Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
Vom Netzwerk:
Angst zusammen. Er
musste versuchen, sich am Leuchter festzuhalten. Eins, zwei, drei,
zählte er langsam, doch er traute sich nicht, sich zu bewegen. Eins
… zwei … d … drei, mit einem
Ruck zog er sich auf den Leuchter und spürte, wie das übermütige
Gefühl der Freiheit aus ihm verschwand und sein Körper
wieder schwer wurde. Der Leuchter schwankte bedrohlich sechs
Stockwerke über dem Boden von links nach rechts und wieder
zurück. Maxim schaute auf die Verankerung und erkannte
erleichtert, dass sie ihn aushalten würde.
    »Versuch
auf die Galerie zu springen!«, riet ihm Motzig von unten.
    Der
hat gut reden. Maxim blickte auf die Galerie in seiner Höhe. Er
konnte einen großen Saal mit mehreren Sportgeräten sehen. Doch
das Licht des Kronleuchters erhellte den Raum nicht ausreichend,
sodass er nicht viel davon erkennen konnte. Er vermutete, dass er bis
zur rettenden Galerie noch gut vier Meter gefährlichen Freiraum
überwinden musste, und hoffte darauf, dass ihn seine Kräfte
nicht im Stich ließen. Er zog sich hoch, während der
Leuchter wieder gefährlich hin und her schaukelte und unter
seinen bebenden Beinen vibrierte. Die golfballgroßen Kristalle
klirrten im Takt seiner zitternden Beine, als würden sie ihn
auslachen. Er wollte mit einem schnellen Sprung das Geländer
erreichen. Doch er merkte, es würde nicht klappen. Er würde
in die Tiefe fallen. Plötzlich erwachte das federleichte Gefühl
wieder in ihm und trug ihn zurück auf die Höhe der Galerie.
Wie von Zauberhand schwebte er über das Geländer und kam
sicher zum Stehen.
Das Gefühl unbegrenzter Freiheit und Sorglosigkeit verschwand so
plötzlich, wie es gekommen war aus seiner Magengegend, und wurde
durch das Zittern seiner Beine ersetzt.
    »Da
staunst du was?«, schrie Maxim die Stockwerke hinunter und war
stolz auf sich und zugleich froh, dass Motzig seine zitternden Beine
nicht sehen konnte.

    *
    N adia
stellte den Teller mit der Lasagne zurück an den Buffettisch.
    »Du
bist so abwesend«, stellte Jennifer, ihre Schwester, fest.
    »Tut
mir leid. Ich habe im Moment einigen Stress und weiß nicht, was
ich zuerst in Ordnung bringen muss.«
    »Ist
ja in Ordnung, aber du minderst den Erfolg meines Events, wenn du dir
ständig etwas auf den Teller lädst und es dann doch wieder
zurückstellst. Das Essen wird dadurch ungenießbar.«
Jennifer Braun organisierte Events und war eine Meisterin ihres
Fachs. Sie arbeitete selbstständig und führte regelmäßig
Feste und Feiern für große Firmen durch. Diesmal hatte sie
das Nürnberger Staatstheater engagiert, um für die
bevorstehenden Herbstfestspiele Spendengelder zu sammeln. Dank ihres
Bekanntenkreises, zu denen die wichtigsten Männer Bayerns
gehörten, hatte sie sich eine Sondergenehmigung an Land gezogen,
die es ihr erlaubte, den gesamten Marienbergpark in der Nürnberger
Nordstadt abzusperren. An diesem sonnigen Tag waren zahlreiche
festlich rote Zelte aufgestellt worden, in denen die gut betuchten
Besucher ihrem Wunsch nach Unterhaltung nachkommen konnten. In
direkter Nähe zum dortigen Weiher war ein kleiner hölzener
Landeplatz für den quietschroten Heißluftballon aufgebaut
worden, der in diesem Moment noch in schwindelerregender Höhe
über den Park schwebte.
    »Diese
Lasagne ist mit Gemüse, die solltest du probieren«, sagte
ihre Schwester und zeigte an das andere Ende des Buffets. Sie standen
mit einer Handvoll Besucher in einem länglichen Zelt, das die
Speisen und Getränke vor Wind und Wetter schützte. Gut
sechzig Tische boten Platz zum Sitzen und Genießen ein, doch
kaum jemand nahm von diesem Angebot Gebrauch. Bei dem schönen
Wetter zog es die Gäste mit ihren Gläsern und Tellern
hinaus auf die Wiese, wo ebenfalls Tische und Stühle für
die hungrigen Besucher bereitstanden.
    »Entschuldige
mich bitte Schwesterherz, dort kommt der Bürgermeister!«,
sagte Jennifer und hob zur Entschuldigung ihre Hand, bevor sie Nadia
am Buffet stehen ließ.
    Nadia
beobachtete, wie Jennifer wichtigtuerisch die Hände des
Bürgermeisters und seines Gefolges schüttelte. Sie wandte
sich dem mit Speisen bedeckten Tisch zu und konnte sich nicht
entscheiden, welches Gericht sie probieren wollte. Die
verführerischen Düfte von frischgebackenen Pizzen ließen
ihren Magen ungeduldig knurren, aber auch die Thunfischfilets,
eingelegt in Zimtsoße, hatten es ihr angetan.
    »Junge
Frau was überlegen Sie?«, sprach sie eine weibliche,
rauchige Stimme an. Nadia blickte auf und erkannte das

Weitere Kostenlose Bücher