Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
dreißig, vielleicht auch weniger.«
    »Oder mehr?« fragte Maggrig leise.
    Finn nickte. Wieder erklang das Wolfsgeheul.
    Und diesmal war es näher …

 
    Chareos zügelte sein Pferd auf einer Hügelkuppe und blickte zurück in das hinter ihnen liegende Tal.
    »Was ist?« fragte Kiall. »Das ist jetzt das vierte Mal, daß du dich umschaust.«
    »Ich dachte, ich hätte Reiter gesehen. Sonnenlicht, das auf Helmen oder Lanzen funkelt. Es könnte eine Patrouille sein.«
    »Sie werden wohl kaum nach uns suchen, oder? Ich meine, wir haben doch kein Gesetz gebrochen.«
    Chareos sah Kiall ins Gesicht und las die Angst, die dort geschrieben stand. »Ich habe keine Ahnung. Der Graf ist ein rachsüchtiger Mann, und er glaubt, ich hätte ihn beleidigt. Aber selbst er kann keine Möglichkeit finden, mich in dieser Sache anzuklagen. Laß uns weiterreiten. Wir sollten im Laufe des Vormittags Wirtshausweiler erreichen, und im Moment würde ich meine Seele für eine warme Mahlzeit und ein warmes Bett verkaufen.«
    Über ihnen hingen schwere Wolken, die Schnee verhießen, und die Temperatur war in den vergangenen beiden Tagen stark gefallen. Kiall trug lediglich ein Wollhemd und Beinkleider, und allein sein Anblick ließ Chareos frieren. »Ich hätte Handschuhe kaufen sollen«, sagte er und blies sich in die Hände.
    »Es ist noch nicht sehr kalt«, meinte Kiall fröhlich.
    »Wenn man in meinem Alter ist, schon«, fauchte Chareos.
    Kiall kicherte. »Du siehst nicht aus, als wärst du weit über fünfzig.«
    Chareos schluckte eine zornige Entgegnung herunter und lenkte den Hengst den Hang hinab. Das ganze Leben ist ein Kreislauf, ermahnte er sich. Er dachte an die Tage zurück, als er den alten Kaiin dafür gescholten hatte, daß er beinahe schon senil war. Der alte Kaiin? Der Mann war damals zweiundvierzig gewesen – fast drei Jahre jünger, als Chareos jetzt war.
    Der Hengst geriet ins Rutschen. Chareos zog den Kopf des Tieres hoch und lehnte sich im Sattel zurück. Der Graue gewann das Gleichgewicht wieder und erreichte ohne Zwischenfall den Fuß des Hügels. Der Pfad verbreiterte sich zu einer Bergstraße, ausgefahren von den breiten, mit Leder umrandeten Rädern der Karren, die Holz nach Talgithir brachten. Die Bäume boten Schutz vor dem Wind, und Chareos fühlte sich wieder etwas wohler. Kiall ritt neben ihm, doch der Graue schnappte nach dem Wallach, der auf die Hinterhand stieg. Der Dörfler klammerte sich mühsam fest.
    »Du solltest das Tier verkaufen«, meinte Kiall. »Er hat den Teufel im Leib.«
    Das war ein guter Rat, doch Chareos wußte, daß er den Grauen behalten würde. »Er ist launisch und ein Einzelgänger. Aber ich mag ihn. Er erinnert mich an mich selbst.«
    Oberhalb einer Ansammlung von Gebäuden, in deren Mitte ein Gasthaus stand, kamen sie aus dem Wald. Grauer Rauch stieg aus den zwei steinernen Schornsteinen der Schänke, und vor dem Haupteingang sahen sie Männer stehen.
    »Wir haben eine schlechte Zeit gewählt«, murmelte Chareos. »Die Waldarbeiter und Tagelöhner warten auf ihr Mittagessen.«
    Die beiden Männer ritten in die Siedlung hinunter. Die Ställe befanden sich auf der Rückseite des Wirtshauses, und dort sattelte Chareos den Grauen ab und führte ihn in einen Unterstand. Mit der Heugabel schaufelte er Heu in die Futterkrippe und striegelte dem Tier den Rücken. Dann ging er mit Kiall in die Schänke. Sie war ziemlich voll, und dicht bei den Feuerstellen war kein Platz mehr frei. Die beiden Männer ließen sich an einem Tisch nieder.
    Eine mollige Frau kam zu ihnen. »Guten Morgen, meine Herren. Wir haben heute Pasteten und einen guten Rinderbraten anzubieten. Ihr könnt auch wohlschmeckenden Honigkuchen haben, der warm serviert wird.«
    »Habt ihr Zimmer frei?« fragte Chareos.
    »Ja, Herr. Das obere Gästezimmer. Ich lasse dort ein Feuer machen, es wird gleich bereit sein.«
    »Wir werden dort essen«, sagte er. »Aber zuvor hätten wir gern zwei Becher Glühwein, wenn’s recht ist.«
    Sie machte einen Knicks und verschwand im Gewühl. Die Menschenmenge flößte Chareos Unbehagen ein, als er den Wein trank. Die Luft war stickig und roch nach Holzrauch, Schweiß und gebratenem Fleisch. Nach einer Weile kehrte die Frau zurück und führte sie die Treppe hinauf in das obere Gästezimmer. Es war groß und kalt, trotz des frisch angezündeten Feuers, aber es hatte zwei weiche Betten, einen Tisch und vier tiefe Ledersessel.
    »Es wird bald warm«, sagte die Frau. »Dann müßt ihr das Fenster

Weitere Kostenlose Bücher