Die dreißig tolldreisten Geschichten - 2 (German Edition)
und ihrem Manne zu gehorchen in allen Stücken.
Mit großem Pomp vollzog sich die Reise. Eine ganze Anzahl von Mägden, Kammerfrauen, Stallmeistern, Wappenträgern und Edelleuten aus dem Hause von Chaumont begleitete die Braut, so daß es einen Zug gab, gegen welchen der eines Kardinallegaten ein Dreck gewesen wäre. Und zu gleicher Zeit kamen die Verlobten an, beide am Vorabend ihres Beilagers.
Mit erstaunlicher Pracht wurde die Hochzeit gefeiert. Am Tag des heiligen Fronleichnam war es, und der Bischof von Blois, ein großer Freund des Herrn von Moncontour, vollzog die Zeremonie nach der Messe in der Schloßkapelle. Tanz und Bankettieren dauerten bis zum andern Morgen. Doch bevor noch die Mitternachtsglocke schlug, begleiteten die Jungfrauen des Festes die Neuvermählte nach dem bräutlichen Gemach, ganz wie es die landesüblichen Sitten vorschrieben, während die Männer dem Bräutigam mit tausend Scherzen und Neckereien zu Leibe gingen, der darüber nicht im geringsten errötete, zur größten Verwunderung dieser Haudegen und Höflinge, die nicht wußten, wie unwissend er war. Solchen Scherzen machte der alte Herr von Moncontour ein Ende, indem er den Sohn an seine Pflicht erinnerte. Und also begab sich der mönchische Bräutigam in die Kammer zu der Neuvermählten, die ihm schöner und lieblicher dünkte, als alle heiligen Madonnen auf italienischen, flämischen und andern gemalten Tafeln, zu deren Füßen er je seinen Rosenkranz gebetet. Um so verlegener machte ihn nun sein neues Amt eines Ehemannes, von dessen Obliegenheiten er keine Ahnung hatte, als daß er wußte, daß irgend etwas, und zwar bald zu geschehen habe. Aus Scham hatte er niemand zu fragen gewagt, nicht einmal seinen Vater.
»Du weißt, was du zu tun hast«, hatte dieser gesagt, »und also mach es gut!«
Vor ihm in dem Ehebett lag seine Braut, die ihm so unversehens beschert worden, zwischen den Tüchern, mit abgedrehtem Gesicht, aber voll Neugierde wie ein kleiner Teufel, also daß ihn manchmal ihr Blick streifte wie der Blitz einer Hellebarde.
›Ich bin ihm Gehorsam schuldig‹, sagte sich das Jungfräulein unter der Decke, und also wartete sie in ihrer Unwissenheit der Dinge und was das Begehren sei des jungen Edelmannes, der doch halb ein Mönch war und dem sie gehören sollte mit Leib und Seele. Der neugebackene Ritter und Edelmann näherte sich endlich dem Bette, kratzte sich hinter den Ohren und ließ sich dann, woran er gewöhnt war, auf die Knie nieder.
»Habt Ihr Euer Gebet schon gesprochen?« fragte er in einem Ton, als ob er ihr Beichtvater gewesen wäre.
»Aber nein, wahrhaftig«, antwortete sie, »ich habe es vergessen. Wollt Ihr mir vorbeten?«
Und also fingen die beiden Neuvermählten ihre Ehe damit an, daß sie gemeinsam zu Gott beteten. Das war wohlgetan; aber zum Unglück hörte und beantwortete der Teufel allein ihre Bitten. Der liebe Gott hatte damals zu viel mit den verfluchten Ketzern und Hugenotten zu tun.
»Wozu hat man Euch ermahnt?« fragte der Bräutigam.
»Euch zu lieben«, antwortete sie unschuldig.
»Mir hat man das nicht aufgegeben, aber ich liebe Euch mehr, als ich je Gott geliebt habe, so daß ich mich fast schäme.«
Diese Rede machte die Braut nicht unglücklich.
»Ich möchte wohl«, begann der Neuvermählte wieder, »mich ein wenig an Eure Seite legen, wenn es Euch nicht allzusehr belästigte.«
»Ich mache« Euch gern Platz, denn Ihr seid ja nun mein Herr und Gemahl, wie man mir gesagt hat.«
»Gut«, sprach er, »so schaut ein wenig zur Seite, daß ich mich entkleide.«
Auf diese sittsamen Worte hin kehrte sich das Jungfräulein um nach der Wand und war in großer Neugierde, denn mit einem Manne so beisammen zu sein, daß nur noch ein Hemd sie von ihm trennte, war ihr noch nicht vorgekommen. Schlüpfte darauf der Klosterschüler sachte unter die Decke, so daß sie nun eng genug vereinigt waren und doch so weit als je von der Sache, die ich euch nicht näher zu nennen brauche.
Habt ihr aber einmal einen Affen beobachtet, der frisch von seiner überseeischen Heimat zu uns gekommen ist und dem jemand eine welsche Nuß zugeworfen hat, die noch fest in ihrer grünen Hülle stak? Ein solcher Affe ahnt aus angeborner Instinkthaftigkeit und Affenwissenschaft, daß hinter der bittren Schale etwas Süßes und Köstliches stecken muß, er wendet die Nuß hin und her, beriecht sie von allen Seiten, scheint sie zu behorchen, ob sie ihm nicht etwas sage, und was dergleichen affige Gewohnheiten mehr
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