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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Aber ich sollte nicht spotten. Ich habe kein Recht dazu. Aber was ist mit ihrem Verlobten? Ist er tot?«
    »Nein. Er hat eine Übereinkunft mit Ravennas Vater getroffen und wird jetzt ihre jüngere Schwester Karyn heiraten. Sie wurde nicht geraubt.«
    »Dann hat er nicht lange getrauert«, stellte Chareos fest.
    »Er hat sie nie geliebt. Er wollte sie nur, weil sie schön und ihre Familie reich ist. Ravennas Vater züchtet Schweine, Rinder und Pferde. Er ist der häßlichste Mann, den ich je gesehen habe, doch seine Töchter sind vom Himmel gezeichnet.«
    Chareos hob den Säbel des Jungen auf und reichte ihm die Waffe mit dem Griff voran.
    Kiall blickte auf die Klinge, »Es hat wenig Zweck, daß ich dieses Schwert trage. Ich habe kein Geschick in solchen Dingen.«
    »Falsch«, widersprach Chareos lächelnd. »Du hast eine gute Hand, ein schnelles Auge und ein stolzes Herz. Alles, was dir fehlt, ist Unterricht. Den werde ich dir geben – während wir nach Ravenna suchen.«
    »Du kommst mit mir? Warum?«
    »Guck einem geschenkten Gaul nie ins Maul«, antwortete Chareos, ging zu seinem Grauen und stieg in den Sattel. Das Pferd zitterte.
    »O nein«, flüsterte Chareos. Der Hengst bockte wild; dann stieg er auf die Hinterhand und drehte sich in der Luft, so daß Chareos über seinen Kopf hinweg mit einem knochenerschütternden Satz im Schnee landete. Der Hengst machte ein paar Schritte, bis er über ihm stand. Chareos zog sich hoch und stieg wieder in den Sattel.
    »Ein seltsames Tier«, meinte Kiall. »Ich glaube, er mag dich nicht.«
    »Natürlich mag er mich, Junge. Den letzten Mann, den er nicht mochte, hat er zu Tode getrampelt.«
    Chareos berührte die Flanken des Hengstes mit den Fersen und ritt voran nach Süden.
    Er blieb einige Längen vor Kiall, während sie durch den Morgen ritten, denn er war sich bewußt, daß er keine Antworten hatte, die der Junge verstehen würde. Er hätte ihm eine Geschichte erzählen können, die sich vor dreißig Jahren abgespielt hatte – von einem Kind, das keine Hoffnung hatte, bis ein Krieger namens Attalis es rettete und ihm ein Vater geworden war. Er hätte ihm von einer Mutter erzählen können, die auch Ravenna hieß, eine stolze, mutige Frau, die sich geweigert hatte, den Mann zu verlassen, den sie vergötterte, selbst für den Sohn, den sie liebte. Aber dies hätte bedeutet, ein Geheimnis zu teilen, das Chareos mit Scham erfüllte – einer unerfüllten Pflicht, einem gebrochenen Versprechen. Er spürte die frische Brise auf seiner Haut, roch die Bäume und den Schnee in der Luft. Er warf einen Bück zum Himmel hinauf.
    Es gab nichts, was er Kiall sagen konnte. Der Junge war glücklich. Der legendäre Schwertmeister hatte eingewilligt, ihn zu begleiten, und was Kiall betraf, war ihr Erfolg damit sicher.
    Chareos’ Gedanken kehrten zu dem Bauernmädchen zurück und dem Mann, der sie liebte – so, wie er Tura geliebt hatte, ein hoffnungslos einseitiges Gefühl. Doch selbst jetzt noch, nach der Bitterkeit und dem Schmerz, würde Chareos durch ein Flammenmeer wandern, wenn Tura ihn brauchte. Aber sie brauchte ihn nicht hatte ihn nie gebraucht.
    Nein, die Frau, die jetzt seine Hilfe brauchte, war die Tochter eines Schweinezüchters. Chareos drehte sich im Sattel und sah sich nach Kiall um. Der junge Mann lächelte und winkte.
     
    Chareos wandte den Blick wieder auf die vor ihm liegenden Berge und dachte an den Tag, als Tura ihn verlassen hatte. Er hatte allein in dem kleinen Hof hinter dem Haus gesessen. Die Sonne versank hinter den Wolken, die wie rotes Feuer zu brennen schienen. Finn hatte ihn dort gefunden.
    Der Bogenschütze hatte sich neben ihn auf die Steinbank gesetzt. »Sie hat dich nicht geliebt, Mann«, sagte Finn, und Chareos hatte geweint wie ein Kind. Eine Zeitlang saß Finn schweigend da; dann legte er Chareos die Hand auf die Schulter und sprach leise auf ihn ein. »Die Menschen träumen von vielen Dingen. Wir träumen von Ruhm, den wir nie erringen werden, von Reichtümern, die wir nie gewinnen. Aber das närrischste von allem ist der Traum von der Liebe, der großen, immerwährenden Liebe. Vergiß ihn.«
    »Ich kann nicht«, hatte Chareos geantwortet.
    »Dann verbirg ihn. Denn die Truppen warten, und es ist ein langer Ritt nach Bel-Azar.«
     
    Der Hirsch senkte den Kopf in den Fluß; seine lange Zunge leckte das klare Wasser auf. Etwas traf ihn mit einem heftigen Schlag in die Seite, der Kopf fuhr hoch, und ein Pfeil drang ihm durch ein Auge tief ins

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