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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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glaubte, der Traum wäre Wirklichkeit.«
    »Wir alle sind voller Träume«, sagte sie. »Wir sehnen uns nach dem Unerreichbaren. Wir glauben an den Unsinn der Fabeln. Es gibt keine wahre Liebe. Es gibt nur Lust und Bedürfnisse.«
    »Das glaube ich nicht, Prinzessin.«
    »Noch ein Traum, den du für Wirklichkeit hältst?«
    »Ich hoffe nicht. Es gibt soviel Traurigkeit und Haß auf der Welt. Es wäre schrecklich, wenn Liebe nur eine Illusion wäre.«
    »Warum bist du neulich weggegangen, als du mich berührt hast?«
    »Ich … ich weiß nicht.«
    »Du lügst, Kiall. Ich konnte spüren, wie deine Hände wärmer wurden. Du wolltest mit mir ins Bett, nicht wahr?«
    »Nein!« erwiderte er instinktiv; dann wandte er errötend den Blick ab. »Doch«, sagte er zornig. »Und ich weiß, das war falsch.«
    »Falsch? Du bist ein Narr, Kiall. Es war aufrichtige Lust – schäme dich nicht dafür, aber schreib auch keine Gedichte darüber. Ich hatte fünfzig Liebhaber. Einige waren zärtlich, andere grausam, und einige hatte ich mit der Zeit wirklich gern. Aber Liebe? Wenn es sie gäbe, hätte ich sie inzwischen gefunden. Oh, Kiall, guck nicht so schockiert. Das Leben ist kurz. Vergnügen ist alles. Das zu verleugnen heißt, das Leben zu verleugnen.«
    »Du bist mir gegenüber im Vorteil«, sagte er leise. »Ich habe nicht deine Lebenserfahrung. Ich wurde in einem Dorf erzogen, wo wir die Felder bestellten und Vieh und Schafe züchteten. Aber da gab es Menschen, die ein halbes Leben lang zusammen waren. Sie waren glücklich. Ich glaube, sie haben einander geliebt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mann und Frau werden von tierischen Leidenschaften zueinander hingezogen, und sie bleiben um der Sicherheit willen zusammen. Aber wenn ein besserer, vielleicht reicherer Mann daherkommt, oder eine jüngere, schönere Frau, dann – und nur dann – kannst du ihre Liebe auf die Probe stellen. Sieh dich an, Kiall. Vor drei Tagen hast du eine Frau tief genug geliebt, um dein Leben für sie zu riskieren. Jetzt sagst du, du hättest sie nie geliebt. Und warum? Weil du mir begegnet bist. Beweist das nicht, was ich sage?«
    Er schwieg eine Zeitlang und starrte zum Horizont. Schließlich sagte er: »Es beweist nur, daß ich ein Narr bin. Das ist nicht so schwer.«
    Tanaki ging zu ihm. »Es tut mir leid. Ich sollte solche Dinge nicht sagen. Ich danke dir, daß du mich gerettet hast. Ich werde dir für den Rest meines Lebens dankbar sein. Es war edel von dir – und mutig. Und ich danke dir auch, daß du neulich fortgegangen bist – das war rücksichtsvoll. Aber gib mir ein paar Tage, und dann lehre ich dich Vergnügen.«
    »Nein!« lehnte er ab. »Diese Art von Vergnügen will ich nicht lernen.«
    »Dann bleib ein Narr«, fauchte sie, machte kehrt und ging davon.
     
    Fast drei Wochen lang reisten die Suchenden tiefer ins Land der Nadir, zogen über die einsamen Steppe zu den weit entfernten, grauen Bergen. Gelegentlich übernachteten sie in kleinen Zeltsiedlungen der Nadir, doch meist lagerten sie in versteckten Tälern, Höhlen oder Senken. Es gab keine Anzeichen, daß sie verfolgt wurden, und sie sahen keine Spur von Tsudais Soldaten.
    Chareos sprach unterwegs nur wenig. Sein Gesicht war starr und finster, sein Blick gequält. Auch Beltzer hatte wenig zu sagen. Harokas erwies sich als geschickt im Umgang mit dem Bogen und erlegte zwei Rehe. Doch meist ernährten sie sich von dem, was das Land hergab: lange, gekrümmte Wurzeln von purpurner Farbe, die eine dünne, jedoch nahrhafte Suppe ergaben.
    Tanaki erholte sich gut und begann oft scherzhafte Gespräche mit Harokas, doch Kiall sah die Angst in ihren Augen, wenn einer der Suchenden ihr zu nahe kam, sah, wie sie bei einer zufälligen Berührung zusammenzuckte. Tagelang sagte er nichts dazu. Er behandelte sie höflich, obwohl sie ihn meistens nicht beachtete. Er vermutete, daß sie noch immer wütend über seine Zurückweisung war.
    Doch eines nachts erwachte Tanaki schreiend, rollte sich aus ihren Decken und suchte nach ihren Schwertern. Beltzer war sofort auf den Beinen, die silberne Axt in den Händen. Chareos und Kiall gingen zu ihr.
    »Es ist alles gut«, sagte Chareos und streckte die Hand nach ihr aus. »Es war nur ein Traum.«
    »Zurück! Rühr mich nicht an!« kreischte Tanaki. Ihr Schwert zuckte vor, und Chareos sprang zurück. Die Klinge verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
    »Tanaki?« sagte Kiall leise. »Alles ist gut. Du hast geträumt. Du bist unter Freunden. Freunden.«
    Sie wich

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