Die drei ??? und der Ameisenmensch
sacht ins Schwingen.
»Das gefällt mir sehr«, sagte Gerhart Malz. »Die Prismen sind so kunstvoll aufgehängt, daß sie vibrieren, wenn die alte Uhr schlägt. Sie sind mit dieser Uhr im Einklang. Der Leuchter ist eine Neuerwerbung. Ich kaufte ihn voriges Jahr. Natürlich mit Zustimmung des Vorstandes.«
Er ging weiter, und die Jungen folgten ihm in einen Raum, der einen zierlichen Sekretär aus hellem Holz, einen kunstvoll gearbeiteten Stuhl und ein einziges Gemälde enthielt.
»Phantastisch!« rief Peter begeistert.
Das Gemälde war das Original des Bildes, das sie in Mrs. Chumleys Salon gesehen hatten.
»Es ist das gleiche, und doch ist es anders«, sagte Bob, während er das Bildnis der Frau mit einer Rose betrachtete.
»Der Unterschied liegt natürlich darin, daß dieses Bild von Vermeer gemalt wurde«, unterstrich Malz. »Die Kopie ist hervorragend – aber eben eine Kopie. Ihr fehlt der Genius des Meisters.«
Die Jungen schwiegen ein paar Minuten lang. Dann sagte Bob verwundert: »Aber es sieht so neu aus. Ist Vermeer nicht schon lange tot?«
»Seit mehr als dreihundert Jahren«, antwortete Malz. »Dieses Bild wurde vermutlich um 1660 gemalt. Als Mr. Mosby es kaufte, befanden sich mehrere alte Firnisschichten darauf, und es wirkte stumpf und bräunlich. Ich entfernte den Firnis, und zum Vorschein kamen diese frischen, wunderschönen Farben.«
»War das Entfernen schwierig?« fragte Peter.
»Ein Bild zu reinigen, ist eine Kunst für sich«, erklärte Malz.
»Aber die Mühe lohnt sich. Im nächsten Raum haben wir mehrere Rembrandts, die ganz in mattem Braun und Gelb waren, mit tiefen, schwarzen Schatten. Aber so hat Rembrandt nicht gemalt. Ich behandelte die Bilder, und nun leuchten und schimmern die Farben voller Leben. Kommt mit, ich zeige sie euch.«
Als sie auf die Diele traten, schnupperte Justus. »Hier riecht es so ölig, kommt das von einer Substanz, die Sie beim Restaurieren verwenden?«
»Das mag Ölfarbe sein oder vielleicht eines der Lösungsmittel, die ich bei den Bildern anwende«, erklärte Malz. »Mein Atelier ist im zweiten Obergeschoß. Dort haben Besucher keinen Zutritt – auch keine Ehrengäste wie ihr drei. In diesem Stockwerk wohne ich auch.«
Bob schaute sich um. »Ich finde, hier könnte man sich sehr einsam fühlen. Es ist unheimlich ruhig.«
»Manchmal ist es wirklich einsam«, sagte Malz. »Ich habe noch eine Stadtwohnung in Santa Monica, und dorthin gehe ich, wenn mir die Ruhe hier zu viel wird. Aber im Grunde bin ich ebenso gern mit mir allein wie mit Menschen zusammen.«
Malz ging rasch weiter zu einem Ausstellungsraum neben dem Vermeer-Zimmer, und dort sahen die Jungen die Rembrandts, die er restauriert hatte – eine Landschaft und das Bildnis einer alten Frau. Dann gingen sie von einem Raum zum anderen. Es gab Gemälde von Rubens und van Dyck und anderen großen Meistern – und viele weitere von Künstlern, die nicht ganz so berühmt waren.
Mehr als eine halbe Stunde war vergangen, als Malz verkündete, nun sei die Führung zu Ende. Er geleitete die Jungen die Treppe hinunter und aus dem Haus. Der Aufseher war nun nicht mehr in der Eingangshalle, also schloß Malz die schwere Tür hinter ihnen ab. Mit einem zweiten Schlüssel setzte er die Alarmanlage in Betrieb. Dann überquerten er und die Jungen wieder die Straße zur Villa Radford.
Gerade hatten sie die Fahrbahn betreten, als die Schreie einsetzten. Sie zerstörten den Frieden des Sommernachmittags
– schrill und durchdringend und unaufhörlich.
»Nicht schon wieder!« rief Peter und begann zu laufen.
Die bedauernswerte Miss Radford muß erneut in Panik geraten sein. Wir aber sollten hier eine ruhige Minute einschalten, um die Eindrücke der drei ??? im Mosby-Museum nochmals zu überdenken. Gerhart Malz erscheint einerseits überaus aufgeschlossen, wo es um Auskünfte über Kunstwerke und Restaurierung geht – andererseits wahrt er mit knappen Worten seine Intimsphäre. Nun?
Der rätselhafte Späher
Peter und Bob rannten quer über den Rasen und hasteten die Steinstufen zur Terrasse hinauf.
»Es ist wieder Letitia«, ereiferte sich Malz, während er mit Justus langsamer nachkam.
Letitia Radford stand vor dem Schwimmbecken, barfuß und im nassen Badeanzug. Sie hielt ein großes Badetuch umklammert, und sie schrie fürchterlich.
»Letitia, hören Sie auf!« rief Mrs. Chumley.
Justus starrte hin. Soviel er sehen konnte, war überhaupt nichts los. Doch Letitia Radford schrie und schrie.
Mrs.
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