Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
gesprochen. Also, Freundchen, haben Sie nun einen Musikwunsch oder nicht?« Seine Miene war ausdruckslos, eine Maske der Gleichgültigkeit, und die schien nicht geheuchelt.
»Sie haben wirklich keine Ahnung, wer ich bin?« fragte Barney ungläubig.
Faine brach die Verbindung ab, der winzige Bildschirm wurde schwarz, und was zurückblieb, war gähnende Leere. Barney schaltete den Sender ab. Er fühlte nichts. Nur Apathie. Er ging an Anne vorbei und trat auf den Flur hinaus; dort blieb er stehen, zog eine – die letzte? – Schachtel terranischer Zigaretten aus der Tasche, zündete sich eine an und dachte: Was Eldritch auf Luna oder Sigma 14-B mit Leo angestellt hat, macht er nun auch mit mir. Und früher oder später werden wir ihm alle in die Falle gehen. Einfach so. Jeder für sich. Mit unserer gemeinsamen Welt ist es vorbei. Für mich zumindest; ich bin Eldritchs erstes Opfer.
Und die einzige Waffe, die ich gegen ihn in Händen halte, ist ein leeres Plastikröhrchen, in dem sich angeblich einmal ein seltenes hirnschädigendes Toxin befunden hat, in dem jetzt aber nur noch Palmer Eldritch steckt. Beziehungsweise seine Stimme.
Die Streichholzflamme verbrannte ihm die Finger.
Er reagierte nicht.
Elf
Felix Blau hielt ein Bündel Notizen in die Höhe und sagte: »Vor fünfzehn Stunden ist ein Schiff der Chew-Z-Werke mit Genehmigung der UN auf dem Mars gelandet und hat die ersten Päckchen an die Gruben in Fineburg Crescent verteilt.«
Leo Bulero rückte näher an den Bildschirm, faltete die Hände und fragte: »Auch an die Chicken Pox Prospects?«
Felix nickte knapp.
»Dann müßte er dieses verfluchte Dreckszeug eigentlich längst genommen haben«, sagte Leo, »und trotzdem haben wir noch immer nichts von ihm gehört.«
»Darüber bin ich mir durchaus im klaren.«
»Ist William C. Clarke noch auf seinem Posten?« Clarke war P. P. Layouts’ führender Rechtsexperte auf dem Mars.
»Ja«, antwortete Felix, »aber Mayerson hat auch mit ihm keine Verbindung aufgenommen; er hat mit niemandem Verbindung aufgenommen.« Er schob seine Unterlagen beiseite. »Mehr kann ich Ihnen im Augenblick leider nicht sagen.«
»Vielleicht ist er tot«, meinte Leo verdrossen; allmählich hatte er die Nase voll. »Vielleicht hatte er einen so starken Anfall ...«
»Aber davon hätten wir erfahren, denn dann wären die drei UN-Krankenhäuser auf dem Mars verständigt worden.«
»Wo steckt Palmer Eldritch?«
»Das wissen wir leider auch nicht«, sagte Felix. »Er hat Luna verlassen und sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Wir haben seine Spur verloren.«
»Ich gäbe meinen rechten Arm«, sagte Leo, »um zu erfahren, was in Chicken Pox Prospects vor sich geht.«
»Dann fliegen Sie doch zum Mars.«
»O nein«, protestierte Leo, »nach allem, was mir auf Luna widerfahren ist, setze ich keinen Fuß mehr vor die Tür von P. P. Layouts. Können Sie denn nicht jemanden einschleusen, der uns auf dem laufenden hält?«
»Das haben wir doch längst getan. Das Mädchen, diese Anne Hawthorne. Aber sie hat sich auch nicht gemeldet. Vielleicht fliege ich selbst zum Mars. Es sei denn, Sie haben es sich anders überlegt.«
»Nein«, wiederholte Leo.
»Das wird Sie einiges kosten«, sagte Felix Blau.
»Ich weiß«, meinte Leo. »Aber das macht nichts. Auf diese Weise haben wir wenigstens eine geringe Chance; denn wie es aussieht, stehen wir im Augenblick mit leeren Händen da.« Wir sind erledigt, dachte er bei sich. »Schicken Sie mir die Rechnung«, sagte er.
»Haben Sie überhaupt einen Schimmer, was es Sie kosten würde, wenn ich sterbe, wenn ich auf dem Mars ermordet werde? Meine Firma würde ...«
»Bitte«, fuhr Leo dazwischen. »Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen; ist der Mars etwa Eldritchs Privatfriedhof? Vermutlich hat er Mayerson gefressen. Also, fliegen Sie; bringen Sie in Erfahrung, was in Chicken Pox Prospects los ist.« Er legte auf.
Hinter ihm saß Roni Fugate, seine geschäftsführende Pre-Fash-Beraterin für den Raum New York, und hörte aufmerksam zu. Sie läßt sich nichts entgehen, dachte Leo.
»Und? Haben Sie auch alles mitbekommen?« fragte er schroff.
»Sie tun ihm dasselbe an, was er Ihnen angetan hat«, meinte Rom Fugate.
»Was? Wem?«
»Barney. Er hatte Angst, Ihnen zu helfen, als Sie auf dem Mond verschollen waren. Und jetzt haben Sie Angst ...«
»Es ist vielleicht nicht besonders klug«, räumte er ein, »aber ich habe einfach zu große Manschetten vor Palmer, um Terra zu verlassen; Sie
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