Die drei ??? und das Tuch der Toten (drei Fragezeichen) (German Edition)

Schloss, das er selbst an der Tür angebracht hatte.
    »Hereinspaziert!«
    Peter trat in das muffige Halbdunkel. »Wo hast du eigentlich diese coole Lederjacke her?« Er amüsierte sich immer noch über Justus’ Outfit. Schwarze Lederjacke, alte Jeans, verspiegelte Sonnenbrille. Nur die Turnschuhe und das T-Shirt mit der Aufschrift SENIOR BOSS passten irgendwie nicht dazu.
    »Aus einer Kiste Altkleider, die Onkel Titus gestern mitgebracht hat.« Justus schloss eilig die Tür hinter Bob. Dann schaltete er die Taschenlampe an und leuchtete in eine Ecke. »Da steht das gute Stück.«
    Vor einiger Zeit hatte sich der Erste Detektiv ein gebrauchtes Motorrad gekauft und zusammen mit seinem Cousin Ty Cassey instand gesetzt. Das Problem war nur, dass er damit nicht fahren durfte. Was wiederum nicht daran lag, dass er keinen Führerschein hatte. Den hatte er nämlich eigens gemacht. Es lag an Tante Mathilda. Die wollte absolut nichts davon wissen, dass ihr Neffe mit diesem Höllengefährt durch die Gegend brauste. Nicht bevor er volljährig war. Auf gar keinen Fall. Nein! Deswegen hatten Justus und Ty zu einer List greifen müssen. Ty hatte sich das Motorrad offiziell bis zu Justus’ Volljährigkeit ausgeliehen und die Maschine dann in diesem Schuppen untergebracht, damit der Erste Detektiv sie wenigstens ab und zu nutzen konnte. Justus machte im Hinblick auf Tante Mathilda allerdings nur selten Gebrauch von dieser Möglichkeit.
    »Und das Ding fährt wirklich?« Angus ging um das Motorrad herum. Ein schwarz glänzendes Ungetüm mit reichlich Chrom.
    »Mit diesem Monsterhobel versägt Just jeden!« Der Zweite Detektiv hob den Daumen.
    Die anderen sahen ihn erstaunt an.
    »Na ja«, gab sich Peter kleinlaut. »Sagt man doch so, oder?«
    Angus Powell wandte sich dem Ersten Detektiv zu. »Mir ist immer noch überhaupt nicht wohl bei der Sache. Mit den Kerlen in der Schwarzen Acht ist nicht zu spaßen, Justus. Die sind wirklich von der harten Sorte.«
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn Justus. »Wir haben beileibe nicht zum ersten Mal mit einer derartigen Klientel zu tun. Außerdem werde ich ja nicht Leo zur Sprache bringen, sondern mich nur für ein Quad interessieren. Das wird schon klappen.«
    »Und dann musst du noch wissen, dass Justus ein hervorragender Schauspieler ist«, sagte Bob. »Als Kind hat er sogar mal –«
    »Bob! Das muss jetzt nicht sein!«, unterbrach Justus seinen Freund.
    »… die Wiedergeburt von Baby Fatso im Fernsehen gegeben«, beendete der dritte Detektiv dennoch den Satz. Und grinste. Mit diesem Teil seiner Vergangenheit wurde Justus nicht allzu gern konfrontiert.
    »Wirklich?« Angus schien beeindruckt.
    »Ja«, erwiderte Justus knapp und ging hinüber zu dem Motorrad. »Also, dann machen wir das jetzt so?« Er nahm den – ebenfalls schwarzen – Helm von der Lenkerstange und zog ihn sich über. »Ihr folgt mir in sicherem Abstand und ich erkunde das Terrain.«
    »Wir sollten dich vielleicht verkabeln«, meinte Angus. »Nur für alle Fälle.«
    »Nicht nötig. Ich gehe da rein und wieder raus. Das war’s.«Justus schwang das Bein über den Sattel und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
    »Dann mal los, Boss!« Peter machte mit seinen Fingern die Teufelshörner. »Gib der Kiste die Sporen!«
    Der Erste Detektiv zog die Kupplung und trat auf den Kick-Starter. Zweimal hustete der Motor, beim dritten Mal bellte er böse auf und sprang an. Justus drehte am Gas und der Lärm in dem kleinen Schuppen wurde ohrenbetäubend. Bob lief zur Tür und öffnete sie. Langsam rollte Justus nach draußen.
    Bis zur Olive Street waren es keine fünf Minuten, obwohl der Erste Detektiv sogar einen kleinen Umweg fahren musste. Denn die kürzeste Strecke hätte genau am Schrottplatz und damit womöglich an Tante Mathilda vorbeigeführt. Als die Bar schließlich hinter einer Kreuzung auf der rechten Seite in Sicht kam, wurde Justus klar, dass es erst kurz vor elf Uhr war. Wenn sie Pech hatten, machte die Schwarze Acht erst abends auf. Er ließ die Maschine ausrollen und hielt auf einem der Stellplätze vor der Tür.
    Bei Tage sah die Bar längst nicht so finster aus wie in der Nacht. Sie wirkte eher ein wenig schäbig. An einigen Stellen bröckelte der Putz von der schwarz gestrichenen Wand, die dunkle Fensterfolie wies viele Risse und Lücken auf und auch die Leuchtreklame über der Tür, eine riesige schwarze Billardkugel mit einer weißen Acht darauf, hatte ein großes Loch. Justus hängte sich den Helm