Die drei ??? und die Silbermine
ich jemals wieder zu der Mine hingehe, und Onkel Harry hat eine solche Wut auf mich . . .«
»Ich weiß. Das legt sich alles wieder, nur keine Sorge. Aber von Minen bleibst du künftig doch besser weg. Wäre schlimm, wenn ich deinen Nachruf schreiben müßte.« Der Mann sah die drei ??? aus zusammengekniffenen Augen an. »Wohl deine Freunde aus Los Angeles?«
»Mr. Kingsley, das ist Justus Jonas«, sagte Allie. »Der drüben an der Tür ist Peter Shaw, und Bob Andrews ist der Junge mit der Brille – sein Vater arbeitet bei der ›Los Angeles Times‹.«
»Hoppla«, sagte Kingsley. »Das ist wenigstens eine Zeitung!«
»Ja, Sir«, bestätigte Bob. Er trat verstohlen auf eine Trennwand zu, die das Büro von einem sehr großen, dämmrigen Raum hinten im Gebäude abteilte. Dort konnte er eine kleine Rota-tionspresse und eine Linotype Setz-und Zeilengießmaschine sehen. Es roch nach Druckerschwärze und Staub und nach Vergangenheit.
»Möchtest du dich mal umsehen?« fragte Kingsley.
»Ja, sehr gern«, sagte Bob. »Zeitungmachen interessiert mich.
Arbeiten Sie selber an der Linotype?«
»Ich mach’ alles«, erklärte ihm Kingsley. »Es ist ja meistens nicht so sehr viel. Nur diese Woche ist es anders. Diese Woche haben wir eine Sensation. So, Allie, nun setz dich mal hin und erzähl mir, wie das war, als du in den Schacht hinuntergeschaut und die Leiche gesehen hast. Ihr Jungen könnt euch ungeniert umsehen. Ihr könnt da hinten Licht machen. Seht euch die Presse an, wenn’s euch interessiert.«
Die drei ??? gingen an der Trennwand vorbei nach hinten.
Justus griff an einen Schalter, und Leuchtröhren an der Decke erfüllten den Raum mit grellem Licht. Bob zeigte auf Regale an einer Wand. Da standen Registraturkästen in Reih und Glied, und jeder war mit Jahreszahlen gekennzeichnet.
»Das muß das Archiv sein«, sagte Bob.
»Wir brauchen die Nummern von vor fünf Jahren«, murmelte Justus.
Bob nickte, und die drei Jungen machten sich daran, die Kästen aus den Regalen zu ziehen. Die Zeitungen für das Jahr, in dem die Mine abgesperrt worden war, nahmen sechs Kästen ein.
»Wir gehen jede einzelne Ausgabe durch«, sagte Justus. »Bloß die Schlagzeilen überfliegen. Wir dürfen uns nichts entgehen lassen, das uns einen Fingerzeig liefern könnte.«
Die drei setzten sich auf den Fußboden, und jeder öffnete einen Kasten, holte Stapel von Zeitungen heraus und begann sie durchzublättern. Sie konnten vorn im Büro Allie hören, die Kingsley mit klarer und erregter Stimme schilderte, was ihm zweifellos schon bekannt war – daß es zugleich fesselnd und beängstigend war, einen Toten zu entdecken.
Die alten Zeitungen waren zunächst eine Enttäuschung. Da wurde von zwei kleinen Bränden in der Stadt berichtet und davon, daß fürs Polizeirevier ein neuer Dienstwagen angeschafft worden war. Es gab Artikel über Gäste, die für ein paar Tage zu Verwandtenbesuchen nach Twin Lakes gekommen waren. Und es gab nichts, das auf Gilbert Morgan hindeutete. Doch als Justus die Ausgabe für die Woche nach dem 29. April durchsah, sagte er plötzlich: »Da könnte etwas sein.« »Was denn?« fragte Bob.
Justus antwortete nicht gleich, er las erst den kurzen Artikel durch. Dann blickte er auf. »Ein fünfjähriges Mädchen hatte sich von ihrem Elternhaus am Stadtrand entfernt und wurde drei Stunden lang vermißt. Sie wurde von einem Suchtrupp in der Mine, In der ›Todesfalle‹, gefunden. Offenbar war der Eingang schon mit Planken verbarrikadiert gewesen, aber im Lauf der Jahre hatten Rowdies und Neugierige einige dieser alten Planken abgerissen. So geriet das kleine Mädchen in die Mine und schlief dort ein. Ihre Eltern wollten dann eine Stiftung ins Leben rufen, um mit Hilfe von Geldspenden die Mine sicher zu schließen. Sie sagten, ihre Tochter hätte ums Leben kommen können, wenn sie weiter in die Mine vorgedrungen wäre – und das hätte zweifellos passieren können.« Justus sah sich um.
»Wo ist die Ausgabe vom sechsten Mai?« »Hier.« Bob hielt eine Zeitung hoch, worin er gelesen hatte. »Hier steht auf der Titelseite etwas über die Mine. Der Eigentümer des Supermarkts von Twin Lakes stellte eine große leere Wasserkaraffe neben seiner Registrierkasse auf und forderte die Bürger zu Spenden auf, damit die Mine abgeriegelt werden konnte. Schon nach zwei Tagen hatte sich genügend Geld für ein stabiles Eisengitter angesammelt. Das Gitter wurde in Lordsburg bestellt, und die Mine sollte am vierzehnten Mal
Weitere Kostenlose Bücher