Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Gehirn. Die Vorderbeine gaben nach, und er stürzte zu Boden. Blut rann ihm aus dem Maul.
Die beiden Jäger erhoben sich aus dem Gebüsch und plantschten durch den Wasserlauf zu dem Kadaver. Beide trugen mit Fransen und Perlen verziertes Hirschleder und gekrümmte Jagdbogen aus vagrischem Horn. Der jüngere der beiden Männer – schlank, blond und mit Augen von einem verblüffenden Blau – kniete neben dem Hirsch nieder und öffnete die Arterie der Kehle des Tieres. Der andere Mann, größer und vollbärtiger, beobachtete ihn aus dem Unterholz.
»Hier ist niemand, Finn«, sagte der blonde Jäger. »Du wirst langsam alt und siehst Gespenster.«
Der bärtige Mann fluchte leise. »Ich kann die Bastarde riechen. Sie sind hier irgendwo! Kann mir nicht vorstellen, warum. Nichts zu stehlen hier für sie. Keine Weiber. Aber sie sind hier, ganz klar. Scheiß-Nadren!«
Der kleinere Mann weidete den Hirsch aus und begann, dem Tier mit einem zweischneidigen Jagdmesser die Haut abzuziehen. Finn legte einen Pfeil auf den Bogen und beobachtete finster das Unterholz auf der anderen Seite.
»Du machst mich nervös«, sagte der Jüngere.
»Wir sind jetzt seit zwanzig Jahren zusammen, Maggrig, und du liest Spuren immer noch wie ein Blinder die Schrift.«
»Wirklich? Wer hat denn letztes Jahr gesagt, daß die Tätowierten auf Jagd gingen! Wer hat vier Tage lang Wache gestanden, ohne eine Spur von den Kopfjägern zu sehen?«
»Sie waren da! Sie wollten uns damals nur nicht töten«, erwiderte Finn. »Wie lange willst du das Tier denn noch in Stücke schneiden?«
In diesem Moment tauchten vier Männer aus dem Gebüsch auf der anderen Seite des Flusses auf. Sie waren alle mit Bogen und Schwertern bewaffnet, doch auf den Sehnen lagen keine Pfeile, und die Schwerter steckten in ihren Scheiden.
»Wollt ihr das Wild nicht mit uns teilen?« rief ein schlanker, bärtiger Mann.
»Wir brauchen es für unseren Wintervorrat. Hirsche sind zur Zeit ziemlich knapp«, erklärte Finn. Maggrig, der neben dem Kadaver kniete, steckte sein Jagdmesser weg, nahm seinen Bogen auf und zog einen Pfeil aus dem Köcher.
»Auf dieser Seite sind noch zwei«, flüsterte er.
»Ich weiß«, sagte der ältere Mann, innerlich fluchend. Da sich zwei weitere Nadren im Gebüsch hinter ihnen versteckt hielten, saßen sie in der Falle.
»Ihr seid nicht gerade sehr freundlich«, sagte der Nadrenkrieger, während er und die anderen langsam zu den Jägern wateten.
»Ihr könnt da stehenbleiben«, rief Finn und spannte seinen Bogen. »Wir brauchen hier keine Gesellschaft.« Maggrig war zuversichtlich, daß Finn die Männer im Fluß in Schach halten konnte, und legte einen Pfeil auf die Sehne. Seine blauen Augen suchten prüfend das Unterholz hinter ihnen ab. Ein Bogenschütze erhob sich aus dem Gebüsch. Sein Pfeil zielte auf Finns Rücken.
Maggrig spannte und schoß im selben Moment. Sein Pfeil drang dem Mann in die Kehle, und der Pfeil des Räubers zischte über Finn hinweg und klatschte vor den vier Männern ins Wasser.
»Ich habe ihm nicht den Befehl gegeben zu schießen«, sagte der schlanke Mann und deutete mit dem Arm auf die Männer neben sich. Sie zogen sich langsam zurück, doch Finn sagte nichts, sondern hielt den Blick fest auf sie gerichtet.
»Der andere ist jetzt schußbereit«, flüsterte Maggrig. »Mußt du so einladend da stehen?«
»Hölle, ich bin es leid, in der Kälte herumzustehen«, antwortete Finn. »Bring den Hurensohn dazu, sich zu zeigen.« Maggrig spannte die Sehne und schoß einen Pfeil ins Gebüsch. Sie hörten einen überraschten Schrei. Dann sprang ein Bogenschütze auf, in dessen Oberarm ein Pfeil steckte. Finn wirbelte auf dem Absatz herum und schickte einen zweiten Pfeil los, der dem Mann in die Brust drang, so daß er kopfüber in die Büsche fiel. Finn fuhr wieder herum, doch die Männer auf der anderen Flußseite waren im Wald verschwunden.
»Ich werde also alt, wie?« fauchte Finn. »Deine Stiefel haben mehr Verstand als du!« Maggrig packte Finns Wams und riß ihn von den Füßen, während drei Pfeile durch die Luft sausten, wo er gerade gestanden hatte. Maggrig schickte einen Pfeil zurück über den Fluß, wußte aber, daß er nicht getroffen hatte.
»Zeit, nach Hause zu gehen, alter Mann«, sagte Maggrig. Ein Pfeil traf den Boden vor ihm, streifte einen Stein und prallte dann gegen den Kadaver. Hastig zerrten die beiden Männer das erlegte Wild außer Schußweite, packten die besten Fleischstücke in die Haut des
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