Die drei ??? und der rote Pirat
Murren der Enttäuschung drang aus der Menge. Die jungen Leute fingen einfach an zu drängeln und zu schubsen. Major Karnes wich betroffen zurück, stieß gegen einen der hohen Torflügel und schob beide zu. Mit dem Rücken zum Tor versuchte er weiterzureden, kam aber gegen die erbosten Halbwüchsigen nicht an.
»He, was soll’n das?«
»Da kommt man extra hierher – und dann is’ nix!«
»Mann, Sie ha’m vielleicht Nerven!«
Major Karnes fuchtelte mit seiner Reitgerte vor dem jugendli-chen Publikum herum. »Nun macht schon, daß ihr weg-kommt!«
Da ging der Krawall erst richtig los. Ein großer Lümmel riß dem kleinen Mann die Reitgerte aus der Hand und warf sie in hohem Bogen weg. Die anderen schoben sich bedrohlich näher heran. Major Karnes wurde blaß.
»Hilfe! Hubert!«
Aber die aufgebrachte Horde drängte sich schon ganz dicht vor ihm!
Betrug!
»Hilfe!« schrie Major Karnes, als die wutentbrannten jungen Leute ihm zu Leibe rückten. »Hubert! Hilf mir doch!«
Peter wandte sich rasch an Justus. »Du, die hauen hier ja ganz schön auf den Putz. Bring du den Major in Sicherheit.« Dann sprang der große Junge auf das Dach eines in der Nähe abgestellten Autos und wies die Straße entlang.
»Polizei!« rief er. »Die Bullen rücken an!«
Die Schreier und Raufbolde drehten sich um und blickten erschrocken zu Peter hin. Bob und Justus schlüpften flink durch die Menge und traten auf den Major zu.
»Los, verschwinden!« brüllte Peter. »Wir hauen ab!«
Er sprang vom Wagendach und rannte auf der Straße in der Gegenrichtung los. Ein paar Jungen liefen ihm hinterher, andere zögerten noch. Im Hintergrund zog Bob einen der schweren hölzernen Torflügel auf.
»Nach Ihnen, Sir.« Justus schob den Major durch. Gleich darauf tauchte Peter in dem sich langsam auflösenden Menschenknäuel auf und schlüpfte hinter Major Karnes, Justus und Bob in den Hof. Mit vereinten Kräften drückten die Jungen die Torflügel zu. Major Karnes lehnte keuchend an der Innenseite der Mauer.
»Hubert!« schrie er aus vollem Hals.
Der Hof war mit großen, alten Steinplatten belegt. Dazwischen wuchsen Pfeffersträucher und anderes Gebüsch. Die hohe Mauer verbarg sich innen fast ganz unter blühenden Schlinggewächsen. Sie umgab den ganzen Hofraum, nur unterbrochen durch die kurze Ladenreihe vorn an der Straße.
Die Läden waren offenbar alle unbenutzt. Ein Transporter parkte einsam vor der Ladenfront.
Der Major zog ein rotes Taschentuch heraus und tupfte sich die Stirn ab. »Vielen Dank für die Hilfe, ihr drei. Gut, daß sich die Polizei um die Rabauken kümmert.«
Peter lachte. »Da war gar keine Polizei, Sir. Aber ich mußte mir doch was einfallen lassen, damit die sich am Riemen reißen und Ihnen keinen Ärger machen!«
»Und inzwischen konnten wir das Tor öffnen«, setzte Bob hinzu.
Der Major war beeindruckt. »Ihr seid ja ganz fixe Jungs. Na, dann bekommt eben ihr das erste Interview, egal, wo ihr wohnt. Hubert, du Trottel! Komm endlich raus!«
»Oh, vielen Dank, Sir!« riefen Peter und Bob.
»Schon gut.«
Justus zog die Brauen zusammen. »Ich fürchte nur, die draußen werden das als bevorzugte Behandlung ansehen.«
»Ich werd’ mich doch nicht von einem Haufen Schuljungen einschüchtern lassen!« fuhr der Major auf. »Hubert, du Schafskopf! Wo steckst du denn?«
Die Tür eines der leerstehenden Läden flog auf, und ein grobschlächtiger Riese kam zu dem kleinen Major gelaufen. In der grauen Chauffeurslivree, die ihm zu eng war, sah er aus wie ein Elefant. Er hatte ein Vollmondgesicht; das Alter war schwer zu schätzen. Eine ulkige, viel zu kleine Schildmütze saß auf dem dichten, roten Haarschopf, und die blauen Augen waren angstvoll aufgerissen.
»T-t-tut mir leid, M-Major.«
»Idiot! Die da draußen hätten mich fast gelyncht! Wo warst du denn?«
»I-ich war hinten und machte den Kassettenrecorder fertig.
Carl brüllte so laut herum, und da hörte ich gar nicht –«
»Will ich gar nicht wissen!« tobte der Major. »Nun geh raus und sag denen, daß wir in zehn Minuten das Tor wieder auf-machen. Sie sollen sich schön in einer Reihe aufstellen. Und sag ihnen, daß ich keinen aus der Stadt drannehme, also brauchen die von hier schon mal gar nicht zu warten!«
Hubert trottete folgsam zum Tor. Als er die beiden Flügel öffnete, stieg aus der draußen versammelten Menge Gebrüll auf.
Alle drängelten nach vorn, bis sie den riesigen Kerl zu Gesicht bekamen. Dann trauten sie sich nicht mehr
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