Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
durfte, daß Herzog Karl, ein Freund der Männer von Geist, dem Jüngling eine Laufbahn bereiten werde, um die ihn Fürsten und Prinzen von Geblüt beneiden müßten. Jetzt hielt der Teufel seine Zeit für gekommen und fuhr mit seinem stinkenden Schwanz mitten in das schöne Glück, um es nach seiner Art zurechtzustutzen.

     

III. Von dem furchtbaren Strafgericht, das über Berthe hereinbrach, ihre Sühne und ihr seliges Ende

     
    Die Kammerzofe der Dame von Bastarnay, jetzt in ihrem fünfunddreißigsten Jahre, verliebte sich in einen der Kriegsleute ihres Herrn und war so einfältig, ihm zu erlauben, sich einige Brote zum voraus aus ihrem Backofen zu holen, infolgedessen sie eine natürliche innere Anschwellung davontrug, die man im Volksmund eine neunmonatige Hydropsie nennt. Dieses arme Weib flehte nun ihre Herrin an, sich doch bei dem gnädigen Herrn für sie zu verwenden, zu dem Zwecke, daß er den schlechten Menschen zwinge, vor dem Altar zu vollenden, was er im Bette angefangen hatte. Der Dame von Bastarnay fiel es leicht, ihr diese Gunst auszuwirken, und die Kammerzofe war sehr glücklich darüber.
    Ließ also der alte Kriegsmann Bastarnay, der in diesen Dingen keinen Spaß verstand und barsch und harsch sein konnte wie der Kriegsgott selber, sich seinen Mann kommen, schalt ihn gehörig aus und stellte ihm kurzerhand die Wahl, ob er sich lieber mit der Jungfer Hänfin oder mit der Jungfer Zofe vermählen wolle, mit andern Worten: was er vorziehe, den Galgen oder das Joch der Ehe.
    Der Soldat, der lieber seine Ruhe als seinen Kopf verlor, wählte von den beiden Übeln ohne Besinnen das letztere. Darauf ließ sich der Herr von Bastarnay auch das Weibsbild kommen, um ihr, weil er dies der Ehre seines Hauses schuldig zu sein glaubte, gründlich den Text zu lesen. Er tat dies mit soviel schmückenden Beiwörtern, mit soviel hochtönenden Tiraden, daß die arme Zofe fürchten mußte, nicht verheiratet, sondern für den Rest ihres Lebens in ein finsteres Kerkerloch geworfen zu werden; denn sie meinte nicht anders, als ihre Herrin wolle sich ihrer entledigen, um die Mitwisserin ihrer Geheimnisse auf diese Weise aus der Welt zu schaffen. Als nun der ungeleckte Affe ihr solche Reden an den Kopf warf, wie zum Beispiel: »Man wäre ein Narr, wenn man eine Hure im Hause behielte«, erwiderte sie dem Alten, »er sei allerdings ein Erznarr, da seine Frau schon seit langer Zeit zur Hure gemacht worden und noch dazu von einem Mönch, was für einen Kriegsmann die schlimmste wäre von allen Sorten Schande, die man sich erdenken kann«.
    Nun stellt euch das furchtbarste Gewitter vor, das ihr je erlebt habt, und ihr bekommt ein schwaches Bild von dem rasenden Zorn des Greises, der sich an einer Stelle des Herzens verletzt fühlte, wo sein zartestes Leben seinen Sitz hatte. Er packte die Zofe an der Gurgel und wollte sie erwürgen. Das Mädchen aber, um sich zu verteidigen, nannte ihm das Wann, Wo und Wie und fügte hinzu, wenn er ihren Worten keinen Glauben schenken wolle, so solle er sich auf seine Ohren und Augen verlassen an dem Tage, an dem Herr Johannes, der Prior von Marmoustiers, zu Besuch aufs Schloß komme; dann werde er schon selber sehen, wie der Vater sich für die Entbehrung langer Monate tröste und seinen Sohn an dem einen Tag küsse und herze für ein ganzes Jahr.
    Imbert befahl dem Weibe, sofort das Schloß zu verlassen; denn er würde sie ebenso sicher töten, wenn sie wahr gesprochen, als wenn sie eine Lüge erfunden hätte. Er schenkte ihr zu ihrem Manne noch hundert Gulden und befahl den beiden, sich unverweilt außer Landes zu machen. Der Sicherheit halber ließ er sie durch einen seiner Offiziere nach Burgund begleiten. Seiner Frau machte er die Mitteilung davon mit der Begründung, die Zofe sei ein schlechtes Mensch, weshalb er es für richtig erachtet, sie zu entlassen und aus seinem Hause hinauszuschmeißen. Er habe ihr aber zuvor hundert Gulden ausgezahlt und ihrem Kerl am Hof von Burgund eine Anstellung verschafft. Berthe war erstaunt, daß ihre Zofe schon das Schloß verlassen hatte, ohne von ihrer Herrin Urlaub genommen zu haben, aber sie sagte kein Wort darüber. Sie hatte jetzt schlimmere Sorgen und Befürchtungen, da sie merkte, daß ihr Gemahl plötzlich einen andern Ton anschlug und oft wie mit bittrem Scherz Vergleiche anstellte zwischen sich und seinen beiden Söhnen, wobei er in dem jüngeren, den er so liebte, in Kinn, Nase, Stirne oder sonst nicht das geringste von seinen eignen Zügen

Weitere Kostenlose Bücher