Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
zurück.
»Ja. Und das weiß auch Emily, denn seit Rom ihre Töpferwaren ankauft, sind die beiden Freundinnen; sie haben keine Geheimnisse voreinander. Versetzen Sie sich doch einmal in Emilys Lage. Wenn sie Sie in Gnaden wieder aufnimmt, kauft Roni ihr vermutlich keine Keramiken mehr ab. Und dieses Risiko wird Em wohl kaum eingehen wollen. Roni genießt uneingeschränkte Handlungsvollmacht, genau wie Sie damals.«
»Emily würde ihre Karriere niemals über ihr Privatleben stellen«, sagte Barney.
»Das haben Sie doch auch getan. Vielleicht hat Em von Ihnen gelernt und kapiert, worauf es ankommt. Außerdem, weshalb sollte sie zu ihnen zurückkehren, wo sie sich diesen Hnatt endlich vom Hals geschafft hat? Sie hat sich eine erfolgreiche Karriere aufgebaut; sie ist planetenberühmt und hat jede Menge Schalen auf dem Konto ... Wollen Sie die Wahrheit hören? Sie kriegt jeden Mann, den sie haben will. Wann sie will. Sooft sie will. Em kann gut und gern auf Sie verzichten; damit sollten Sie sich abfinden, Barney. Und überhaupt, was hat Em, das Roni nicht hat? Ehrlich gesagt, ich wäre nicht abgeneigt ...«
»Ich glaube, Sie sind Palmer Eldritch«, sagte Barney.
»Ich?« Leo tippte sich auf die Brust. »Barney, ich habe Eldritch umgebracht; deswegen hat man mir ein Denkmal gesetzt.« Seine Stimme war ruhig und leise, aber sein Gesicht war zornesrot. »Habe ich vielleicht ein Stahlgebiß? Oder eine Armprothese?« Leo hob die Hände. »Na? Und meine Augen ...«
Barney ging zur Tür.
»Wo wollen Sie hin?« fragte Leo.
»Ich muß zu Emily«, sagte Barney und machte die Tür auf. »Es würde schon reichen, wenn ich mich nur ein paar Minuten mit ihr ...«
»Das können Sie vergessen, Junge«, sagte Leo. Er schüttelte entschieden den Kopf.
Während er im Flur auf den Fahrstuhl wartete, dachte Barney: Vielleicht ist Leo wirklich Leo. Und vielleicht sagt er die Wahrheit.
Ohne Palmer Eldritch schaffe ich es nicht.
Anne hatte recht; ich hätte ihr die Hälfte abgeben sollen, dann hätten wir es zu zweit versuchen können. Anne, Palmer ... Alles dasselbe, alles er, der Schöpfer. Denn genau das ist er, überlegte Barney, nichts mehr und nichts weniger als das. Der Herrscher und Gebieter über diese Welten. Wir bewohnen sie, aber er bestimmt ihr Schicksal. Er kann sich jederzeit und überall manifestieren, die Dinge über den Haufen werfen, in eine beliebige Richtung lenken. Er kann jeder von uns sein. Genaugenommen sogar wir alle, wenn er möchte. In Ewigkeit und immerdar, außerhalb von Zeit und Raum und allen anderen Dimensionen ... er kann selbst eine Welt betreten, in der er tot ist.
Palmer Eldritch war als Mensch nach Prox geflogen und als Gott zurückgekehrt.
»Bitte, Palmer Eldritch, hilf mir. Gib mir meine Frau zurück.« Er blickte sich um; es war niemand zu sehen, der ihn hätte hören können.
Der Fahrstuhl kam. Die Tür glitt auf. In der Kabine erwarteten ihn schweigend vier Männer und zwei Frauen.
Sie alle waren Palmer Eldritch, Männer wie Frauen: Armprothese, Stahlgebiß, das hagere, graue Gesicht mit Jensen-Augen.
Leicht asynchron, um Sekundenbruchteile versetzt, als wollte jeder der erste sein, der die Worte aussprach, sagten die sechs: »Von hier aus kommen Sie nicht mehr in Ihre Welt zurück; diesmal sind Sie zu weit gegangen, Mayerson, Sie haben eine massive Überdosis genommen. Ich kann nichts dafür; ich habe Sie davor gewarnt, als Sie mir das Päckchen gestohlen haben.«
»Können Sie mir denn nicht helfen?« fragte Barney. »Ich muß sie wiederhaben.«
»Sie haben mich offensichtlich nicht verstanden«, sagten die Palmer Eldritchs wie aus einem Munde und schüttelten gemeinschaftlich den Kopf; es war die gleiche Bewegung, die er Leo hatte machen sehen, das gleiche entschiedene Nein. »Wie ich Ihnen schon sagte: Da dies Ihre Zukunft ist, sind Sie hier bereits fest etabliert. Folglich ist in dieser Welt kein Platz für Sie; das ist eine simple Frage der Logik. Wem soll ich Emily zurückgeben? Ihnen? Oder dem echten Barney Mayerson, der die vergangenen zwei Jahre tatsächlich durchlebt hat? Denken Sie etwa, er hätte nicht probiert, Emily zurückzubekommen? Nach der Scheidung der Hnatts hat er mehr als einmal sein Glück versucht. Ich habe ihn unterstützt, wo ich nur konnte; das ist übrigens noch gar nicht allzulange her, erst ein paar Monate, kurz nachdem Richard Hnatt zum Mars verschifft wurde, wogegen er sich bis zum letzten Augenblick mit Händen und Füßen wehrte. Ich kann es ihm
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