gibt; alles, was hier auf dem Mars gedeiht, sogar Steckrüben.« Sie lehnte sich an ihn und blätterte. »Es gibt hier allerdings ein kleines, mausähnliches Säugetier, das unterirdische Gänge gräbt und spätabends an die Oberfläche kommt; es ist ein Allesfresser. Sie müssen unbedingt ein paar selbstgetriebene Fallen aufstellen.«
»Ist gut«, sagte Barney.
»Es sieht furchtbar komisch aus, wie so eine homöostatische Falle durch den Sand flitzt, wenn sie eine Murkelmaus verfolgt. Gott, die sind vielleicht schnell. Beide, die Falle und die Maus. Das Ganze läßt sich etwas interessanter gestalten, wenn man Wetten abschließt. Ich setze fast immer auf die Falle. Die Dinger sind einfach süß.«
»Ich würde wahrscheinlich auch auf die Falle setzen.« Ich habe den allergrößten Respekt vor Fallen, überlegte er. Mit anderen Worten, vor Situationen, in denen man sich tausend Türen gegenübersieht, und keine davon führt ins Freie. Ganz gleich, was darauf steht.
»Außerdem stellt Ihnen die UN ein halbes Jahr lang kostenlos zwei Robots zur Verfügung«, sagte Helen. »Sie sollten sich vorher also genauestens überlegen, was Sie mit ihnen anfangen wollen. Ich an Ihrer Stelle würde sie zum Bau von Bewässerungsgräben einsetzen. Unserer taugt inzwischen nicht mehr viel. Manchmal muß man aus über zweihundert Meilen Entfernung Wasser zuführen. Sie können natürlich auch einen Vertrag mit ...«
»Einen Vertrag? Ohne mich«, sagte Barney.
»Warum? Was spricht dagegen? Sie suchen sich eine Nachbargrube, die über ein eigenes Bewässerungssystem verfügt, das nicht mehr genutzt wird: Sie kaufen es den Leuten ab und zapfen es an. Was ist eigentlich mit Ihrer Freundin? Zieht sie zu uns?« Sie sah ihn fragend an.
Er gab keine Antwort; er beobachtete ein Schiff, das am dunklen, sternenübersäten Mittagshimmel des Mars kreiste. Der Chew-Z-Mann? Wenn ja, dann war es an der Zeit, sich zu vergiften, damit ein Wirtschaftsmonopol erhalten blieb, ein wildwucherndes Interplan-Imperium, von dem er nichts mehr hatte.
Erstaunlich, dachte er, wie stark der Selbstzerstörungstrieb sein kann.
Um besser sehen zu können, kniff Helen Morris die Augen zusammen und rief: »Wir haben Besuch! Aber das ist ja gar kein UN-Schiff.« Sofort machte sie sich auf den Weg zur Grube. »Ich sage den anderen Bescheid.«
Mit der linken Hand griff er in die Innentasche seiner Jacke und umfaßte das Röhrchen. Ob ich das wirklich fertigbringe? dachte er. Es schien unmöglich; es stand im völligen
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