Die drei ??? und der Automarder
finsteres Gesicht. »Na schön, was willst du hören?«
»Wir wissen bereits, daß Sie niemanden beim Zertrümmern einer Scheibe beobachten konnten, aber ist Ihnen etwas Verdächtiges oder eben Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Nee, überhaupt nichts.« Schon wieder sah der Mann auf die Uhr, zog seinen zweiten Motorradstiefel an und stand auf, zum Aufbruch bereit.
Paul ließ nicht locker. »Können Sie mir sagen, wen Sie an diesen Abenden sahen?« fragte er rasch weiter. »Wer kam alles an Ihrem Standort vorüber?«
»Wer alles?« Der Polizist sah Paul verblüfft an.
»Ja, Sir, sofern Sie sich erinnern können.«
»Du machst wohl Witze, Junge? All die Leute, die vorübergingen und überhaupt nichts taten?« Er gähnte. »Hör mal, ich habe mein Protokoll abgeliefert. Da tat sich gar nichts. Aber ich habe jetzt was zu tun, klar?« Er ging auf die Tür zu.
»Tut mir leid. Na ja, es ist nicht einfach, sich an alle Einzelheiten zu erinnern.«
Da blieb der kleine Streifenpolizist stehen und drehte sich wieder zu Paul um. »Was soll das heißen? Du glaubst, ich erinnere mich nicht mehr an die Aktionen? Oh, da wüßte ich schon was zu sagen, aber nicht von harmlosen Vorübergehenden. Falschen Alarm hat es nämlich ein paarmal gegeben.«
»Falschen Alarm?«
Der kleine Polizist nickte. »Manches war schon hirnverbrannt.«
»Berichten Sie mir davon«, bat Paul.
Der erschöpfte Beamte sah wieder auf die Uhr und seufzte. »Na schön. Da war so ein alter Pritschenwagen. Hatte eine Bande Kinder geladen, die hintendrauf sangen und allen möglichen Unfug trieben. Kurz vor dem Straßenstück, das wir überwachten, hielt der Wagen an, und die ganze Bande sprang runter. Eine Zeitlang dachten wir, die schmeißen nun bestimmt Autofenster ein. Aber die lieferten sich nur eine wilde Hetzjagd über Zäune und Hydranten und Büsche und sogar über Autos weg, bis sie an der nächsten Ecke waren. Dort kletterten sie alle wieder auf die Pritsche, und der Wagen fuhr weiter.«
Paul schrieb das alles mit. Der müde Polizist gähnte noch einmal, ehe er fortfuhr.
»Und dann waren da drei Punks mit Motorrädern, von der Bande
›Der Graue Tod‹. Sie kamen ganz gemächlich durch und kurvten immerzu in Achtern herum und schauten in alle Autofenster, als suchten sie was zum Klauen, nur brachten sie ihre Maschinen nie ganz zum Stehen. Endlich fuhren sie weiter und über die nächste Kreuzung, immer in Schlangenlinien.« Er schüttelte mißbilligend den Kopf.
Paul machte Notizen und nickte. Der junge Polizist seufzte wieder. »Und zuletzt kam so ein großer Kerl mit Kopfhörern auf einem Rennrad, in einem Aufzug wie ein Raumfahrer. Einmal sah es fast so aus, als wolle er etwas unter seinem Radlertrikot hervorziehen, und er wurde auch langsamer, aber dann legte er wieder zu und trat forsch weiter.«
Paul schrieb sich das fleißig auf und nickte dazu, auch nachdem sein Interviewpartner verstummt war. Und als er dann aufsah, war er allein im Raum. Der müde Streifenpolizist hatte sich auf den Heimweg gemacht.
Der wie aus dem Ei gepellte Leutnant Samuels musterte Justus hochnäsig. »Ich halte nichts von Kindern, die sich für schlau genug halten, um Straftaten aufzuklären, Jonas. Das führt nur dazu, daß sie die Polizei im Dienst behindern.«
»Ich bedaure, daß Sie diesen Eindruck haben, Sir«, entgegnete Justus höflich. »Allerdings ist Hauptkommissar Reynolds da offenbar anderer Meinung. Wir konnten ihn bei verschiedenen Anlässen schon tatkräftig unterstützen.«
Leutnant Samuels stieg die Röte ins Gesicht. »Glaubst du wirklich, daß ihr Bürschchen so gut seid wie geschulte Polizisten?«
»Das vielleicht nicht, Sir. Aber manchmal bringen wir Dinge zuwege, die der Polizei nicht möglich sind – und zwar gerade deshalb, weil wir noch nicht erwachsen sind.«
Samuels warf dem Ersten Detektiv einen grimmigen Blick zu, dann setzte er sich in dem kleinen Dienstzimmer an seinen Tisch.
Justus bekam keinen Stuhl angeboten.
»Was willst du von mir?«
»Nur eine Beschreibung von jedem, der irgendwann an Ihrem Standort vorüberkam.«
»Sonst noch was?« fragte der Leutnant sarkastisch. »Es ist dir ja wohl klar, daß niemand all das im Kopf behalten könnte. Und meine Notizen sind ein Bestandteil des Protokolls für meine Dienststelle, und das ist ja geheim, wie euch der Chef schon gesagt hat.«
»Er sagte, das Protokoll als solches sei geheim«, stellte Justus richtig. »Aber er hat uns erlaubt, Sie und Ihre Kollegen über alles zu
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