Die drei ??? und das Gespensterschloss
warum sollte er sich das für uns beide ausgedacht haben? Er kennt uns ja überhaupt nicht.«
Justus schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Aber wenn er wirklich schon einige Zeit an der Arbeit war – wie kommt dann ein Krug mit Limonade und frischen Eiswürfeln hierher?«
»Mensch, du hast recht!«, rief Peter. »Aber dafür gibt es sicher eine Erklärung. Vielleicht trinkt er eben gern Limonade.«
»Eine Erklärung lässt sich für alles finden. Nur weiß man oft nicht, ob es die richtige ist.«
Justus verstummte, als Jonathan Rex wieder ins Zimmer trat. Er hatte ein Sporthemd mit Kragen angezogen und schlang sich gerade ein Tuch um den Hals.
»Manche Leute stört der Anblick meiner Narbe«, flüsterte er. »Deshalb verberge ich sie, wenn Besuch kommt. Sie stammt von einem kleinen Kratzer, den ich vor vielen Jahren auf den Malaiischen Inseln abbekommen hatte. Aber nun sagt mal, wie kommt ihr ausgerechnet hierher?«
Justus zog eine der Geschäftskarten hervor. Mr Rex betrachtete sie. »Die drei Detektive, aha«, sagte er. »Und womit befasst ihr euch?« Während Justus erklärte, dass sie ihm ein paar Fragen über Stephan Terrill stellen wollten, griff Rex nach seiner Sonnenbrille, die er auf den Tisch gelegt hatte. »Meine Augen sind so lichtempfindlich«, flüsterte er. »Bei Nacht sehe ich am besten … Was wollt ihr denn über meinen alten Freund Stephan Terrill wissen?«
»Es interessiert uns«, sagte Justus, »ob es Mr Terrill zuzutrauen wäre, dass er als rachsüchtiger Geist in seinem früheren Haus spukt, um die Leute zu vertreiben.«
Der durchdringende Blick hinter der dunklen Brille schien Justus und Peter aufmerksam zu mustern.
»Das ist eine gute Frage«, sagte der Mann. »Ich möchte sie so beantworten: Mein Freund Stephan war trotz seiner Filmrollen – all die Phantome und Ungeheuer, Piraten und Scheusale – ein sehr schüchterner und liebenswürdiger Mensch. Deshalb brauchte er mich als Manager. Es kostete ihn zu viel Überwindung, Verhandlungen zu führen. Seht euch das Bild hier an.«
Er griff nach einem großen gerahmten Foto, das hinter ihm auf einem Tisch stand. Die Jungen betrachteten es: Es zeigte zwei Männer unter einer Tür, die einander die Hände reichten. Einer der beiden war der Flüsterer. Der andere war nicht so groß und sah jünger aus. Es war offenbar das Original des Bildes, das sie bei Bobs Notizen gesehen hatten.
Das Bild trug eine Widmung: »Meinem guten Freund Jonathan Rex von Stephan.«
»Da seht ihr«, sagte Mr Rex, »warum ich mich um das Geschäftliche kümmern musste. Ich kam mit den Leuten gut zurecht – bei mir wurde keiner unverschämt. Stephan konnte sich so ganz seinen Rollen widmen. Er nahm das sehr ernst. Er genoss es, dem Publikum Angst und Schrecken einzujagen. Dass seine unzulängliche Stimme seinen letzten Film zum Heiterkeitserfolg machte, brach ihm das Herz. Eines konnte er nicht ertragen: dass man ihn auslachte. Ihr solltet das begreifen.«
»Gewiss«, sagte Justus. »Ich kann mir denken, wie ihm zumute war. Ich hasse es auch, wenn man über mich lacht.«
»Siehst du«, flüsterte der Mann. »Als der Film angelaufen war, verließ Stephan wochenlang nicht sein Haus. Er kündigte auch dem Personal. Ich musste alle Besorgungen machen. Immer wieder wurde berichtet, dass in den Kinos Lachstürme ausbrachen, wenn der Film gezeigt wurde. Ich versuchte ihn zu überreden, dass er es vergessen müsse, aber er kam nicht davon los. Schließlich trug er mir auf, alle Kopien seiner alten Filme aufzukaufen. Er wollte, dass niemand sie mehr zu Gesicht bekäme. Ich trieb auch alle auf, für ein Heidengeld, und brachte sie ihm. Dann musste ich ihm sagen, dass die Bank, die ihm für den Hausbau ein Darlehen gewährt hatte, das Schloss als Sicherheit übernehmen wollte. Er war ja noch jung und hatte geglaubt, noch viele Filme drehen zu können, deshalb besaß er fast keine Ersparnisse.
Wir standen damals in der Halle. Er sah mich wild an. ›Niemals bringen sie mich von hier weg‹, sagte er. ›Was auch mit meinem Körper geschieht – mein Geist wird dieses Haus niemals verlassen.‹«
Der Mann mit der Flüsterstimme schwieg. Die blanken Gläser der Sonnenbrille wirkten wie die Augen eines fremdartigen Geschöpfes.
Peter schauderte. »Allerhand!«, sagte er. »Das klingt ganz, als hätte er vorgehabt, der Geisterwelt beizutreten.«
»Oh ja«, stimmte Justus zu. »Aber Sie sagen da, Mr Rex, dass Mr Terrill ein sehr liebenswürdiger Mensch war. Ein solcher
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