Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
stillen Saal zurückzubleiben.
»Seit
wann ist diese Sofie Sonnenschein denn schon tot?«, fragte Roxy
in rauem Ton an Lavinia gewandt.
Ȁhm
– ich weiß es nicht.«
»Du
hast dieses Haus geerbt und weißt noch nicht einmal, wann Sofie
gestorben ist? Kanntest du sie überhaupt?«
»Natürlich
kannte ich sie! Sie war meine Tante oder Großtante oder so was.
Ist auch egal, schließlich habe ich einen schriftlichen
Beweis«, sagte Lavinia schnippisch.
»In
meinen Unterlagen steht, dass sie bereits seit einem Monat verstorben
ist«, unterbrach Nadia leise den schärfer werdenden
Wortwechsel der beiden.
»Wer
hat sich denn seither um das Anwesen gekümmert?«, wandte
sich Roxy nun an Nadia.
»Niemand,
es steht schon seit vier Wochen leer.«
»Seltsam
dafür ist es hier aber ziemlich sauber Roxy strich über
einen goldenen Barockrahmen. » Kein
Staubkrümel«, stellte sie mit Blick auf den Finger fest..
»An
was ist Sofie Sonnenschein überhaupt gestorben?«, fragte
Maxim, während sie um die Ecke bogen und auf die Eingangshalle
zuliefen.
»Das
weiß ich nicht, darüber stand nichts in meinen
Unterlagen.« Nadia zuckte die Schultern.
Als
sie die Halle betraten, hatte das Gewitter seine volle Kraft
entfaltet und rüttelte an den Fensterscheiben. »Sollen wir
wirklich auf unsere Zimmer gehen? Ich meine, was ist, wenn er nur
darauf wartet, dass wir uns trennen und einschlafen?«, fragte
Nadia unsicher.
»Macht,
was ihr wollt! Ich hab keine Lust, hier herumzugeistern, wenn das
Licht ausgeht. Wer weiß, was hier noch alles wartet!«,
sagte Lavinia, als sie am Treppenhaus der Eingangshalle ankamen. Sie
verließ die Gruppe und ging in den Gang,
der sie laut Motzig in ihr Zimmer bringen würde.
Roxy
verließ als Nächstes die Gruppe und stieg unter Maxims und
Nadias Beobachtung die Treppen zur Galerie im ersten Stock empor.
Dort angekommen, konnte Maxim sie nach dem Bild mit dem goldenen
Pokal Ausschau halten sehen, ehe sie etwas von einem Messingschild,
angebracht auf einer Tür, ablas und den Raum dahinter betrat.
Nadia
und Maxim folgten ihr.
Nadia
entdeckte auf der anderen Seite der Galerie die obere der beiden
Eingangstüren und eilte darauf zu.
Maxim
wollte etwas rufen, hatte jedoch Angst, sie damit zu verraten.
Vergeblich versuchte sie, die Tür zu öffnen. »Komm,
suchen wir unsere Zimmer. Morgen können wir immer noch einen
Ausweg suchen. Beeil dich, bevor das Licht ausgeht!«, drängte
er und hoffte, dass sie am nächsten Morgen tatsächlich
wieder raus konnten.
Sie
gingen zu einem Nebengang, dessen Fenster die Sicht auf den Hofgarten
im Erdgeschoss preisgab. In mattem Licht prasselte fröhlich das
Wasser eines Brunnens in dem kleinen Garten, während schwarze
Wolken dicke Tropfen auf die Scheiben prasseln ließen.
»Wo
soll mein Zimmer sein?«, fragte Nadia und Maxim führte sie
bis zum Ende des Ganges. Er vermutete ihre Zimmer auf der linken
Seite und hatte recht. Auf den ersten beiden Holztüren waren auf
Messingschildern ihre beiden Namen geschrieben. Nadia
Braun las
Maxim auf dem Schild, und
auf der gegenüberliegenden Tür stand sein eigener.
»Gute
Nacht«, sagte Nadia und schloss die Tür schnell hinter
sich.
Er
wollte gerade seine eigene öffnen, da nahm er etwas anderes
wahr. Ein Geräusch, wie es nur von einem Paar Füßen
stammen konnte. In diesem Moment prasselten die Tropfen zu Tausenden
gegen die Fenster des Ganges. War es dieser verrückte Motzig,
der sich um die Ecke versteckte? Er war zwar nicht der Mutigste,
wollte aber wissen, was oder wer sich dort am Ende des Ganges
verbarg. Maxim ließ den Knauf seiner Tür los und ging
leise zum Fenster am Ende des Ganges. Draußen war es
stockdunkel, und
die Lampen flackerten kurz, bevor sie wieder leuchteten. Er blickte
um die Ecke und starrte auf den Absatz einer Treppe, die in den
zweiten Stock führte. Dort oben lief jemand vor ihm weg. Er
machte kurz Anstalten, die Treppen hochzulaufen, doch über ihm brannte kein
Licht, und
einen Schalter konnte er nicht entdecken. Die geheimnisvolle
Dunkelheit kroch bis zu seinen Füßen und Maxim war sich
sicher, dass er nicht wissen wollte, was sich dort oben verbarg. Er
ging zurück zu seinem Zimmer und verschloss die Tür sicher
von innen.
L avinia
Herz war begeistert. Der Gang mit den hohen Fenstern ermöglichte
ihr den Blick auf einen, wie sie vermutete, prachtvollen Hofgarten.
Sie würde mit allen Mitteln um ihr neues Anwesen kämpfen,
schließlich hatte sie es geerbt. Das hatte sie
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