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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
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Arbeit.
    Sofie
öffnete ihr altes Zauberbuch und blätterte, bis sie die
richtige Seite gefunden hatte. Es musste ein sehr sehr altes Buch sein. Schon
bei der geringsten Berührung fielen kleine Stücke des steif
gewordenen Pergaments auf ihren Schoß. Alle Seiten waren von oben bis
unten mit
der schwungvollen und geheimnisvollen Schrift
der Wedier beschrieben. Soweit Sofie es beurteilen konnte, gab es
keine Bilder in dem Buch. Da sie Schrift und Sprache der Wedier nicht
kannte, wusste sie auf vielen Seiten nicht genau, ob es sich um die
spielerische Schrift der Wedier handelte oder es tatsächlich ein
Bild, bestehend aus schwungvollen Linien, war. In dem Buch glimmten
geheimnisvolle Linien auf, wie
damals in der Höhle.
    Während
sie blätterte, hörte sie nur das Rascheln des Pergaments.
Als sie an der richtigen Seite ankam, blickte sie auf den Tisch vor
ihr und beobachtete die dreizehn Kerzen. Jede dieser Kerzen hatte
eine andere Farbe und eine andere Form. Die letzte hatte sie von dem
alten Mann geschenkt bekommen. Sofie versank in Gedanken.

    Sie
hatte nie Kinder bekommen, ihre Pixies waren eine Art Ersatz dafür
gewesen, auch wenn einige der Pixies bereits älter als sechzig
Jahre waren. Gerne hätte sie richtige Kinder gehabt, doch ihre
Bestimmung hatte es nicht erlaubt. Aber war es wirklich ihre
Bestimmung gewesen? Dieser alte Mann hatte ihr damals die Geschichte
von der Entstehung Ayorwedens erzählt, und sie war so naiv,
diese nicht infrage zu stellen. »Woher wissen Sie das?«,
hatte sie gefragt.
    »Ich
war dabei«, hatte er geantwortet.
    Sie
flüsterte eine Zauberformel und zündete eine Kerze nach der
anderen an. Die spielenden Flammen ließen sie erneut in ihre
Gedanken versinken.
    Was,
wenn er einfach ein Verrückter war? Sie hatte damals nie darüber
nachgedacht. Aber sie kannte mit neunzehn die Magie schon gut genug,
um zu wissen, was sie alles hervorbringen konnte. Es war gut möglich,
dass der alte Mann bereits seit vielen Hundert Jahren lebte, auch
wenn es verboten war, als körperlose Seele umherzuwandern. In
ihrem Studium hatte sie gelernt, dass körperlose Seelen, die auf
Erden wandelten, mit der Zeit aus Neid auf die Lebenden böse
wurden. Deshalb wurde es vom Hohen Rat unter Strafe gestellt und ein
eigenes Heer an Jägern aufgebaut, die weltweit nach diesen
körperlosen Seelen fahndeten.
    Warme
Luft umhüllte ihr Gesicht. Der alte Mann wusste, dass sie die
längst vergessene Sprache der Wedier nicht kannte, deshalb hatte
er dem Buch die übersetzte Formel beigelegt.
    Sofie
strich über die wenigen Zeilen, dem letzten Zauberspruch, den
sie jemals mehr aussprechen würde.
    »Ihr
Mächte des Himmels, stärker als der Hohe Rat …«,

    Sie
hörte einen Vogel zwitschern.Vermutlich saß er auf dem
Fenstersims im gleißenden Sonnenlicht.

    »…
und ihr Mächte der Unterwelt, stärker als der Dunkle Rat
…«,

    Jahrzehntelang
hatte der Hohe Rat in Mandaal vergeblich versucht, den Aufenthaltsort
des Dunklen Rates ausfindig zu machen. Der Dunkle Rat hatte immer
wieder die Macht des Hohen Rates mit mal kleineren und mal größeren
Anschlägen geschwächt. Bis der Hohe Rat dem Dunklen Rat
offiziell erlaubt hatte, Anhänger zu sammeln. Ab diesem
Zeitpunkt war es jedem Magier selbst überlassen, zu welchem
Herrscher er sich hingezogen fühlte, auch wenn der Hohe Rat
weiterhin die Befehlsgewalt über Ayorweden besaß.

    »… beschwöre
ich hiermit die zwölf Gaben, die SIE einst opferte, um unsereins
das Leben zu gewährleisten. Sollen diese Gaben ein weiteres Mal
unser Überleben sichern!«

    Ein
jäher Windstoß durch die geschlossenen Fenster ließ
die Kerzen im Wind wie im Zeitraffer abbrennen. Die goldenen Linien
in dem alten Buch auf ihrem Schoß leuchteten hell auf, während
alle Kerzen unheimlich schnell herunterbrannten. Alle, bis auf die
Letzte die Sofie vom alten Mann geschenkt bekommen hatte.

    »Hiermit
sei das Ritual beendet!«

    Sofie
hielt ihre Fingerspitzen in die kleine Flamme. Mit einem dumpfen Puff
ließ eine Stichflamme ihre Hand Feuer fangen. Hätte sie
nicht gewusst, dass dies passierte, hätte sie sich womöglich
erschrocken. Aber sie stand reglos da und wartete, bis die Flammen,
die ihre Hand so vehement umhüllten, wieder erstickten. Mit
einem weiteren dumpfen Puff geschah dies und Sofie starrte ihre Hand
an, als wäre sie neu. Das Feuer hatte ihr nicht wehgetan. Das
Einzige, was blieb, war ein unangenehmes Gefühl in ihren Händen,
als ob sie eingeschlafen wären. Sie

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