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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nicht.«
    »Warum bist du schwarz?«
    »Das war es also mit dem Philosophieren! Ich bin schwarz, weil es in meinem Land sehr heiß ist. Eine dunkle Haut schützt vor der Sonne. Wird deine Haut im Sommer nicht auch dunkler?«
    »Und deine Haare, warum sind sie so kraus?«
    »Das weiß ich nicht, junger Mann. Ich weiß auch nicht, warum meine Nase so breit ist und meine Lippen dicker sind als deine. So ist es eben.«
    »Sieht da, wo du herkommst, jeder so aus wie du?«
    »Für mich nicht.«
    »Kannst du kämpfen?«
    »Du steckst voller Fragen, Ceorl!«
    »Ich weiß gern Bescheid. Kannst du kämpfen?«
    »Wie ein Tiger!«
    »Das ist so eine Art Katze, nicht wahr?«
    »Ja. Eine sehr große Katze und ausgesprochen unfreundlich.«
    »Ich kann auch kämpfen«, erklärte Ceorl. »Ich bin ein guter Kämpfer.«
    »Das glaube ich. Aber wir wollen hoffen, daß du es nicht beweisen mußt. Geh jetzt schlafen.«
    »Ich bin nicht müde. Ich halte Wache.«
    »Tu, was ich dir sage, Ceorl. Du kannst morgen Wache halten.«
    Der Junge nickte und ging zurück zu den anderen Kindern. Binnen weniger Minuten war er eingeschlafen. Pagan dachte noch eine Weile an seine Heimat. Dann ging auch er zu den Kindern hinüber. Melissa schlief immer noch tief und fest, eine Flickenpuppe im Arm. Die Puppe war schon alt, hatte keine Augen mehr und nur noch zwei dünne Strähnen aus gelben Fäden als Haare.
    Steiger hatte ihm von seiner seltsamen religiösen Überzeugung erzählt. Die Götter, sagte Steiger, sind alle so alt, daß sie senil geworden sind. Ihre ungeheure Macht entlud sich jetzt in sinnlosen Spielen mit den Menschen. Die Götter führten sie in die Irre und brachten sie in schreckliche Situationen.
    Pagan wurde rasch zum Gläubigen.
    Ein fernes Heulen hallte durch die Nacht. Dann ein zweites und ein drittes. Pagan fluchte leise und zog sein Schwert. Er nahm einen kleinen Wetzstein aus seinem Lederbeutel, spuckte darauf und schärfte die Schwertklinge; dann band er die Axt von der Satteltasche und schärfte auch diese.
    Der Wind drehte, so daß er ihren Geruch nach Osten trug. Pagan wartete, während er leise zählte. Er war bei achthundertsieben angekommen, als das Heulen an Intensität zunahm. In Anbetracht der veränderlichen Windgeschwindigkeit bedeutete dies, daß die Bastarde zwischen zwölf und achtzehn Kilometer hinter ihnen waren – und das war nicht genug.
    Das Barmherzigste wäre es, allen Kindern lautlos im Schlaf die Kehle durchzuschneiden und ihnen so das Grauen zu ersparen, das sie erwartete. Doch Pagan wußte auch, daß er drei von den Kleinsten auf seinem Pferd mitnehmen konnte.
    Er zog seinen Dolch und schlich zu ihnen.
    Aber welche drei?
    Mit einem unterdrückten Fluch rammte er den Dolch wieder in die Scheide und weckte Ceorl.
    »Die Bastarde sind in der Nähe«, sagte er. »Weck die Kinder – wir müssen weiter.«
    »Wie nahe sind sie?« fragte Ceorl mit vor Angst weit aufgerissenen Augen.
    »Eine Stunde hinter uns, wenn wir Glück haben.«
    Ceorl rollte sich auf die Füße und ging zu den Kleinsten. Pagan setzte sich Melissa auf die Schultern. Sie ließ die Puppe fallen, und er hob sie wieder auf und stopfte sie in seine Tunika. Die Kinder drängten sich um ihn.
    »Siehst du die Gipfel da drüben?« fragte er Ceorl. »Geht in diese Richtung! Ich komme wieder.«
    »Versprichst du es?«
    »Ich verspreche es.« Pagan schwang sich in den Sattel. »Setz zwei der kleineren Kinder hinter mich.« Ceorl tat wie ihm geheißen. »Und jetzt haltet euch gut fest, Kinder – wir machen einen Ausritt.«
    Pagan gab seinem Hengst die Sporen, der in die Nacht davonschoß und die Strecke bis zu den Bergen in Windeseile zurücklegte. Melissa wachte auf und fing an zu weinen, und so zog Pagan die Puppe aus seiner Jacke und drückte sie dem Mädchen in die Arme. Nachdem sie einige Minuten schnell galoppiert waren, sah er rechts von ihnen einen vorspringenden Felsen. Er lenkte den Hengst dorthin zwischen die Blöcke. Der Pfad war nur schmal, weniger als anderthalb Meter breit, und erweiterte sich oben zu einer flachen Senke. Sie hatte keinen anderen Zugang als den Pfad.
    Pagan half den Kindern vom Pferd. »Wartet hier auf mich«, sagte er und ritt wieder hinab in die Ebene. Fünfmal legte er die Strecke zurück, und beim letztenmal hatten Ceorl und die vier anderen älteren Jungen den Felsen fast erreicht, als Pagan noch einmal loswollte. Er sprang aus dem Sattel und reichte dem Jungen die Zügel.
    »Bring das Pferd oben in die Senke und

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