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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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kannte, überlegte sie, in welchem der größeren Zimmer Ravenna wohnen mochte. Nicht in dem, das dem geheimen Flur des Khans am nächsten lag – das war für die jeweils neueste Konkubine reserviert. Nein, Ravenna hatte man bestimmt näher an die Räume der Hebamme im Osten gelegt. Tanaki schlich weiter, bis sie schließlich zu einer schmalen Tür kam, die, wie sie wußte, zu einer Reihe von Zimmern führte, die nach Osten über die Steppe blickten. Hier waren die Räume morgens in Sonnenlicht getaucht, das Wärme brachte, doch am Nachmittag blieben sie kühl. Tanaki öffnete die Tür und schlüpfte hinein. Das Bett war ans Fenster gestellt worden, und Tanaki konnte eine junge Frau erkennen, die auf dem Rücken lag. Als sie näherschlich, war offensichtlich, daß sie schwanger war. Tanaki setzte sich ans Bett und berührte die Frau am Arm.
    »Ravenna«, flüsterte sie. »Ravenna, wach auf!«
    Die Frau schlug die Augen auf. »Was ist los?« fragte sie schläfrig.
    »Kiall hat mich geschickt.«
    »Kiall?« Ravenna gähnte. »Ist das ein Traum?«
    »Nein. Hör mir zu. Ich bin hier, um dich aus der Stadt zu bringen. Dein Freund Kiall hat die Steppe durchquert, um dich zu retten. Um Himmels willen, wach auf und hör mir zu!«
    Die Frau richtete sich halb auf. »Kiall? Der Träumer?«
    »Genau der.«
    »Wir würden nie hier rauskommen«, flüsterte Ravenna. »Überall sind Wachen.«
    »Ich bin auch herein gekommen«, sagte Tanaki.
    Ravenna stöhnte und legte eine Hand auf ihren angeschwollenen Leib. »Er tritt fest zu«, sagte sie lächelnd. Sie war ein hübsches Mädchen, stellte Tanaki fest, aber keine Schönheit. Ihr Kinn war zu kräftig, die Augen zu klein. Aber ihr Lächeln war strahlend.
    »Zieh dich an, Ravenna. Ich bringe dich zu Kiall.«
    »Warum ist er gekommen, mich zu holen? Das verstehe ich nicht.«
    »Er auch nicht. Willst du hier weg?«
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr. Ich hasse diesen Ort, ich hasse diese Menschen. Aber am meisten verabscheue ich den Khan. Mögen tausend Flöhe seine Nachkommen treffen!«
    »Paß auf, was du dir wünschst«, fauchte Tanaki. »Dein Kind ist von seinem Blut.«
    Ravenna zuckte zusammen und erwiderte zerknirscht: »Ich wollte damit nicht sagen …«
    »Zieh dich an«, sagte Tanaki. Ravenna schlüpfte in ein langes Gewand aus weicher, blau gefärbter Wolle und leichte Seidenschuhe. »Hast du keinen Mantel und Wanderschuhe?« fragte Tanaki.
    »Wozu sollte ich hier drinnen einen Mantel brauchen? Sie lassen uns nie hinaus.«
    »Folge mir«, sagte Tanaki und ging voraus in den Flur. Ravenna bewegte sich langsam. Tanaki warf mit wachsender Verärgerung einen Blick zurück, doch es war nicht zu ändern. Ravennas Schwangerschaft war weit fortgeschritten.
    Als sie die Tür zum Hof erreichten, öffnete Tanaki sie einen Spalt und spähte hinaus. Zwei Wächter patrouillierten über die Brüstung, und sie fluchte leise.
    »Was ist los?« fragte Ravenna.
    »Wachen. Zwei Mann.«
    »Kommen wir an ihnen vorbei?«
    Tanaki lächelte. »Dazu bist du zu langsam.« Sie öffnete die Tür
    Tanaki lächelte. »Dazu bist du zu langsam.«
    Sie öffnete die Tür noch einmal, beobachtete die Männer und zählte die Sekunden, als die Wächter einander passierten. Ihre einzige Chance lag darin, in dem Moment loszulaufen, wenn die Wächter die Ecke der Mauer erreichten, ehe sie wieder kehrtmachten. Tanaki beobachtete die Männer dreimal bei dem Manöver; dann packte sie Ravennas Arm. »Jetzt!« zischte sie.
    Sie huschten ins Freie und schlichen über den Hof zur Mauer. »Wir schaffen es nie«, flüsterte Ravenna.
    Sich dicht in den Schatten haltend, bewegten die beiden Frauen sich näher an der Pforte heran. Die Wächter waren direkt über ihnen, als Tanaki mit den Händen nach den Riegeln tastete. Sie waren rostig, und sie fluchte leise – und zog den Riegel zurück. Er bewegte sich kaum zwei Zentimeter, als er plötzlich quietschte. Tanaki erstarrte. Doch die Wachen hatten nichts gehört, und sie öffnete den Riegel weiter. Diesmal glitt er ganz heraus. Sie warf einen Blick hindurch und sah, daß drei Wächter nicht mehr als zwanzig Schritt von ihnen entfernt standen. Es gab keinen Weg an ihnen vorbei, und sie konnte nicht alle drei töten.
    Dann sah sie Chien-tsu. Er ging über die freie Fläche zu den Wächtern. Einer von ihnen drehte sich um und hob seinen Speer. Plötzlich wirbelte der kleine Krieger herum und trat dem Wächter gegen die Schläfe, so daß der Mann von den Füßen

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