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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Narbe unter seinem Auge wirkte jetzt kühler und trockener, und sanft rieb sie Öl auf die Haut. Sein Atem ging leicht schnüffelnd, wenn er durch die ovalen Löcher Luft holte, wo einst seine Nase gewesen war. Valtaya lehnte sich zurück. Trauer breitete sich wie ein wachsender Schmerz in ihr aus. Er war ein guter Mann, der sein Schicksal nicht verdiente. Sie hatte all ihre Nerven, all ihren Mut gebraucht, ihn zu küssen, und selbst jetzt konnte sie ihn nicht ansehen, ohne Abscheu zu empfinden. Und doch liebte sie ihn.
    Das Leben war grausam und unendlich schmerzlich.
    Sie hatte in ihrem Leben mit vielen Männern geschlafen. Mal war es Berufung gewesen, mal ihr Beruf. In letzterem waren viele häßliche Männer zu ihr gekommen. Bei ihnen hatte sie gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Jetzt war sie froh über diese Lektionen; denn als sie Ananais die Maske abgenommen hatte, hatten sie zwei Gefühle gleichzeitig übermannt. Das eine war der grauenhafte Schrecken über sein zerstörtes Gesicht. Das andere war die furchtbare Angst in seinen Augen. So stark er auch war, in diesem Moment war er zerbrechlich wie Glas. Sie ließ ihren Blick zu seinem Haar schweifen, dichte goldene Locken, durchwirkt mit Silber. Der Goldene! Wie gut mußte er einmal ausgesehen haben. Wie ein Gott. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr eigenes helles Haar und strich es sich aus der Stirn.
    Müde erhob sie sich und streckte den Rücken. Das Fenster war nur angelehnt, und sie stieß es weit auf. Draußen lag das Tal still unter der Mondsichel.
    »Ich wünschte, ich wäre noch einmal jung«, flüsterte sie. »Dann würde ich diesen Dichter heiraten.«
     
    Katan schwebte hoch über den Bergen und wünschte, sein Körper könnte ebenso hoch fliegen wie sein Geist. Er wollte die Luft schmecken, den rauhen Wind auf seiner Haut spüren. Unter ihm ragten die Skoda-Berge wie Speerspitzen auf. Er flog höher, und jetzt boten die Berge ein anderes Bild. Katan lächelte.
    Skoda war eine steinerne Rose geworden, mit ausgezackten Blütenblättern auf einem grünen Feld. Ringe aus turmartigem Granit, miteinander verwoben, um eine riesige Blüte zu bilden.
    Im Nordosten konnte Katan gerade noch die Festung Dros Delnoch erkennen, während im Südosten die glitzernden Städte der Drenai lagen. Es war alles so schön. Von hier oben gab es keine Grausamkeit, keine Folter, keine Schrecken. Hier war kein Raum für Menschen mit ihrem kleinlichen Geist und dem grenzenlosen Ehrgeiz.
    Er wandte sich wieder der Rose von Skoda zu. Die äußeren Blütenblätter verbargen neun Täler, durch die eine Armee marschieren konnte. Er besah sie sich alle, schätzte Konturen und Steigungen ein, stellte sich Reihen von kämpfenden Männern vor, angreifende Reiter, fliehende Fußsoldaten. Er prägte sich sämtliche Einzelheiten ein; dann bewegte er sich auf den zweiten Ring von Bergen zu. Hier gab es nur vier Haupttäler, doch drei trügerische Pässe wanden sich bis zu den offenen Wiesen und Wäldern.
    In der Mitte der Rose drängten sich die Berge zusammen, und es gab nur zwei Zugänge von Osten – die Täler, die Tarsk und Magadon genannt wurden.
    Als er seine Aufgabe beendet hatte, kehrte Katan zu seinem Körper zurück und erstattete Decado Bericht. Er konnte ihm keine Hoffnung machen.
    »Es gibt neun Haupttäler und eine ganze Reihe weiterer schmaler Pässe am äußeren Ring. Selbst am inneren Ring, um Carduil herum, gibt es zwei Angriffswege. Unsere Truppe könnte nicht mal einen halten. Es ist unmöglich, eine Verteidigung zu planen, die nur eine Erfolgschance von zwanzig zu eins hat. Und mit Erfolg meine ich, einem einzigen Angriff zu widerstehen.«
    »Sag niemandem etwas davon«, befahl Decado. »Ich möchte mit Ananais reden.«
    »Wie du willst«, erwiderte Katan kühl.
    Decado lächelte sanft. »Es tut mir leid, Katan.«
    »Was?«
    »Was ich bin«, antwortete der Krieger und wanderte den Hügel hinauf, bis er die Hochfläche erreichte, die mehrere Täler überblickte. Dies war ein gutes Land – geschützt und friedlich. Der Boden war nicht reich wie die sentranischen Ebenen im Nordosten, doch gut bestellt blühten die Höfe, und das Vieh wurde vom Gras zwischen den Wäldern fett.
    Decados Familie waren Bauern weit im Osten gewesen, und er vermutete, daß die Liebe, Dinge wachsen zu lassen, ihm schon während des Augenblicks der Empfängnis eingepflanzt worden war. Er kauerte sich nieder und grub mit seinen kräftigen Fingern tief in der Erde. Sie bestand aus Lehm, und

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