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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
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schüttelte sie kräftig,
doch das Gefühl blieb.

    Sofie
stieg das höchste Treppenhaus des Anwesens hinab und betrat den
großen Saal, in dem die noch verpackten Sportgeräte
standen. Sie ging zum Geländer und sah in die Tiefe der Halle,
die durch einen riesigen Leuchter in strahlendes Licht getaucht
wurde.
    Sie
erinnerte sich an den Auftrag, den ihr der alte Mann damals gegeben
hatte. Sie solle warten, bis er ein zweites Mal auftauchen würde.
Dann sollte sie das Ritual zur Beschwörung der zwölf Gaben
durchführen.
    »Wieso
ich?«, hatte sie ihn gefragt.
    »Weil
es das Schicksal so will.« Daraufhin
hatte der alte Mann sich verabschiedet und war verschwunden. Er war
jedoch kein
weiteres Mal aufgetaucht, hatte ihr lediglich die Kerze und die
Gerätschaften zusammen mit der Anleitung und den
Vorbereitungsriten zukommen lassen. Sofie musste zugeben, sie war
etwas enttäuscht. Selbst wenn sie damals viel jünger
gewesen war als er, hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt.
Sie war jedes Jahr in dasselbe Land in den Urlaub geflogen, hatte ihn
aber nicht mehr
getroffen. Ihre Hoffnung, ihn am dem Tag des Rituals endlich
wiederzusehen, hatte
sich endgültig verabschiedet. Der Gedanke an ihn versetzte ihrem
Herz einen kleinen Stich.

    »Frau
Sofie Sonnenschein!«, meldete sich eine Stimme hinter ihr.
    »Frederic,
du bist es!« Sie hatte nicht mit ihm gerechnet. Frederic
gehörte dem Volk der Wolpertinger an. Ein Wolpertinger war eine
sprechende Katze, wenn man so wollte. Sie waren nur etwas größer
als eine normale Hauskatze. Ein großer Unterschied dazu waren
ihre großen ledernen Flügel. Waren sie zu Fuß
unterwegs, banden sie diese mit einem Gürtel an den Körper,
wo sie in ihrem strubbeligen Fell nicht mehr zu sehen waren. In
Ayorweden arbeitete das Volk der Wolpertinger für die Post, denn
ihr Vorteil war, dass sie auf der Erde, als normale Katzen getarnt,
die Briefe auch an die Magier zustellen konnten, die sich für
ein Leben unter Sapiern entschieden haben. Frederic war aber kein
normaler Wolpertinger, denn er und sein Freund Oliver verweigerten
den Dienst für die Post und verdienten ihr Geld als Söldner.
Frederic hatte ein wuscheliges rotes Fell und seine Stimme klang
stets streng und autoritär. An seiner Seite steckte ein extra
auf seine Größe abgestimmtes Schwert.
    »Ich
soll fragen, wie hoch unser Lohn sein wird?«
    »Ein
Sack voller Gold. Ihr
werdet ihn jedoch erst in einem Jahr bekommen.«
    »Entschuldigen
Sie, dass ich so neugierig bin, aber wieso?«
    Sofie
zuckte mit den Schultern. »So war sein Wunsch.«
    »Gut,
ich werde es meinem Freund ausrichten.« Frederic
drehte sich um. »Frau Sonnenschein«, sagte er dann doch
noch.
    »Ja?«
    »Ich
wollte ihnen nur noch einmal meinen größten Respekt
aussprechen. Ich meine, die ganze Stadt verehrt Sie praktisch.«
Seine Stimme zitterte.
    Sofie
wurde unbehaglich zumute. Sie hatte Frederic bisher nur stark und
ohne Schwächen gekannt. Dieses Zittern in seiner Stimme war ihr
mehr als unangenehm. »Ist
gut. Erfüllt nur euren Auftrag und macht es wie gewöhnlich
ohne Fehler!«
    »In
Ordnung.« Frederic verließ den Saal.
    Sofie
beobachtete ihre Diener unten in der Eingangshalle. Das Gefühl
aus ihren Händen krabbelte in ihre Schultern. Es strengte sie
an, ihre Hände zu bewegen. Sie lächelte, als ihre Diener
viele Stockwerke unter ihr, eilig ihren Geschäften nachgingen.
Sie hatte ein Talent besessen, in ihrem Leben immer die knuffigsten
und außerordentlichsten Geschöpfe kennenzulernen. Pixies,
die sich dafür entschieden haben, den Menschen zu dienen, statt
wie der Rest von ihrem Volk, Menschen zu bestehlen. Wolpertinger, die
nicht für die Post arbeiteten und nicht wenigen menschlichen
Söldnern scharfe Konkurrenz bereiteten …
    »Guten
Tag Frau Sonnenschein«, klang eine amüsierte Stimme. Sofie
drehte sich nicht um, sie wusste, wer es war und sie wusste, dass er
ihr Todesurteil bedeutete.
    »Michel?
Wie kommen Sie hier herein?«, fragte sie ruhig, den Blick immer
noch auf ihre Diener in der Eingangshalle gerichtet.
    »Sie
sollten sich bessere Pixies leisten, Frau Sonnenschein. Ihre
vergessen wohl ständig, die Fenster zu schließen«,
sagte Michel gut gelaunt und Sofie konnte spüren, wie er
grinste. Vermutlich war es edler, seinem Tod ins Gesicht zu blicken,
überlegte Sofie und drehte sich ungeschickt um. Das
einschläfernde Gefühl verkümmerte nun auch ihre Beine.
    »Schon
so alt, Frau Sonnenschein? Wie alt sind sie? Siebzig?

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