Die drei ??? und das Gespensterschloss
viel Arbeit bei der Firma Jonas. Bob saß auf einer umgestürzten Badewanne und kontrollierte die Stückzahl auf den Lieferscheinen. Er fragte sich, ob sie sich wohl irgendwann in der Zentrale treffen könnten. Es war jetzt zwei Tage her, seit Justus und Peter den »Flüsterer« interviewt hatten, und noch immer hatten sie nicht ungestört zusammenkommen können. Mrs Jonas spannte sie tüchtig ein. Und wenn sie einmal keine Arbeit für die Jungen hatte, musste Bob in der Bücherei und Peter zu Hause helfen.
Mr Jonas war auf Einkaufstour gewesen, und die Neuzugänge wollten kein Ende nehmen. Wenn das so weiterging, konnte noch eine Woche verstreichen, bis sie Zeit fanden, über den neuen Rätseln zu brüten.
Gegen Mittag gab es eine Pause, als Mrs Jonas aufblickte und den großen Lastwagen der Firma in die Einfahrt einbiegen sah. Justs Onkel, Titus Jonas, ein kleiner Mann mit langer Nase und gewaltigem schwarzen Schnurrbart, thronte wie ein König oben auf der Fracht: Er saß in einem wunderbar geschnitzten alten Stuhl. Wenn Mr Jonas auf Einkaufsreise ging, erwarb er alles, was ihm gefiel. Mrs Jonas stieß einen kleinen Schrei aus, als der Wagen hielt. »Grundgütiger Himmel!«, rief sie. »Titus Andronicus Jonas, was hast du diesmal wieder gekauft? Du bringst uns noch alle an den Bettelstab!«
Mr Jonas winkte ihnen mit seiner Pfeife zu. Mit der anderen Hand hielt er ein fächerförmig geordnetes Bündel Metallröhren fest – Zubehör einer zwei Meter hohen Heimorgel. »Ich habe eine Orgel gekauft, Mathilda«, rief Mr Jonas vom Wagen herunter. Er hatte eine tiefe Bassstimme. »Ich will Orgelspielen lernen. Los, Patrick, Kenneth, wir müssen dieses wertvolle antike Instrument sicher herunterbringen.«
Mr Jonas sprang wie ein Junge vom Wagen. Patrick folgte, und Kenneth schob die Orgel auf die hinten an der Ladefläche angebrachte Hebevorrichtung. Als das Instrument sicher stand, betätigte Patrick die Steuerung, und der Aufzug senkte sich behutsam zur Erde.
»Eine Orgel!« Mathilda Jonas war so verblüfft, dass sie ganz vergaß, die Jungen zur Arbeit anzuhalten. »Bei allen guten Geistern, was willst du mit einer Orgel?«
Mr Jonas zog an seiner Pfeife. »Spielen lernen, meine Liebe«, sagte er. »Schließlich habe ich einmal im Zirkus Leierkasten gespielt.« Er gab die Kommandos, und Patrick und Kenneth hoben die übrigen Teile der Orgel vom Wagen. Die beiden waren so kräftig, dass sie dazu den Aufzug nicht mehr brauchten. Dann entschied Mr Jonas, dass die Orgel am Zaun dicht neben dem Haus aufgestellt werden sollte. Patrick und Kenneth hoben, schleppten, zogen, und endlich waren alle Bestandteile des Instruments beieinander und warteten nur noch aufs Zusammensetzen.
»Das ist eine richtige Orgel mit Blasebalg«, erklärte Mr Jonas stolz den Jungen. »Ich habe das Prachtstück in der Nähe von Los Angeles, in einem kleinen Theater entdeckt, das gerade abgerissen wurde.«
»Du liebe Güte«, seufzte Mrs Jonas. »Ich bin bloß froh, dass die Nachbarn so weit weg wohnen.«
»Aber stellt euch mal eine wirklich große Orgel vor«, sagte Mr Jonas. »Man kann in so eine Orgel Pfeifen von solcher Länge und so großem Durchmesser einbauen, dass ihre Töne vom menschlichen Ohr gar nicht mehr gehört werden können.«
»Kann man Töne, die man nicht hören kann, überhaupt so nennen, Onkel Titus?«, fragte Justus.
»Andere Wesen können sie hören – vielleicht Elefanten. Die haben ja sehr große Ohren«, sagte Mr Jonas schmunzelnd.
»Was würde eine Orgel nützen, deren Töne man nicht hören kann?«, fragte Peter. »Ich meine, ein Elefant wird sich das Orgelspiel wohl kaum anhören.«
»Weiß ich nicht, mein Junge, weiß ich nicht«, sagte Titus Jonas. »Ich könnte mir denken, dass die Wissenschaft dafür Verwendung finden würde, wenn sie sich ernsthaft damit beschäftigte.«
»Übrigens«, bemerkte Bob, »gibt es für Hunde Pfeifen, die wir nicht hören. Ihr Ton ist für uns zu hoch.«
»Stimmt, mein Junge«, sagte Mr Jonas. »Vielleicht könnte man im Zirkus Pfeifen für Elefanten machen, die genau das Gegenteil der Hundepfeifen sind: mit ganz tiefen Tönen statt der hohen.«
»Gewissermaßen Infraschall«, warf Just ein. »Töne, oder besser Schwingungen, die zu langsam sind, um gehört zu werden, liegen unterhalb der Hörschwelle oder Schallgrenze. Töne, die für das menschliche Ohr zu hoch sind, nennt man Ultraschall.«
Äußerst interessant, diese knappe Lektion in Akustik … Ich kann Justus
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