Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Körper drang und darin verschwand. »Ich habe ja schon einige Phantasmen gesehen«, sagte sie und zog die Hand wieder zurück; sie wirkte jetzt um einiges gefaßter. »Aber noch nie von dir, Schatz. Alle, die damals dieses schauderhafte Zeug genommen haben, sind irgendwann einmal zum Phantasma geworden, aber in letzter Zeit werden sie eigentlich immer weniger. Noch bis vor einem knappen Jahr standen sie an jeder Ecke.« Sie setzte hinzu: »Schließlich hat sogar Hepburn-Gilbert eins von sich gesehen; geschieht ihm ganz recht, diesem Stinktier.«
»Dir ist hoffentlich klar«, sagte Barneys zukünftiges Ich zu Rom, »daß Eldritch ihn in der Gewalt hat, obwohl er für uns längst tot ist. Das heißt, wir müssen äußerst vorsichtig vorgehen. Eldritch kann Barneys Wahrnehmung jederzeit manipulieren, und wenn es dazu kommt, wird Barney gar nichts anderes übrigbleiben, als entsprechend zu reagieren.«
»Wie können wir dir helfen?« wollte Roni wissen.
»Er will auf den Mars zurück«, sagte sein zukünftiges Ich. »Er und Leo haben einen ungeheuer komplizierten Plan ausgetüftelt, um Eldritch mit Hilfe der Interplan-Justiz zu vernichten; zu diesem Zweck muß er ein ionisches Epilepsi-Gen namens KV-7 einnehmen. Hast du das etwa schon vergessen?«
»Aber es ist doch gar nicht zum Prozeß gekommen«, sagte Roni. »Eldritch hat einer außergewöhnlichen Einigung zugestimmt. Und das Verfahren wurde eingestellt.«
»Wir könnten dich natürlich mit einem P.-P.-Layouts-Schiff zum Mars bringen«, sagte sein zukünftiges Ich. »Aber das würde dir wenig nützen, denn Eldritch würde dir nicht nur folgen und mit dir an Bord des Schiffes gehen, sondern dich auf dem Mars auch wieder in Empfang nehmen – das ist eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Vergiß nicht, ein Phantasma kennt keine Grenzen; es ist nicht an Zeit und Raum gebunden. Sonst wäre es schließlich kein Phantasma; außerdem hat es keinen Metabolismus, zumindest nicht im landläufigen Sinne. Merkwürdigerweise jedoch unterliegt es der Gravitation. In letzter Zeit sind einige Studien zu diesem Thema erschienen; trotzdem stehen die Wissenschaftler bislang vor einem Rätsel.« Vielsagend schloß er: »Vor allem in der Frage: Wie bringt man ein Phantasma in dessen Raum und Zeit zurück – wie exorziert man es?«
»Du willst mich so schnell wie möglich wieder loswerden, nicht wahr?« fragte Barney. Ihm war kalt.
»Ja«, sagte sein zukünftiges Ich gelassen. »Genau wie du so schnell wie möglich wieder auf den Mars willst. Du weißt jetzt, daß du einen Fehler gemacht hast; du weißt, daß ...« Sein Blick fiel auf Roni, und er verstummte sofort. Er hütete sich, in ihrem Beisein über Emily zu sprechen.
»Es hat Versuche mit Hochspannungs-Elektroschocks gegeben«, sagte Roni. »Und mit Magnetfeldern. An der Columbia University ...«
»Die besten Ergebnisse bisher«, fuhr sein zukünftiges Ich dazwischen, »wurden am physikalischen Institut des Caltech an der Westküste erzielt. Das Phantasma wird mit Beta-Teilchen beschossen, wodurch eine der wesentlichen Proteinbasen zerstört wird, die für ...«
»Schon gut«, sagte Barney. »Ich lasse dich in Ruhe. Vielleicht können mir die Caltech-Physiker ja helfen.« Er war am Boden zerstört: Sogar er selbst hatte ihn im Stich gelassen; das ist der Gipfel, dachte er mit blinder, ohnmächtiger Wut. Verfluchter Mist!
»Komisch«, sagte Roni.
»Was?« fragte sein zukünftiges Ich, kippelte mit seinem Stuhl, verschränkte die Arme und starrte sie neugierig an.
»Diese Caltech-Geschichte«, antwortete Rom. »Meines Wissens sind dort nie Experimente mit Phantasmen durchgeführt worden.« Leise flüsterte sie Barney zu: »Laß dir seine Hände zeigen.«
»Ich will deine Hände sehen«, sagte Barney. Aber die schleichende Verwandlung des Mannes hinter dem Schreibtisch hatte schon begonnen, die charakteristische Ausbuchtung am Kiefer war unverkennbar. »Vergiß es«, sagte er mit belegter Stimme; ihm wurde schwindlig.
»Hilf dir selbst, so hilft dir Gott«, spottete sein zukünftiges Ich. »Ach, Mayerson, was versprechen Sie sich eigentlich davon, in der Weltgeschichte herumzuzigeunern auf der Suche nach einer armen Seele, die Sie bedauert? Ich bedaure Sie; ich habe Sie ausdrücklich davor gewarnt, das zweite Päckchen zu nehmen. Ich würde Sie ja sofort von Ihrer Qual erlösen, wenn ich nur wüßte, wie; und ich weiß mehr über die Droge als jeder andere.«
»Wie geht es jetzt weiter?« fragte Rom Fugate sein
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