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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Rand des Simses zurück, und die Suchenden kletterten durch den Spalt zurück. Als sie bei den Pferden ankamen, war Beltzer der erste, der merkte, daß Finn fehlte.
    »Nein!« brüllte er. Er machte kehrt und rannte zurück zu dem Spalt, dicht gefolgt von Chareos und Harokas. Sie erreichten den Sims gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Finn langsam den Geröllhang zum Nadirlager hinunterstieg. Beltzer machte eine Bewegung, als wolle er ihm nach, doch Chareos packte ihn von hinten an der Weste und riß ihn von den Füßen.
    Beltzer schlug hart auf dem Boden auf. Er starrte Chareos an. »Laß ihn«, sagte Chareos. »Er würde dich nicht dabeihaben wollen, das weißt du.«
    Beltzer versuchte etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus. Er rollte sich auf die Knie, hob eine Axt auf und stolperte zurück durch den Spalt. Harokas kniete neben Chareos nieder.
    Der Schwertmeister beachtete ihn nicht. Seine Augen waren starr auf die kleine, dunkle Gestalt gerichtet, die sich dem Lager der Nadir näherte. Es wäre so einfach, dachte Harokas, die Hand am Griff seines Dolches … ihm die Klinge durch die Rippen zu stoßen bis ins Herz. So einfach. Dann konnte er zum Grafen zurückkehren, sein Gold beanspruchen und sein Leben weiterführen. Aber das würde bedeuten, Tanaki zurückzulassen. Er fluchte innerlich und nahm die Hand vom Dolch.
     
    Unter ihnen erreichte Finn den Fuß des Hanges und ging weiter, den Rücken gerade, den Kopf erhoben. In seinen Ohren dröhnte es wie das ferne Meer, und sein Blick war getrübt. So viele Jahre zusammen, Jahre der Freude und der Angst. Es zahlte sich nie aus, zu sehr zu lieben, das hatte er immer gewußt. Eines Tages kam die Abrechnung. Es war viel besser, gar nicht erst geliebt zu werden Finn ging an zwei Nadirkriegern vorbei, die ihre Schwerter schärften. Sie starrten ihn einen Moment an; dann standen sie auf. Finn ging unbeirrt weiter. Er konnte Maggrig jetzt sehen, und die unvorstellbare Grausamkeit, die man ihm angetan hatte. Ein Mann packte Finns Arm. Beinahe geistesabwesend stieß Finn ihm sein Jagdmesser in die Kehle.
    Einmal hatte Maggrig mit der Roten Pest daniedergelegen. Niemand überlebte diese Krankheit, doch Finn hatte bei ihm gesessen und ihn angefleht zu leben. Das Fieber hatte alles Fleisch von Maggrigs Körper gezehrt und nur durchscheinende Haut übrig gelassen, die sich straff über die Knochen spannte. Aber Finn hatte den Gefährten wieder gesundgepflegt. Er erinnerte sich an den Tag, als er zum erstenmal erkannt hatte, daß Maggrig am Leben bleiben würde. Der Himmel war grau und verhangen gewesen, die Berge im Nebel verborgen. Von den Bäumen tropfte es naß, und doch war der Tag schön gewesen – so unglaublich schön, daß Finn nicht ohne Tränen daran denken konnte.
    Ein zweiter Krieger kam auf ihn zu. Finn tötete ihn, doch der Mann stieß ihm sein Schwert in die Seite. Finn spürte kaum Schmerzen. Er taumelte weiter. Etwas traf ihn im Rücken, doch er beachtete es gar nicht. Als er nahe bei dem Toten war, fiel er auf die Knie und hieb mit seinem Messer die Seile durch, die Maggrigs Arme an den Pfahl banden. Dann warf er sein Messer fort und nahm Maggrigs Kopf in die Hände. Blut stieg ihm in die Kehle, aber er spuckte es aus.
    »Du machst mir nichts als Ärger, Junge«, sagte er und versuchte, den steif werdenden Körper hochzuheben.
    Ein Speer hämmerte in Finns Rücken, durchschlug die Rippen und drang vorn an der Brust wieder hinaus. Er spürte, wie Maggrig ihm entglitt, und versuchte mit aller verbleibenden Kraft, den Körper sanft auf die Erde zu legen.
    Langsam fiel er vornüber; sein Kopf ruhte auf Maggrigs Brust.
    Wenn er Maggrig nur in die Berge bringen könnte, dann würde alles gut. Der Himmel wäre grau und verhangen, in den Bäumen hinge der Nebel.
    Wenn er nur …
    Schwerter und Messer stießen in Finns Körper, aber er spürte sie nicht.
     
    Hoch oben auf dem Sims beobachtete Chareos das Geschehen. Seine Hände zitterten, und er riß sich von dem Anblick los und starrte zu Boden. Er holte tief Luft; dann lehnte er sich zurück.
    Einige Minuten saß er schweigend da und dachte an Finn und Maggrig, wie sie damals in Bel-Azar gewesen waren. Dann wandte er sich an Harokas. »Du hattest deine Chance«, sagte er leise. »Sie wird nicht wiederkommen. Warum hast du mich nicht getötet?«
    Harokas breitete die Hände aus, ohne etwas zu sagen. Chareos schob sich vom Sims zurück und ging zu den Pferden. Beltzer saß auf einem Stein, seine Axt lag neben

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