Die drei ??? und die silberne Spinne
Bob schlief noch.
»Sieht nach einem schönen Tag aus«, stellte Peter fest, als er zu den schmalen Öffnungen hinausspähte, die in dem steinernen Häuschen die Fenster bildeten. »Nur sieht es nicht so aus, als bekämen wir hier Frühstück. Oder Mittagessen. Oder Abendessen. Es wäre mir bedeutend wohler, wenn ich wüsste, wann es etwas zu futtern gibt.«
»Und mir wäre es bedeutend wohler, wenn mir klar wäre, wie wir aus dem Palast wegkommen sollen«, erwiderte Justus. »Würde mich interessieren, was Bengt da mit uns vorhat.«
»Und mich würde es interessieren, ob es Bob beim Aufwachen dämmert, was er mit der Silberspinne gemacht hat.«
Genau da setzte sich Bob blinzelnd auf.
»Wo sind wir?«, fragte er. Dann fasste er sich an den Hinterkopf. »Au, mein Kopf tut so weh. Jetzt weiß ich es wieder.«
»Du weißt wieder, was du mit der Silberspinne gemacht hast?«, platzte Peter heraus.
Aber Bob schüttelte den Kopf. »Ich weiß jetzt, wo wir hier sind«, sagte er. »Und ich weiß auch noch, wie ich mir den Kopf angeschlagen habe – das heißt, ich weiß noch, dass ihr es mir erzählt habt. Das ist alles.«
»Es bringt nichts ein, wenn du dir Sorgen machst, Bob«, meinte Justus. »Wir müssen einfach abwarten, ob deine Erinnerung von selbst wiederkehrt. Oder eben nicht.«
»Oha!«, sagte Peter am Fenster. »Da kommt jemand übers Dach. Er schaut zu uns her!«
Alle drei drängten sich ans Fenster. Ein leicht gebeugter Mann in grauer Arbeitskleidung war durch die Tür am Ende der Treppe zum Dach getreten. Er hatte Besen, Eimer und Scheuertücher bei sich. Er sah sich verstohlen um, legte sein Putzzeug hin und kam auf das Häuschen zugeschlurft.
»Lass ihn rein, Peter«, sagte Justus. »Ein so alter Herr gehört nicht zum Werkschutz, und er weiß offenbar, dass wir hier sind.«
Vorsichtig machte Peter die Tür weiter auf, und der Mann trat ein. Drinnen holte er tief und erleichtert Atem.
»Wartet mal«, sagte er mit heiserer Stimme. »Erst sichergehen, dass mir keiner nachkommt.«
Sie schauten ein paar Minuten zum Fenster hinaus. Doch es tauchte niemand sonst auf, und da war es allen wieder wohler.
»Gut«, sagte der Mann. »Ich habe früher bei den Magnus-Werken als Techniker für Bengts Vater gearbeitet. Jetzt bin ich schon einige Jahre im Ruhestand. Ich beschäftige mich noch ein paar Stunden täglich mit Saubermachen im Palast. Als Spielmann bin ich leider zu unmusikalisch. Ich gehöre aber zum ›spelmansförbund‹. Ich habe mich die Treppe heraufgeschlichen. Ich soll etwas fragen, für Bengt. Er will wissen, ob sich Bob wohl wieder erinnert.«
»Sagen Sie ihm: leider nein«, antwortete Justus. »Bob kann sich nicht erinnern.«
»Das werde ich ausrichten. Bengt sagt noch, ihr sollt bitte Geduld haben. Wenn es wieder dunkel geworden ist, kommt er her. Inzwischen habt ihr hier etwas zu essen.«
Der Mann griff in die geräumigen Taschen seines Overalls und förderte eingepackte Schnitten, etwas Obst und eine Plastikflasche mit Wasser zutage. Die Jungen nahmen den Proviant hochbefriedigt entgegen. Der Mann wirkte ungeduldig.
»Ich muss schnell wieder zurück«, sagte er. »Unten sind sie alle ganz durcheinander. Habt Geduld, und alles Gute euch und unserem Lars.«
Damit ging er wieder. Peter biss erleichtert in ein belegtes Brot.
»Wir werden uns das Essen einteilen müssen, damit wir den ganzen Tag über damit auskommen«, meinte Justus und reichte auch Bob ein Brot hinüber. »Das gilt besonders für das Wasser. Es ist schon ein Glück, dass Bengt und Britta im Palast Freunde haben.«
»Ein Glück für uns«, sagte Bob. »Was war das noch, das er uns da gestern Abend über diesen ›spelmansförbund‹ erzählte? Diese Leute, die Lars helfen sollen – mein Kopf tat so weh, ich konnte nicht richtig zuhören.«
»Einiges weißt du ja schon«, sagte Justus zwischen zwei Bissen, »aber ich wiederhole es noch mal für dich. Bengt sagte, sein Vater sei der Werksarchitekt gewesen, als Lars’ Vater noch lebte. Er hat mit Erik Holmqvist zusammen den Klub der Betriebsrentner, die als Spielleute auftreten, ins Leben gerufen. Als Staffan Forsberg Geschäftsführer wurde, legte er Bengts Vater die Kündigung nahe. Der traute Forsberg schon damals nicht, und er fing an, möglichst viele Leute, die auf Lars’ Seite standen, für einen geheimen Zusammenschluss zu interessieren, um Forsberg auf die Finger zu sehen. Sie nennen sich ›spelmansförbund‹ – Spielmannsbund. Einige sind hier im Palast
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