Die drei ??? und die silberne Spinne
einer Hand, dessen Spitze sich auf den Fußboden stützte. Die Gesichtszüge waren edel, der Blick glich dem eines Adlers. Die andere Hand war ausgestreckt, und darauf saß eine Spinne. Die Jungen sahen sich das Tier lange und gründlich an. Es war wirklich wundervoll gemalt, mit einem samtschwarzen Körper voller Goldtupfen.
»Graf Magnus«, sagte Lars stolz. »Die Spinne, die ihm das Leben gerettet hat, wurde von einem Maler nachträglich eingefügt. Damit unsere wissbegierigen Besucher sich ein genaues Bild machen können.«
Während die Jungen das Bild betrachteten, hörten sie hinter sich Stimmen in mehreren Sprachen, darunter auch Englisch. Unversehens war der Raum voller Leute, offenbar zumeist Touristen. Sie hatten Kameras und Reiseführer bei sich. Zwei uniformierte Wärter standen im Museumsraum bereit. Jeder von ihnen hielt einen Speer.
Ein amerikanisches Paar, ein ziemlich beleibter Mann und eine Frau, war dicht hinter die vier Jungen getreten.
»Puh!«, hörten sie die Frau sagen. »Sieh nur diese eklige Spinne!«
»Psst!«, mahnte der Mann zur Vorsicht. »Die Leute hier hören so etwas nicht gern. Das ist doch ihr Glückstier. Außerdem sind Spinnen viel sympathischere Tiere, als man gemeinhin glaubt. Nur haben sie keinen guten Ruf.«
»Ist mir egal«, erwiderte die Frau. »Wenn ich eine Spinne sehe, dann trete ich sie tot.«
Peter und Bob grinsten. Lars’ Augen funkelten. Langsam durchquerten die Jungen den Saal, bis sie zu einer Tür kamen, vor der ein dritter Wärter in Positur stand.
»Bitte lassen Sie uns durch«, sagte Lars. Der Mann trat respektvoll zur Seite. »Jawohl, Herr Holmqvist«, sagte er.
Lars zog einen Schlüssel hervor, mit dem er die schwere messingbeschlagene Tür öffnete. Dahinter lag ein kurzer Korridor. Am anderen Ende war eine weitere Tür mit einem Sicherheitsschloss. Lars öffnete auch diese, und dann kam noch eine dritte Tür, diesmal aus schmiedeeisernem Gitterwerk. Als auch sie endlich aufgeschlossen war, betraten die Jungen einen kleinen Raum, etwa drei Meter im Quadrat. Allem Anschein nach war es ein Tresorraum.
An einer Wand standen Glasschränke, worin antike Schmuckstücke aus Schweden ausgestellt waren – kunstvoll gearbeitete, teilweise juwelenbesetzte Ketten, Armreifen, Ringe, ein Diadem, Gürtelschließen und Zierknöpfe, meist aus Silber, doch manches auch aus Gold.
»Das alles hat mein Vater gesammelt«, erklärte Lars und wies auf den Schmuck. »Die meisten Stücke haben großen Liebhaber- und Altertumswert, und wir halten sie hier gut in Verwahrung, wie ihr sehen könnt. Aber nun zu dem, was ich euch hauptsächlich zeigen wollte.« Er trat an eine für sich stehende Vitrine in einer Ecke des Raumes. Darin lag auf einem Kissen eine Spinne an einer Silberkette. Zum Erstaunen der drei ??? sah sie genau wie die echte Magnus-Spinne aus.
»Es ist emailliertes Silber«, sagte Lars. »Ihr dachtet wohl, sie sei über und über silbern? Nein, sie ist vielmehr der wirklichen Spinne genau nachgebildet – schwarzes Email mit goldenen Pünktchen. Die Augen sind kleine Rubine. Aber das hier ist eben nicht die echte Silberspinne von Tante Agneta. Die ist noch weit kunstvoller gearbeitet.«
Auch diese juwelenbesetzte Spinne war in den Augen der Jungen ein kleines Meisterwerk, aber sie zweifelten nicht an Lars’ Worten. Sie studierten die Imitation von allen Seiten, damit sie das Original auch erkennen würden, wenn sie das Glück haben sollten, es zu finden.
»Die echte Spinne wurde vorige Woche gestohlen, und jemand legte diese Imitation hierher«, sagte Lars empört. »Ich verdächtige einen einzigen Menschen, der das getan haben könnte – Staffan Forsberg. Aber ohne Beweis kann ich nicht gegen ihn antreten. Die Lage im Betrieb ist heikel. Fast alle leitenden Angestellten sind zurzeit Anhänger von Forsberg. Er hat nach dem Tod meines Vaters viele maßgebende Leute entlassen und durch persönliche Freunde ersetzt. Ehe ich nicht den Betrieb übernehme, habe ich wenig Einfluss, und die Neuen wollen selbstverständlich nicht, dass ich Forsberg verdränge. Der Diebstahl der Spinne ist der erste Schritt, der verhindern soll, dass ich meinen Platz als Firmeninhaber einnehme. Aber ich sollte euch nicht mit all diesen Einzelheiten langweilen. Außerdem muss ich jetzt selbst zu einer Besprechung. Ich bringe euch noch hinaus. Vor dem Palast steht ein Wagen mit Fahrer bereit. Ihr könnt euch in der Stadt alles Sehenswerte anschauen. Wir sehen uns dann heute Abend
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