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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hatte ihr das Päckchen stehlen sollen, und wie ein verängstigtes, verstörtes Tier hatte er die erste sich bietende Gelegenheit beim Schopf gepackt und Hals über Kopf die Flucht ergriffen. Auf Schritt und Tritt von Palmer Eldritch manipuliert.
    Und es gab keinen Weg zurück.
    Falls er Palmer Eldritch glauben durfte, der durch Leo zu ihm sprach. Durch seine allgegenwärtige Gemeinde. Das Schlüsselwort hieß falls.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr er zu seinem Büro hinauf.
    Als er die Tür öffnete, hob der Mann hinter dem Schreibtisch den Kopf und sagte: »Mach die Tür zu. Wir haben nicht viel Zeit.« Der Mann, es war er selbst, stand auf; Barney musterte ihn und schloß dann automatisch, wie befohlen, die Tür. »Danke«, sagte sein zukünftiges Ich mit eisiger Stimme. »Und mach dir keine Sorgen, wie du in deine Zeit zurückkommst; das ist kein Problem. Eldritchs Aktivität beschränkte – oder, wenn dir das lieber ist, beschränkt – sich darauf, oberflächliche Veränderungen herbeizuführen: Er kann die Dinge scheinen lassen, wie er will, daß heißt aber noch lange nicht, daß sie auch tatsächlich so sind. Verstehst du, was ich meine?«
    »Du hast gut reden.«
    »Ich gebe zu, ich habe dir gegenüber einen kleinen Zeitvorteil«, sagte sein zukünftiges Ich. »Eldritch ist gelegentlich zwar immer noch zu sehen, manchmal sogar in aller Öffentlichkeit, aber selbst der unbedarfteste Leser der billigsten Revolverblätter weiß, daß er nichts weiter als ein Phantasma ist; der echte Palmer Eldritch liegt in einem Grab auf Sigma 14-B, daran gibt es nichts zu rütteln. In deinem Fall sieht das ein klein wenig anders aus. Was dich betrifft, könnte der echte Palmer Eldritch jeden Augenblick zur Tür hereinspazieren; was du als echt erleben würdest, wäre für mich nur ein Phantasma, und das gilt auch, wenn du wieder auf dem Mars bist. Dort wirst du auf einen authentischen, lebenden Palmer Eldritch treffen, worum ich dich, ehrlich gesagt, nicht beneide.«
    »Ich will doch nur wissen, wie ich zurückkomme«, flehte Barney.
    »Liegt dir denn nichts mehr an Emily?«
    »Ich habe Angst.« Und er spürte, wie sein eigener Blick, im Wissen um die Zukunft, ihn durchbohrte. »Na schön«, platzte er schließlich heraus, »was soll ich tun, den harten Mann spielen, um dich zu beeindrucken? Du würdest mich sofort durchschauen.«
    »Eldritchs entscheidender Vorteil gegenüber jedem Chew-Z-Konsumenten besteht darin, daß man sich nur sehr langsam und schrittweise von den Wirkungen der Droge erholt, wobei jeder Schritt eine Abnahme der induzierten Illusionen bei gleichzeitiger Zunahme der authentischen Realität darstellt. Dieser Prozeß kann sich über Jahre hinziehen. Deshalb hat die UN Chew-Z schließlich doch noch verboten und sich gegen Eldritch gewandt; Hepburn-Gilbert hatte die Droge nur freigegeben, weil er davon überzeugt war, daß sie dem Konsumenten helfen würde, zur konkreten Realität vorzudringen, aber dann merkte jeder, der sie einmal genommen oder anderen dabei zugesehen hatte, daß sie das genaue ...«
    »Das heißt, ich habe mich von meiner ersten Dosis bis heute nicht erholt.«
    »Genau; du bist bis heute nicht in die hundertprozentige Realität zurückgekehrt. Denn dazu hättest du mindestens vierundzwanzig Stunden abstinent bleiben müssen. Die auf gewöhnliche Materie übertragenen Phantasmen von Eldritch wären nach und nach verschwunden; du wärst frei gewesen. Aber Eldritch hat dich dazu gebracht, die zweite, stärkere Dosis einzunehmen. Er wußte, daß man dich auf den Mars geschickt hatte, um ihm das Handwerk zu legen; er wußte nur nicht, wie. Er hatte Angst vor dir.«
    Das klang unwahrscheinlich; er konnte es kaum glauben. Eldritch und Angst! Nach allem, was er getan hatte, was er tun konnte? Aber Eldritch hatte das Denkmal der Zukunft gesehen; er wußte, daß es ihnen früher oder später trotz allem gelingen würde, ihn umzubringen.
    Da ging die Tür auf.
    Roni Fugate steckte den Kopf herein und sah die beiden Männer; sie brachte kein Wort heraus – sie starrte sie bloß an, mit offenem Mund. Dann schließlich murmelte sie: »Ein Phantasma. Es muß der sein, der vor dem Schreibtisch steht.« Zitternd betrat sie das Büro und machte die Tür hinter sich zu.
    »Stimmt«, sagte Barneys zukünftiges Ich und musterte sie mit durchdringendem Blick. »Aber das läßt sich ganz einfach überprüfen. Du brauchst bloß die Hand hineinzustecken.«
    Sie versuchte es; Barney Mayerson sah, wie ihre Hand in seinen

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