Die drei ??? und der verschwundene Schatz
das!« Miss Agawam strahlte ihn an. »Das hast du ja haargenau erraten. Aber wie kommst du nur darauf?«
»Ganz logisch«, sagte Justus. Er zeigte auf die Fotografien an den Wänden. »Hier hängen viele Bilder von Kindern. Auf den meisten steht eine Widmung. ›Herzlichst für Miss Agatha‹, oder so etwas. Außerdem steht gleich neben der Tür ein Regal voller Bücher, die Sie selbst verfaßt haben. Mr. Hitchcock sagte uns schon, Sie seien Schriftstellerin. Mir sind ein paar Titel besonders aufgefallen, zum Beispiel ›Festtag im Gnomenreich‹ oder ›Sieben kleine Kobolde‹. Ich schließe daraus, daß Sie viel über solche Phantasiegeschöpfe geschrieben haben und daß Sie wahrscheinlich Ihre kleinen Leser zum Spaß Gnomen, Zwerge und Elfen nannten.«
Peter und Bob sahen Justus mit offenem Mund an. Auch sie hatten die Bilder und Bücher bemerkt, sich aber nichts weiter dabei gedacht.
»Ja, genau so ist es!« Miss Agawam klatschte entzückt in die Hände. »Bis auf eines. Du sagtest, Gnomen seien Phantasiegeschöpfe. Und das sind sie eben nicht. Es gibt sie wirklich.
Ich weiß es genau. Als ich nämlich klein war, war mein Vater recht wohlhabend, und ich hatte eine Erzieherin aus Deutschland. Sie kannte all die wundersamen Geschichten von Gnomen und anderem kleinen Volk, wie es im Schwarzwald haust. Als ich später mit Schreiben anfing, spann ich ihre Geschichten weiter. Sie hatte mir auch ein großes Buch geschenkt, das sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Es ist natürlich deutsch geschrieben, aber die Bilder sind euch ja verständlich.«
Sie stand auf und nahm ein Buch aus dem Regal, einen großen alten Lederband.
»Dieses Buch wurde vor rund hundert Jahren in Deutschland gedruckt«, sagte Miss Agawam. Sie blätterte die Seiten um, während die Jungen sich herandrängten.
Der Verfasser hat sich monatelang im Schwarzwald aufge-halten und auch selbst die Zeichnungen von Gnomen, Zwergen und Elfen dazu gemacht. Seht euch mal dieses Bild hier an!«
Sie blätterte weiter und fand eine ganzseitige Zeichnung eines furchterregenden kleinen Mannes mit lederner Zipfelkappe.
Seine Ohren, Hände und Füße waren groß und behaart, und in einer Hand hatte er eine kurze Spitzhacke. Seine Augen bückten wild und stechend.
»Er sieht genau so aus wie der, den ich zum Fenster reinschauen sah – wirklich!« rief Bob.
»Der Erzähler nennt ihn den ›bösen Gnomenkönig‹«, erklärte Miss Agawam. »Manche Gnomen sind böse und treiben mutwilligen Unfug, andere wieder nicht. Die bösen – so sagt der Verfasser hier – haben rotglühende Augen.«
»Puh!« Bob schauerte beim Gedanken an die roten Augen, die ihn kurz angefunkelt hatten – nun ja, jedenfalls war es ihm so vorgekommen.
Miss Agawam blätterte noch ein paar Seiten um und zeigte den Jungen Bilder vom Gnomenvolk, das die gleiche Kleidung trug, aber nicht ganz so bösartig aussah wie der König.
»Die Gnomen, die mir jetzt begegnet sind, sahen genau so aus wie auf diesen Bildern«, verriet sie und klappte das Buch zu.
»Daher weiß ich, daß es Gnomen sind und daß es sie wirklich gibt. Ich werde euch gleich berichten, was eigentlich vorgefal-len ist. Aber laßt mich erst noch etwas über die alten Zeiten erzählen, als ich durch meine Bücher aus dem Zwergen-und Gnomenreich eine bekannte Schriftstellerin war.«
Sie seufzte. Sichtlich war ihr die Erinnerung an jene alten Zeiten lieb und teuer.
»Meine Geschichten wurden damals sehr viel gelesen, und ich verdiente eine Menge Geld damit. Das ist natürlich nun sehr lange her – viele Jahre, ehe ihr zur Welt gekommen seid –, aber damals kamen oft Kinder zu mir auf Besuch und baten mich, ihre Exemplare meiner Bücher zu signieren. Ich mag Kinder sehr gern, und alle Nachbarskinder waren meine Freunde. Doch dann veränderte sich die ganze Umgebung hier. All die alten Häuser wurden abgerissen und die schönen Bäume gefällt, und an ihrer Stelle baute man Läden. Und all meine alten Freunde, die Kinder, wurden groß und zogen fort.
Von vielen Seiten riet man mir zu, mein Haus ebenfalls zu verkaufen und wegzuziehen, aber ich wollte nicht. Ich hatte immer hier gewohnt, und ich hatte mir vorgenommen, hierzubleiben, was auch geschehen mochte. Ihr könnt sicherlich begreifen, daß ich meine alte Heimat nicht aufgeben wollte, nicht wahr?« fragte sie.
Die Jungen nickten.
»Aber es sollte sich noch vieles ändern.« Miss Agawam seufzte. »Vor ein paar Jahren mußte sogar das Lichtspieltheater nebenan
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