Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
gelben Augen glänzten unheimlich im
Licht der Laternen auf.
»Hey,
das ist auch nur eine Frau! Mach dich nicht lustig. Sollen wir Ihnen
ein Taxi rufen?«, fragte der Schwarze.
Nadia
nickte und betrachtete die beiden Katzen argwöhnisch. Sie
schienen es ihr gleichzutun. Ohne den Blick von ihrem Gesicht
abzuwenden, liefen sie zielstrebig auf sie zu.
Keine
fünfzehn Minuten später war Nadia daheim. Der
Stress der vergangenen Stunde hinterließ horrende Kopfschmerzen
und sie öffnete müde eines ihrer Wohnzimmerfenster.
»So
ein Misttag!«, schimpfte sie vor sich hin und zog sich aus. Der
Tag war einfach zu anstrengend gewesen. Sie legte sich ins Bett und
schlief sofort ein. Es war ihr sogar gegönnt, einmal nichts
zu träumen.
Am
nächsten Tag erwachte sie von einem ungemütlichen Brummen.
Sie brauchte mehrere Anläufe, ihren streikenden Körper aus
dem Bett zu hieven. Ihre Muskeln schmerzten aufgrund der
Anstrengungen und ihr Kopf wegen des Alkohols. Sie zog ihren
Morgenmantel an und betrat das Wohnzimmer. Das tiefe Brummen, das sie
geweckt hatte, war nun lauter zu vernehmen. Sie hatte angenommen, es
käme von der Straße, doch wie es schien, kam es aus ihrer
Küche. Sie betrat diese und bekam einen Schreikrampf. Das
Brummen kam von ihrem Kühlschrank, der offen stand und
offensichtlich alle Mühe hatte, weiterhin seinen Dienst zu tun.
Auf dem Boden lagen verstreut aufgerissene Verpackungen. Jemand hatte
ihr Toastbrot geöffnet und die Brösel im gesamten Raum
verteilt, Lachs, den sie zu Abend essen wollte, war nicht mehr
aufzufinden, stattdessen die Überreste der Verpackung, in die
der Fischhändler auf dem Markt den Lachs eingepackt hatte. Ein
Strauß Blumen war umgekippt worden und die Scherben der Vase
lagen zwischen dem umgefallenen Mülleimer und seinem ehemaligen
Inhalt herum.
»Wer
zum Teufel … ?« Sie folgte
der Spur der Verwüstung ins Wohnzimmer. Dort entdeckte sie zwei
Katzen, eine grau getigert, die anderen golden.
»Katzen?
Wie kommt ihr hier herein?« Ungläubig ging sie auf die
beiden Tiere zu, womöglich in der Hoffnung, sie würden sich
aus nächster Nähe als Einbildung entpuppen.
Das
grau getigerte Tier verriet sich mit einem Blick zum offenen Fenster.
»Durch
das Fenster? Seid ihr geflogen?« Sie
lehnte sich aus dem Fenster und blickte hinunter. Eine steile Mauer
bis zum Boden, kein Regenfallrohr in der Nähe, nichts!
»Ihr
hattet wohl Hunger, was?«
Beide
Katzen blickten sie interessiert an.
»Seid
ihr etwa die Katzen aus dem Park?« Sie konnte es nicht sicher
sagen, schließlich war es dunkel gewesen und sie hatte die
Fellfarben nicht erkennen können. Doch die für Katzen
sonderbar interessierten Blicke waren verräterisch.
»Wieso
rede ich überhaupt mit euch, ihr versteht mich sowieso nicht.«
*
Nadia
hatte wirklich schon genug Sorgen. Sie hatte einen Klienten ihrer
Kanzlei vergessen und Eugenia
machte ihr bereits zum dritten Mal diese Woche die Hölle heiß.
Sie konnte die beiden Katzen mit ihrem unstillbaren Hunger kaum
gebrauchen, verscheuchen ließen sie sich nicht und sie brachte
es nicht übers Herz, sie ins Tierheim zu bringen. Sie saß
an ihrem Schreibtisch und überlegte, wie sie die Tiere loswerden
könnte, da kam bereits ihr nächstes Problem. Es kündigte
sich mit dem Geläut der sich öffnenden Aufzugtüren an.
»Nadia!
Hier bin ich, komm
her!«
Einige
Anwälte begutachteten Roxy verwundert. Sie war normalerweise
nicht die Frau, die sonderlich auffiel, doch in ihrem roten
Jogginganzug zwischen all den Designerklamotten war sie ein bunter
Hund.
»O
nein!«, presste Nadia zwischen ihren Lippen hervor. Sie stand
auf und brauchte nur wenige Schritte, um im Damenklo zu landen. Wenn
sie schon mit diesem Ungetüm reden musste, dann wenigstens, wo
sie niemand sehen konnte!
Die
Tür wurde laut aufgestoßen und der Horror im roten
Jogginganzug stand vor ihr.
»Hey,
wieso versteckst du dich denn hier? Ist das etwa dein Schreibtisch da
draußen? Dieser gammelige alte Esel?«, fragte Roxy laut.
Nadia
stieß schnell die Tür zu, damit niemand zuhören
konnte. »Ja, das ist mein
Schreibtisch! Was suchst du hier?«
»Ist
ja lustig! Deinen Computer hört man ja schon drei Stockwerke
weiter unten.« Roxy ging zum Spiegel.
»Was
willst du hier?«
»Ich
wollte dir zeigen, was ich kann.« Roxy presste ihre Augen zu.
Nadia
dachte, ihr wäre schwindelig geworden. Sie sah kurz Rauch um
Roxy auflodern, die wieder ihre Augen öffnete. »So
funktioniert es nicht«, stellte
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