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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hatten gewiß Frau und Kinder. Vielleicht sind sie gute Familienväter. Sie erfahren Liebe und Mitgefühl in ihrem Leben.«
    »Ich hätte kein Mitgefühl mit ihnen. Ich bin froh, daß wir sie getötet haben.«
    »Froh? Du solltest niemals froh sein, wenn ein anderer Mensch gestorben ist.
Niemals.
Sei nur froh, daß du noch am Leben bist. Ich hatte mal einen Lehrer, einen großen Mann namens Attalis. Er erklärte mir, daß der Pfad zum Bösen oftmals mit rechtschaffenem Zorn beginnt. Eine Gruppe Soldaten aus Gothir, ausgeschickt, um Rache zu nehmen. Sie wollen dem Feind weh tun, also vergewaltigen und töten
sie.
Es hört niemals auf. Sei nie … niemals froh, getötet zu haben.«
    Chareos stand auf und ging zum Grab. Kiall ließ ihn allein und schlenderte zu Beltzer hinüber. Das Gesicht des Riesen war starr; nur ein Muskel an seiner Wange zuckte. Seine Augen waren rotgerändert, und er blinzelte heftig.
    Kiall setzte sich ihm gegenüber. »Geht es dir gut?« fragte der jüngere Mann.
    »Mir? Mir geht es gut. Ich dachte nur gerade, daß wir noch nichts gegessen haben. Ich bin ausgehungert.« Seine Lippen zitterten, doch er preßte die Kiefer zusammen. »Dummer alter Narr«, sagte er. »Hat sein Leben gelassen, um uns zu schützen. Dumm.« Beltzer schniefte; dann räusperte er sich und spie aus. »Verdammt, ich hole mir noch eine Erkältung. Das liegt am Wetter, kalter Wind und Staub. Die QUELLE allein weiß, wieso hier draußen Menschen leben. Ich ziehe jederzeit eine Stadt vor … und Schänken. Was starrst du denn so?«
    »Es tut mir leid«, sagte Kiall. »Das wollte ich nicht. Er hatte eine Botschaft für dich, weißt du. Er bat mich, dem alten Beltzer Lebewohl zu sagen.«
    »Ja? Wirklich?«
    »Ja«, sagte Kiall und setzte seine Lüge fort. »Er hat sich nicht unglücklich angehört.«
    »Weißt du, was das schlimmste ist, Junge? Weißt du das?«
    »Nein.«
    »Er mochte mich. Um meinetwillen. Nicht weil ich eine Axt schwingen kann oder ein paar Nadir getötet habe. Sondern um
meinetwillen.
Dabei gibt’s bei mir nicht viel zu mögen, aber das Wenige hat er gefunden. Und ich sage dir was – lach darüber, wenn du willst – , aber ich habe diesen alten Mann geliebt. >Der alte Beltzer<. Das ist doch was, oder? Ich habe ihn geliebt.«
    »Warum sollte ich darüber lachen?«
    Tränen stiegen Beltzer in die Augen und liefen ihm über die Wangen in den rotsilbernen Bart. Er senkte den Kopf und weinte. Kiall legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Verschwinde!« sagte Beltzer. »Laß mich in Ruhe. Kann man denn nicht mal ungestört trauern?«
    Kiall stand auf und zog sich zurück. Tanaki war wach und saß mitten im Lager, eine Decke um die Schultern gelegt. Ihre Augen waren noch immer geschwollen, doch sie konnte sehen.
    Kiall setzte sich neben sie. »Wie fühlst du dich?«
    »Das willst du bestimmt nicht im Ernst wissen«, antwortete Tanaki. »Hast du sie alle getötet?«
    »Ja. Nein. Ein Mann – ich glaube, er war der Anführer – entkam.«
    »Gut.«
    Kiall war erstaunt, ging aber nicht weiter darauf ein. »Möchtest du allein sein?« fragte er.
    Sie lächelte, zuckte jedoch zusammen, als ihre Lippe wieder aufplatzte und ein Tropfen Blut herausquoll. »Nein. Setzt dich nah zu mir, ich mag deine Gesellschaft. Warum hast du mich gerettet?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Für mich schon.«
    »Reicht es nicht, daß du allein warst und Hilfe brauchtest?«
    »Das ist kein Lied oder eine Geschichte, Kiall. Ich bin nicht eine dieser gelbhaarigen Prinzessinnen, die in einem Turm gefangengehalten werden.«
    »Aber du bist eine Prinzessin«, sagte er lächelnd. »Man sollte Prinzessinnen immer retten.« Sie beachtete sein Lächeln nicht. Zorn lag in ihren Augen.
    »Was ist mit den anderen? Warum haben sie geholfen?«
    »Der Tätowierte Mann hat sie darum gebeten – er sagte, du wärst Teil unserer Suche. Genügt dir das?«
    Sie nickte. »Ich werde euch alles zurückzahlen.«
    »Das brauchst du nicht.«
    »Das entscheide ich. Ich will in niemandes Schuld stehen. Wohin geht ihr jetzt?«
    »Wir suchen einen Mann namens Asta Khan.«
    Sie sah ihn an, doch er konnte ihre Miene unter den blauen Flecken nicht erkennen. »Er lebt noch? Erstaunlich. Mein Vater hat große Stücke auf ihn gehalten.«
    »Das tut er immer noch«, sagte Kiall.
    »Was redest du da für einen Irrsinn? Mein Vater ist tot, schon seit Jahren.«
    »Es ist schwer zu erklären.«
    »Dann versuch’s!« fuhr sie ihn an. »Auch wenn ich blaue Flecke habe, mit meinem

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