Die drei ??? und die silberne Spinne
hineintritt.«
Als alles bereit war, fing Bob an zu wimmern und zu stöhnen. Er stöhnte laut, ganz echt, als hätte er starke Schmerzen. Nach einer Minute kam einer der Wachmänner an die Tür und schaute durch das Guckloch herein.
»Ruhe!«, gebot er. »Aufhören mit dem Getue!«
Bengt stand an der Tür, während Justus sich besorgt über Bob beugte und die Kerze hielt.
»Er ist verletzt«, sagte Bengt zu dem Bewacher. »Er hat sich den Kopf angeschlagen, als er geschnappt wurde. Jetzt hat er Fieber. Er braucht einen Arzt.«
»Das ist ein Trick, ihr Halunken!«
»Ich sage Ihnen doch, er ist krank!«, rief Bengt. »Kommen Sie herein und fassen Sie an seine Stirn. Sie müssen ihn zum Arzt bringen. Wenn Sie es tun, dann werden wir reden. Wir sagen Ihnen, wo die silberne Spinne ist. Staffan Forsberg wird zufrieden sein.«
Der Wachmann zögerte noch. Bengt fing wieder an, noch eindringlicher. »Sie wissen genau, Direktor Forsberg will nicht, dass den Jungen etwas zustößt«, sagte er. »Der Kleine da braucht einen Arzt, und sie sind bereit, dann die silberne Spinne zurückzugeben. Schnell, sein Zustand ist vielleicht ernst.«
»Da wollen wir lieber nachsehen, ob das auch stimmt«, sagte der zweite Wachmann, der Bengt die tröstlichen Worte zugeflüstert hatte. »Wir wollen keine Scherereien mit dem Chef. Du schaust nach, ob der Junge wirklich krank ist, und ich bewache solange die Tür. Es sind doch nur halbwüchsige Jungen – mit denen werden wir wohl noch fertig.«
»Also gut«, sagte der erste Wachmann. »Ich seh nach, ob er Fieber hat. Aber wenn die uns hereinlegen wollen, haben sie nichts mehr zu lachen.«
Ein großer Schlüssel drehte sich knirschend im Schloss. Mit einem Ächzen ging die eiserne Tür auf, und der Wachmann betrat die Zelle.
Beim ersten Schritt fing er sich in einer bereitliegenden Lassoschlinge. Blitzschnell zog Bengt sie zusammen, und der Mann stürzte schwer zu Boden und ließ dabei seine elektrische Lampe fallen. Justus wirbelte herum und warf ihm eine zweite Schlinge über den Kopf, und Bengt fing einen seiner ausgestreckten Arme in einer dritten Schlinge.
»Hilfe!«, stöhnte der Wachmann. »Hilfe! Die Biester haben mich erwischt!«
Der zweite Wachmann kam in die Zelle gestürzt, aber Bengt stand schon bereit. Eine Schlinge legte sich um seinen Hals. Eine zweite spannte sich um sein Bein. Die Schlingen am anderen Ende der beiden Stricke waren schon um den anderen Mann zugezogen, sodass die beiden Männer aneinandergefesselt waren.
Während der erste Mann wild um sich schlug und zappelte, zogen seine Bewegungen die Schlingen um den zweiten Mann zusammen. Er stürzte auf den ersten nieder. Bengt bückte sich und flüsterte ihm ins Ohr: »Kräftig strampeln! Immer weiter! Nicht aufhören.«
Es ist ein Glück, wenn die Verfechter einer guten Sache Verbündete haben. Und ein glücklicher Zufall ist es auch, dass sich Justus an jene Geschichte von den beiden listigen jungen Erfindern des Doppel-Lassos erinnerte.
Der Wachmann tat wie geheißen. Solange sich beide Männer heftig zur Wehr setzten, zogen sie dadurch die Schlingen am eigenen Körper und an dem des anderen nur immer fester zusammen, und keiner konnte sich befreien. Bengt musste leise lachen. Es sah genauso aus, als seien die beiden zwei Insekten in einem Spinnennetz. Das war ein gutes Omen. Er spürte, wie sein Mut und seine Zuversicht wiederkehrten.
»Jetzt aber los!«, sagte er. »Die anderen Bewacher, vorn am Korridor, werden bald aufmerksam. Wir müssen schnell weg. Justus, du nimmst die andere Laterne. Kommt mir nach!«
Schon lief Bengt den abschüssigen Flur entlang, auf die pechschwarze Finsternis der weiter unten liegenden Verliese zu. Bob und Justus rannten ihm nach, und der Lichtkreis der elektrischen Laterne tanzte vor ihnen her.
Sie kamen an ein paar Treppenstufen, liefen hinunter und blieben stehen. Bengt hatte sich gebückt und zog heftig an einem schweren Eisenring im Fußboden. Im Laternenschein sahen sie eine alte verrostete Einstiegluke, die in den Steinboden eingelassen war.
»Der Deckel sitzt fest!«, keuchte Bengt. »Eingerostet. Ich bekomm ihn nicht vom Fleck!«
»Schnell!«, sagte Justus. »Unser Strick. Steck ihn durch den Ring, und dann ziehen wir gemeinsam.«
»Gute Idee!« Bengt fuhr herum und spulte hastig ein Stück von dem Strick um seine Taille ab. Er zog das Ende durch den Ring. Alle drei Jungen packten am Strick und zogen. Zuerst gab der Deckel nicht nach. Dann, als
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