Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Ich werde eine Weile schlafen. Weck mich, wenn er kommt.«
    Beltzer nickte. »Wir haben das Mädchen«, sagte er. »Es ging alles glatt.«
    Finn antwortete nicht, sondern legte sich ins Gras und schloß die Augen. Beltzer lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum und döste in der Morgensonne. Als er erwachte, kniete Harokas neben Chareos. Der adlergesichtige Krieger starrte angespannt in das Gesicht des schlafenden Mannes. Seine Miene war schwer zu deuten, doch Beltzer erkannte, daß er beunruhigt war.
    »Weck ihn nicht«, sagte Beltzer leise. Harokas blickte auf.
    »Ich wurde hergeschickt, ihn zu töten.«
    »Ich weiß«, sagte Beltzer. »Er auch.«
    »Aber das ist nicht nötig, oder? Ihr habt alle beschlossen zu sterben. Und ich bin froh, von dieser Aufgabe befreit zu sein.«
    Harokas stand auf und ging zu seinem Pferd. Beltzer sah ihm nach, wie er aufstieg und davonritt.
     
    In der Mitte der Lichtung erwachte Kiall. Er setzte sich auf und schaute auf Tanaki hinunter. Sie hatte schon eine etwas bessere Gesichtsfarbe. Er öffnete sein Bündel, nahm einige Schwarzwurzblätter heraus und vermischte sie mit kaltem Wasser. Es war ein gutes Mittel gegen Schwellungen, und Kiall arbeitete eine Weile an dem Breiumschlag. Als er endlich zufrieden war, berührte er Tanakis Hand, worauf sie ruckartig erwachte.
    »Du bist bei Freunden«, sagte er beruhigend. »Ich bin es, Kiall. Ich habe hier eine Paste für deine Augen. Bleib still liegen.« Sie sagte nichts, als er das kühle Tuch über ihre Lider legte. Er nahm ihre Hand und tätschelte sie sanft.
    »Die Wölfe?« flüsterte sie.
    »Fort.«
    »Wie …?«
    »Nicht reden, Prinzessin. Ruh dich aus. Wir sind letzte Nacht in der Stadt gewesen und haben die Männer getötet, die dich … angegriffen haben. Dann haben wir dich hergetragen. Du bist in Sicherheit.«
    »Warum habt ihr …?«
    »Ruhe jetzt. Laß das Mittel wirken.« Er wollte ihre Hand loslassen, doch ihre Finger hielten ihn fest.
    »Warum?« wiederholte sie.
    »Weil du in Not warst«, sagte er wenig überzeugend. Er blieb noch ein paar Minuten bei ihr sitzen; dann entspannten sich ihre Finger, und er sah, daß sie wieder eingeschlafen war. Er stand auf und streckte sich. Beltzer schlief an einen Baum auf der Hügelkuppe gelehnt; Chareos und Finn lagen in der Nähe. Von Harokas und Maggrig keine Spur.
    Die Stimme Okas’ erklang in seinen Gedanken.
»Kiall, kannst du
mich hören?«
    »Ja«, antwortete er laut und blickte auf die schlafende Gestalt des alten Mannes hinunter. Die Stimme war wie ein Flüstern im Strom der Zeit, unglaublich weit entfernt und doch klar. »Ich kann dich hören.«
    »Sag Chareos, er soll zu den Mondbergen reisen. Sag ihm, er soll Asta Khan suchen. Sag ihm, es tut mir leid.«
    Die Stimme verklang. Kiall ging so Okas und kniete neben seinem Körper nieder. Er war steif und kalt.
    Der Tätowierte Mann war tot.
    Sie begruben den alten Mann auf dem Hügel und standen schweigend um das Grab. »Der erste von uns, der gestorben ist«, flüsterte Beltzer. Die Worte hingen in der Luft. Er ging zurück zu ihrem Lager, setzte sich und starrte auf die Klinge der Axt in seinem Schoß, die er in den Händen drehte.
    »Es tut mir leid«, sagte Kiall zu Chareos. »Ich wünschte, ich hätte dich nie um Hilfe gebeten. Es kommt mir alles so sinnlos vor. Ich weiß auch nicht warum.«
    »Wir sind frei, Kiall. Wir treffen unsere eigene Wahl.«
    »Das weiß ich«, sagte der junge Mann. »Es ist nur … es gibt soviel Barbarei. Sieh dir Tanaki an. Wie konnten Männer ihr so etwas antun? Das begreife ich nicht.«
    »Sei froh, daß du es nicht begreifst.«
    »Begreifst du es?«
    Chareos wandte sich ab und blickte über die Steppe hinaus. »Ja, leider. Ich würde an eine solche Tat niemals auch nur denken, aber ich verstehe es dennoch. Es hat mit Krieg zu tun, Kiall, und mit dem Wesen des Kriegers. Er steht immer im Wettstreit, und sein Wunsch ist es, seine Feinde zu beherrschen und zu zerstören. Aber das Wort, das du dir merken mußt, ist
beherrschen.
Es gibt noch ein wichtiges Wort:
Erregung.
Ein Mann kann ebenso schnell vor Zorn erregt sein wie geil. Die beiden Gefühle sind eng miteinander verknüpft.
    Wut und Wollust. Der Krieger wird also in der Schlacht erregt und kämpft, um zu beherrschen. Tanaki – und andere wie sie – sind die Opfer dieser Gefühle. Beherrscht mißbraucht, gedemütigt.«
    »Sie sind böse«, sagte Kiall. »Ganz einfach.«
    »Schön, wenn es so einfach wäre. Einige von diesen Männern

Weitere Kostenlose Bücher