Die drei ??? und der Karpartenhund
glaube nicht, daß zwei Menschen, die einander aufs Haar gleichen, in einem Haus wohnen können, ohne daß es irgendwer merkt.«
»Bei Mrs. Boggle auf keinen Fall«, sagte Prentice.
»Allerdings ist all das noch keine Erklärung für die Lichtblitze hier in der Wohnung, die ja offenbar auch Elmquist auf geheimnisvolle Weise erzeugt«, brachte Justus noch vor. »Dazu täte mir endlich ein Geistesblitz not.« Alle bis auf Mr. Prentice grinsten.
Peter war ans Fenster getreten und meldete, Murphys Neffe sei aus dem Haus gegangen.
»Dann sind wir jetzt unter uns.« Justus blickte nachdenklich auf das Schränkchen, worin Prentice das Lösegeld verborgen hatte.
»Eine Tüte voller Bargeld«, sagte er. »Weil es in der Tüte steckt, ist das Geld unsichtbar.« Seine Miene hellte sich auf, und plötzlich funkelten seine Augen.
»He, Just, was ist denn?« fragte Bob, der daran erkannte, daß dem Ersten Detektiv ein Licht aufgegangen war.
»Soll ich euch eine Geschichte erzählen?« war Justs Erwiderung.
»Red nicht um den heißen Brei!« sagte Peter gereizt. »Die Zutaten kannst du dir sparen!«
»Es ist ein Mordfall«, fuhr Justus unbeirrt fort. »Eine Erzählung, die ich vor langer Zeit gelesen habe. Es geht darin um einen Mord, der mit einer unsichtbaren Waffe verübt wurde.«
»Ja, und?« sagte Fenton Prentice.
»In der Geschichte«, sagte Justus, »saßen ein Ehepaar und ein Freund in einem Zimmer beim Essen. Der Ehemann und der Freund gerieten während des Essens in Streit, und daraus entwickelte sich bald ein fürchterlicher Kampf. Die Männer schlugen sich, und die Kerzen – die einzige Beleuchtung im Raum – stürzten dabei um. Da hörte die Frau ihren Mann aufschreien und spürte, wie etwas an ihrem Rock zerrte. Sie schrie laut, und die Diener kamen gelaufen. Sie fanden den Mann tot und die Frau mit blutverschmiertem Rock. Der Mann war erstochen worden – aber im Raum war keine Waffe zu finden. Die Bediensteten suchten und die Polizei ebenso, aber niemand konnte die Waffe entdecken. Zunächst zog man daraus den Schluß, der Mann sei von einem Dämon umgebracht worden.«
»War ganz praktisch, zu einer Zeit zu leben, in der man solche Schlüsse ziehen konnte«, bemerkte Charles Niedland.
»In Wahrheit verhielt es sich so«, erzählte Justus weiter, »daß er mit einer unsichtbaren Waffe getötet worden war – einem gläsernen Dolch. Der Mörder – der Freund, der mit dem Paar gegessen hatte – hatte den Mann im Dunkeln erstochen und den gläsernen Dolch am Rock der Frau abgewischt. Dann steckte er den Dolch in einen Wasserkrug, der auf der Anrichte stand. Im Wasser war er nicht zu sehen. – Mr. Prentice, warum sollte jemand Miss Chalmers vergiften wollen?« fragte Justus. »Gibt es dafür irgendein Motiv außer der Tatsache, daß sie jeden Abend schwimmen ging?«
»Um Himmels willen!« sagte Charles Niedland.
»Und Mrs. Boggle«, fuhr Justus fort. »Gewiß ist sie fürchterlich naseweis, aber keiner wollte ihr ernstlich Schaden zufügen – bis sie sagte, sie würde das Becken leeren und reinigen lassen. Mr. Prentice, wir haben die ganze Zeit nach einem Kristallhund gesucht, der unsichtbar ist und dabei offen zutage liegt – genau wie der gläserne Dolch im Wasserkrug.«
»Das Schwimmbecken!« rief Bob. »Er ist in dem Becken!«
Justus stand da und strahlte, die Hände in die Seiten gestemmt.
»Morgen sollen Sie den Kristallhund gegen das Lösegeld eintauschen. Wenn wir uns den Hund nun heute schon holen?
Die Zeit ist bestens geeignet. Niemand außer uns ist im Haus.«
»Nicht zu fassen!« rief Prentice.
Justus grinste. »Bob«, sagte er, »stell dich an den hinteren Hofeingang und paß auf, daß keiner durchkommt. Peter, du überwachst die Straße vom Vordereingang aus.«
»Und was hast du vor?« wollte Peter wissen.
Justus war schon auf dem Weg zum Balkon, und sein Hemd hatte er halb aufgeknöpft. »Ich werde schwimmen gehen.«
Bob und Peter gingen auf ihren Posten, und Prentice und Niedland folgten Justus zum Schwimmbecken. Er zog sich bis auf die Unterhose aus und ließ sich bibbernd am flachen Ende ins Wasser gleiten.
»Jetzt nur Ruhe bewahren«, sagte Prentice besorgt.
Justus watete zum tiefen Ende vor und suchte die blauen und goldfarbenen Fliesen auf dem Beckenboden sorgfältig ab. Als ihm das Wasser bis ans Kinn reichte, tauchte er und ließ sich auf den Grund sinken. Dann arbeitete er sich mit kräftigen Beinschlägen dicht über dem Beckenboden vor.
Noch einmal stieß er
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