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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Narren lernen es nie, dachte er. Ihre Urteilskraft und ihr Verstand waren auf Gefühlen erbaut: Liebe, Ehre, Pflicht, Freundschaft. Auch die Nadir hatten Verständnis für den Wert dieser Tugenden, doch sie betrachteten sie anders. Statt der Liebe zu einem einzelnen besaßen sie die Liebe zu ihrem Stamm. Ehre und Pflicht waren keine bloßen Begriffe, sondern Wirklichkeiten, die man sich durch den Dienst am erwählten Führer verdiente. Selbst Freundschaft, geschmiedet im Krieg, galt nichts: Auf ein Wort des Khans hin würde ein Freund dem anderen den Kopf abschlagen. Er würde es zwar bedauern, aber keinen Moment zögern. Kein Nadirkrieger wäre hier vom Silberpfad abgewichen. Asta ging weiter.
    Die Dunkelheit schloß sich wieder um die Gefährten. Plötzlich erklang Astas Stimme. »Steht ganz still und wartet, bis ihr wieder das Licht seht. Dann müßt ihr schnell gehen, denn ich kann das Tor nicht lange offenhalten.«
    Danach war Schweigen, nur unterbrochen von den raschelnden Flügeln über ihnen und dem verstohlenen Tappen von Klauen auf dem felsigen Grund neben dem Pfad, Ein schwacher Strahl grauen Lichts erhellte die Szene, streckte sich, verbreiterte sich.
    »Jetzt!« rief Asta, und der kleine Schamane rannte durch die Öffnung. Chien, Oshi und Harokas setzten ihm nach. Chareos stolperte hindurch, gefolgt von Kiall. Tanaki rannte los, doch ihr Fuß glitt vom Pfad ab, und sofort packte eine haarige Hand ihren Knöchel und brachte sie zu Fall. Sie rollte sich herum, zog ihr Schwert und hieb auf die Hand ein. Sie glitt davon, doch Tanaki sah, wie die Riesenwölfe zum Sprung auf sie ansetzten. Sie zog die Knie an und schnellte sich durch das schrumpfende Tor.
    Sie prallte hart auf, rollte sich ab und kam auf die Knie. Das Tor war verschwunden, und sie kniete auf einem Sims hoch über der Stadt Ulrickham.
    Kiall half ihr auf die Füße. »Ich möchte diesen Pfad nicht noch einmal gehen müssen«, sagte er. Tanaki nickte nur; sie brachte kein Wort hervor. Chareos saß für sich und starrte zu Boden. Er sah älter und erschöpfter aus, als Kiall ihn je gesehen hatte.
    Er ging zu ihm. »Beltzer war ein starker Mann, Chareos. Ein guter Freund«, sagte er.
    »Er war ein Narr. Wir alle sind Narren«, flüsterte Chareos. »Aber ich spiele das Spiel bis zum Ende.« Er warf einen Blick auf die Stadt. »Was meinst du, Kiall? Sollen wir sie umzingeln und die Freilassung Ravennas verlangen?«
    »Was immer du sagst, Chareos.«
    Chareos stand auf und streckte sich. Er lächelte und schlug Kiall auf die Schulter. »Das Leben geht weiter, mein Junge. Mach dir nicht zu große Sorgen um mich.«
    Asta Khan kam zu ihnen und kauerte sich vor Chareos hin. »Hier, unter Ulrickham, fließt ein unterirdischer Fluß. Der große Tenaka kannte ihn, und er hat die Abwasserkanäle der Stadt mit diesem Fluß verbunden. Er ließ auch die Seitentunnel so verstärken, daß sie Fluchtwege bieten, falls die Stadt einmal belagert wird.«
    »Wird der Tunnel bewacht?« fragte Kiall.
    »Nicht von Menschen. Es wäre kein besonderes Geheimnis mehr, wenn alle Soldaten in Ulrickham davon wüßten. Nein, die Gefangenen, die an der Verstärkung der Tunnel arbeiteten, wurden getötet.«
    »Aber von irgend etwas werden sie bewacht«, sagte Chareos. Asta blickte auf; seine dunklen Augen waren verschleiert.
    »Ja, Schwertmeister. Von irgend etwas. Ich habe mit dem Blut der Getöteten einen finsteren Bann gewebt und den Tunnel mit der Leere verschmolzen.«
    »Der Leere?« fragte Kiall, der zu ihnen trat.
    »Du bist soeben hindurchgegangen«, antwortete Asta. »Nur gibt es unter Ulrickham keinen Silberpfad.«
    »Wir müssen wieder da durch? Das kann ich nicht!« sagte Tanaki.
    »Du kannst!« zischte Asta. »Es ist nicht weit – nur zwanzig Schritte. Ich werde euch führen.«
    »Und wenn wir hindurch sind?« fragte Chareos. »Wie kommen wir zu Ravenna?«
    Tanaki trat vor. »Du überhaupt nicht, Chareos. Asta weiß das. Kein Mann kann den Palast der Frauen betreten – aber ich.«
    »Nein«, protestierte Kiall. »Nein, das lasse ich nicht zu. Es ist zu …«
    Tanaki kicherte. »Jetzt sag nicht
zu gefährlich,
Kiall. Es ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Sie hat recht«, sagte Asta, dessen Augen jetzt funkelten. »Sie ist wahrlich vom Blute des Großen Tenaka.« Chien-tsu und Harokas kamen, um zuzuhören, als Tanaki ihren Plan entwickelte.
    »Die Frage ist, wann«, meinte Chareos.
    »Die Zeit ist jetzt gekommen«, erklärte Asta. »Die Reise durch die Leere hat viele

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