Die drei ??? und die Silbermine
Aber Thurgood arbeitet nicht regelmäßig in der Mine. Er sprengt nur, wenn er Besuch hat. Zieht vor seinen reichen Freunden aus Los Angeles eine Schau ab, nehme ich an.« »Recht sonderbarer Zeitvertreib«, meinte Bob.
»Da gibt es noch verrücktere Sachen.« Mrs. Macomber lächelte.
»Ich hab’ mal von einem Mann gehört, der eine alte Lokomotive kaufte. Er ließ sich dreihundert Meter Schienen auf ein Feld hinter seinem Haus legen, und da ließ er die Lok immer vor und zurück laufen. Und immer, wenn er mit seinem großen Spielzeug spielte, zog er sich eine Lokführeruniform an.
Er war wirklich ein Spinner. Wenn man zuviel Geld hat, wird man vielleicht so. Vielleicht hat Wesley Thurgood ein paar verrückte Ideen aus der alten Zeit, als sein Vater hier Bergmann war, und diese Zeit versucht er wieder heraufzubeschwören. Da ist nichts dabei.«
»Wie Sie das sagen – als ob Sie Thurgood in Schutz nehmen«, sagte Allie.
»Hört auf mich und macht die Dinge nicht unbedingt kompli-zierter, als sie sind«, warnte Mrs. Macomber. »Im Grunde ist es doch so: ihr wollt es Thurgood heimzahlen, weil er euch nicht leiden kann. Ich kann das gut verstehen. Er ist sehr zugeknöpft, und ich bin froh, daß er endlich einen Zaun um sein Gelände gezogen hat. Es hat mir gar nicht behagt, wie der Hund da frei herumlief. Aber andererseits geht es mich gar nichts an.
daß er den Mund nicht aufmacht und daß er sich so ein Biest hält.«
Wieder ertönte ein dumpfer Knall aus der Mine.
»Mrs. Macomber«, sagte Justus, »wäre es denkbar, daß Thurgood mit seiner Mine Gewinn erzielen will?«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Die ›Todesfalle‹ ist tot, tot, tot.
Das Silber war schon vor vierzig Jahren restlos abgebaut, und das müßte ich ja wissen. Mein Mann und ich hatten es sehr schwer, nachdem die Mine geschlossen wurde. Wir mußten hier weg. Glaubt ihr, wir wären gegangen, wenn wir hier auch nur die geringste Chance gesehen hätten? Und dann, nach Henrys Tod – er hatte vor zweiundzwanzig Jahren einen Herzinfarkt – nahm ich das Geld von der Lebensversicherung und machte in Phoenix ein Geschäft auf. Verkaufte indianischen Schmuck und Mokassins an Touristen, aber dann habe ich alles wieder verloren. Ich bin keine Geschäftsfrau. Ich mußte einen Ausverkauf machen, und das Ende vom Lied war, daß ich in dem Laden, der mir einmal gehört hatte, angestellt war und mich den ganzen Tag abrackerte.«
Sie blickte abweisend drein. Plötzlich trat ein wärmerer Ausdruck in ihre Augen. »Und dann wollte ich wieder hierherkommen und mich zur Ruhe setzen«, fuhr sie fort. »Ich wollte an den Ort zurück, wo ich einmal glücklich gewesen war, und ich bin froh, daß ich es getan habe. Vielleicht hat auch Thurgood diesen Wunsch. Ich weiß noch, wie er als kleiner Bub in Twin Lakes herumwackelte, dreckig im Gesicht und mit einem Lutscher. Irgendwas Besonderes war schon damals an dem Kerlchen . . . nur kann ich mich nicht erinnern . . .«
»Aber die Mine . . .« Allie ließ nicht locker.
»Na, die Mine hat Twin Lakes zu dem gemacht, was es einmal war«. sagte Mrs. Macomber. »Aber ich für mein Teil muß sie nicht unbedingt besitzen, um die schönen Erinnerungen wieder zu beleben. Bei Wesley Thurgood ist das vielleicht anders.
Vielleicht muß er es genau nachspielen und wirklich ein Bergmann sein, wie es sein Vater war.«
»Und es ist auf keinen Fall denkbar, daß er aus der Mine etwas zutage fördert?« fragte Justus beharrlich.
»Auf keinen Fall. Da gibt’s nichts mehr zu holen.«
»Und wenn das Silber alle ist«, sagte Justus, »könnte dann noch Gold da sein? Silber und Gold findet man ja öfter beisammen.«
»Nicht in der ›Todesfalle‹.«
»Und Kupfer?« forschte Justus.
»Nein. Silber hat es hier gegeben, und damit ist Schluß.« Sie schüttelte sich, als wolle sie einen unangenehmen Gedanken loswerden. »Damit ist jetzt endgültig Schluß. Als die Grube im Gang war, da war in Twin Lakes der Wohlstand ausgebrochen, und es ging uns allen hier sehr gut. Und heute gehört mir ein ganzes Stück von dem, was einmal diese reiche Stadt gewesen ist. Falls hier je wieder der Rubel rollt, dann richte ich meine fünf Häuser her und vermiete sie und werde auf meine alten Tage noch reich. Kommt mal mit, ich zeige euch meine bescheidenen Besitztümer.«
Die Hinterbliebene des Bergwerkdirektors sollte sich eigentlich in den ehemaligen, derzeit erschöpften Erzvorkommen der Grube ausken-nen. Solch soliden Fachkenntnissen etwas
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