Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
und geschwollen, ihre Lippen aufgeplatzt, ihr Körper zerschunden und blutig. Kiall biß die Zähne zusammen und wartete. Die Männer auf der Brüstung kamen wieder auf den Platz, und er hörte einen von ihnen lachen.
Hinter dem Block verborgen, sah er einen Nadirkrieger auf Tanaki zeigen und sich dann zu ihr wenden. Die anderen johlten und drehten sich nach Tsudai um.
»Es ist immer noch euer Tag«, sagte er.
Der erste Mann kletterte auf die Plattform, schnallte seinen Gürtel ab und ließ seine Hosen fallen. Kiall schnellte hoch und stieß dem Mann sein Schwert in die Lenden.
Tsudais Augen weiteten sich. »Wölfe zu mir!« gellte er, und aus der Scheune kamen weitere neun Männer, die Schwerter in den Händen. »Ergreift ihn!« brüllte Tsudai.
Die Krieger stürmten los, doch in dem Moment, als sie die Plattform erreichten, stürzte Beltzer sich auf sie und hieb mit seiner Axt auf sie ein. Chareos und Harokas leisteten ihm Beistand. Kiall warf sich von der Plattform auf drei Männer, die unter ihm zu Boden gingen. Ein Schwert ritzte die Haut an seinem Oberarm, doch schon war er wieder auf den Beiden und stieß mit seiner eigenen Klinge auf die unter ihm Liegenden ein. Harokas duckte sich unter einem wilden Hieb und spießte den Mann vor sich auf. Er zerrte sein Schwert gerade rechtzeitig heraus, um einen zweiten Hieb von einem anderen Krieger abzuwehren. Chareos tötete zwei Wölfe; dann fuhr er herum, um Harokas beizustehen. Beltzer kämpfte wie ein Berserker. Binnen weniger Sekunden lag der letzte kämpfende Nadir am Boden.
Tsudai rannte über die Brüstung, sprang zu Boden und rollte sich ab, um den Aufprall zu mildern. Er packte die Zügel seines Pferdes und schwang sich auf den nackten Rücken des Tieres. Chareos lief los, um Tsudais Flucht zu vereiteln, doch das Pferd galoppierte an ihm vorbei.
»Holt das Mädchen!« rief Chareos.
Beltzer warf Kiall seine Axt zu und kletterte auf die Plattform. Er hob Tanaki auf und legte sie sich über die Schulter.
Chareos führte die Gruppe zurück zu dem eisernen Tor und hinaus in die nebelverhangene Nacht. Langsam suchten sie sich anhand des ansteigenden Untergrunds ihren Weg. Nach ein paar Minuten hörten sie Pferdegetrappel. »Runter!« zischte Chareos. Die Gruppe ließ sich zu Boden fallen. Im Abstand von nur wenigen Schritten kamen Reiter vorbei. Chareos stand auf.
»Welche Richtung?« wisperte Beltzer. Sie konnten die Rufe der Nadir hören, doch der Nebel war so dicht geworden, daß die Geräusche verzerrt, gedämpft und unheimlich klangen. Als Chareos die Männer den Berg hinaufführte, atmete Beltzer keuchend; sein Gesicht war rot vor Anstrengung.
»Ich bin auch nicht mehr der jüngste«, sagte er, als er einen Moment innehielt, um Atem zu schöpfen.
Eine glühende Kugel formte sich vor Chareos in der Luft. »Der QUELLE sei Dank!« flüsterte er. Die Kugel schwebte nach rechts davon. Chareos und die anderen folgten ihr und kletterten schon bald oberhalb des Nebels in die relative Sicherheit des Waldes.
Okas hockte noch immer im Gras, doch er öffnete die Augen, als die Suchenden die Lichtung betraten. »Setzt euch im Kreis um mich«, sagte er. »Legt das Mädchen in die Mitte.« Beltzer ließ die bewußtlose Tanaki sanft ins Gras gleiten; dann bildeten die Männer einen Kreis. Okas schloß die Augen und begann wieder zu singen, tief und rhythmisch. Beltzer betrachtete ihn prüfend. Der alte Mann war schrecklich dünn, sein Gesicht aschgrau, die Lippen so blau wie die Tätowierungen auf seinem Kinn.
Beltzer stieß Chareos an und deutete auf Okas. Chareos nickte. Was für eine Magie der alte Mann auch wirkte, sie forderte einen schrecklichen Tribut.
Nadir zu Pferde ritten auf die Lichtung, und Beltzer sprang auf und griff nach seiner Axt, doch Chareos packte ihn am Arm. Die Reitern schienen unwirklich, wie Geister. Sie ritten langsam an den Suchenden vorbei.
Kiall schauderte und sah den gespenstischen Reitern nach. Okas schlug die Augen auf und sackte seitlich ins Gras. Chareos und Kiall gingen zu ihm, doch der alte Mann winkte sie beiseite und; rollte sich zum Schlafen zusammen. Chareos deckte ihn mit einer Decke zu, während Kiall sich dem Mädchen zuwandte. Im hellen Mondschein konnte er sehen, daß ihr Gesicht verschwollen und blau geschlagen war. Ihr linkes Auge war fest geschlossen, das rechte dunkel und verfärbt. Vorsichtig hob er die Decke von ihrem Körper. Beine und Gesäß waren ebenfalls schlimm zerschlagen und zerkratzt, und auf ihren
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