Die drei ??? und der Ameisenmensch
Woolley dürfen wir nicht vergessen. Er ist schließlich unser Auftraggeber.«
»Ja, er hat uns beauftragt«, bestätigte Justus. »Und ihn vergessen wir gewiß nicht. Denn auch er gehört zu den Verdächtigen. Was wissen wir schließlich von ihm? Nur das, was er uns selbst erzählte. Ist er wirklich Entomologe? Oder geht es ihm aus einem anderen Grund darum, sich auf dem Gelände der Radfords aufzuhalten?«
»Was für ein Grund könnte das sein?« fragte Peter.
»Das wissen wir nicht. Aus welchem Grund sollte jemand Letitia Radford quälen wollen? Stellt sie für irgendwen eine Bedrohung dar? Hat sie jemanden schwer beleidigt? Ich schlage vor, daß wir über unsere Verdächtigen weitere Nachforschungen anstellen. Mrs. Chumley kann die Vogelscheuche keinesfalls sein, denn sie kann nicht gehen.
Aber mit Burroughs und seiner Frau sollten wir uns näher befassen. Und mit Malz. Er sieht nicht danach aus, als würde er Insekten stehlen, aber unmöglich ist gar nichts. Und dann Woolley. Immerhin ist er es, der die Vogelscheuche auf dem Zaun aufstellte und unbeabsichtigt die Ameisen lieferte, die dann auf Letitia Radfords Bett gelandet sind. Vielleicht weiß er doch mehr, als er vorgibt. Oder vielleicht sind die Angriffe gegen Letitia ein Versuch, Woolley zu schaden. Wir müssen ein Motiv für die sonderbaren Vorfälle hier finden. Wenn wir mehr über die Betroffenen wissen, kommen wir vielleicht eher zu dem Motiv. Gleich morgen früh geht es los mit Ermittlungen!«
Und nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen kann Mrs. Chumley die Vogelscheuche wirklich nicht sein. Vorstellbar wäre aber immerhin, daß man auch vom Rollstuhl aus die Puppen tanzen lassen kann. Vorstellbar ist selbstverständlich auch, daß eine Behinderte empfindlicher und reizbarer ist als ihre Mitmenschen – kurzum, daß Letitia Mrs. Chumley einfach auf die Nerven geht. Die Hausdame wünscht sich ja offensichtlich eine Ruhepause (und Letitia nach Europa oder doch wenigstens in die nächste Stadt . . . ).
Auf der Suche nach Antworten
Am nächsten Morgen um zehn stellte sich Peter Shaw am Informationstisch der Universitätsbibliothek von Los Angeles ein. Dr. Barrister, Dozent an der Universität Ruxton, hatte die Bibliothek im Auftrag der drei ??? angerufen. Barrister war früher einmal an einem Fall beteiligt gewesen, den die Jungen gelöst hatten, und war bald zu ihrem Freund geworden. Er beriet sie oft, wenn sie Informationen über wissenschaftliche Themen brauchten.
Das Mädchen am Tisch war kaum älter als Peter. Sie lächelte, als er sich vorstellte und sich auf Dr. Barristers Telefonat berief. »Also du schreibst eine Arbeit über Ameisen«, sagte sie. Sie nahm zwei Bücher aus einem Regal hinter dem Tisch.
»Das sind die Bücher, die Dr. Woolley über seine Forschungen in Panama verfaßt hat. Es sind doch die Bände, die dich interessieren, nicht?«
»Genau«, antwortete Peter in der Hoffnung, daß sie es waren.
Er fühlte sich unbehaglich in der Rolle des ernsthaften Studenten. Wenn ihm nun jemand eine Frage stellte, die er nicht beantworten konnte? Peter war ein Sportsmann, kein Bücherwurm. Doch Justus hatte seine Einwände gegen diesen Auftrag in der Bibliothek abgetan und behauptet, ein guter Detektiv müsse in vielen Welten zu Hause sein. Er hatte Peter geholfen, eine flotte Ausrede zu ersinnen, und ihm empfohlen, ganz locker aufzutreten.
Peter trug Dr. Woolleys Bücher zu einem langen Tisch, der von Stühlen in heiteren Farben umrahmt war. Er setzte sich hin, schlug eines der Bücher auf und begann zu lesen.
Nach einer halben Stunde schob er die Bücher von sich. Nun wußte er über Wanderameisen kaum mehr als beim Betreten der Bibliothek. Die Bände waren reine Fachbücher und wim-melten von unverständlichen Ausdrücken. Doch sie waren verhältnismäßig neu und trugen noch die Schutzumschläge.
Auf jedem Umschlag war ein Foto von Charles Woolley und eine kurze Biographie des Insektenforschers. Peter machte sich Notizen auf einem kleinen Schreibblock, den er mitge-bracht hatte. Charles Woolley hatte an der Universität in Los Angeles das erste und in Stanford das zweite Examen abgelegt, und dann war er zur Promotion in Entomologie nach Los Angeles zurückgekehrt. Die Expedition nach Panama hatte er vor drei Jahren unternommen. Außer der akademischen Laufbahn und der Expedition erwähnte der Text auf den Schutzumschlägen noch, daß Charles Woolley unverheiratet und Dozent an der Universität von Los Angeles war.
Peter
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