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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zusammen; seine Knie gaben unter ihm nach. Chareos ließ ihn liegen und suchte Holz für ein Feuer. Als Soldat hatte er viele Männer nach Auspeitschungen gesehen. Oft war es der Schock der Hiebe, der einen Mann zerbrach – mehr die Demütigung als der Schmerz. Als das Feuer flackerte, drehte er Kiall auf den Bauch, roch an dessen Wunden und nickte zufrieden. Es roch nicht nach Fäulnis. Chareos deckte ihn mit einer Decke zu. Der junge Mann war stark und stolz. Er hatte nicht über seine Schmerzen geklagt, und das bewunderte Chareos.
    Er setzte sich an Feuer und blickte über die Berge und die Pinienhaine hinweg, die grün aus dem Schnee ragten. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, wo ein solcher Anblick ihn an Freiheit hatte denken lassen, diese weite Schönheit, die überwältigende Größe der Gipfel. Jetzt aber, stellte er fest, sprachen sie nur von der Nichtigkeit der Menschen zu ihm. Kriege, Krankheiten, Könige und Eroberer waren nichts für diese Gipfel.
    »Was scheren euch meine Träume?« fragte Chareos, dessen Gedanken zurück zu Tura wanderten, wie so oft, wenn diese nachdenkliche Stimmung ihn überkam. Die schöne, schwarzhaarige Tura. Sie hatte ihn sich männlicher fühlen lassen, als er sich gewünscht hatte. Aber was Tura so freigebig zu schenken schien, hatte sie sich grausam zurückgestohlen. Chareos wurde bei der Erinnerung rot. Wie viele Liebhaber hatte sie genommen, ehe Chareos ihre Untreue entdeckte? Zehn? Zwanzig? Wie viele seiner Freunde hatten das Geschenk ihres Körpers angenommen? Der Held von Bel-Azar! Wenn sie nur wüßten. Chareos, der Schwertkämpfer, war nicht dorthin gegangen, um zu kämpfen, sondern um zu sterben.
    Darin lag kein Heldentum. Doch die Barden scherten sich nicht um Wahrheitstreue. Sie sangen von silbernen Klingen und schneidigen Taten – die Scham des Hahnreis hatte in der Sage von Bel-Azar keinen Platz.
    Chareos stand auf und schlenderte zum Seeufer, wo er niederkniete, um zu trinken. Er verschloß die Augen vor seinem Spiegelbild. Als er zum Feuer zurückkehrte, sah er, daß Kiall friedlich schlief. Die Sonne stand schon tief im Westen, und die Luft wurde kühler. Chareos lockerte die Sattelgurte der Pferde und breitete seine Decke dicht am Feuer aus.
    Er streckte sich aus und starrte zu den Sternen empor. Er hatte Tura vergeben wollen. Er hatte sie weit fort von der Festung bringen und ein neues Leben mit ihr beginnen wollen, aber sie hatte nur gelacht. Es gefiel ihr, wo sie war – wo Männer zur Hand waren, starke Männer, wollüstige Männer, Männer, die ihr Geschenke machten. Vor seinem geistigen Auge konnte er sehen, wie er sie schlug und ihre Schönheit unter seinen Fäusten zerschmetterte. Aber das hatte er nie getan. Er hatte sich aus dem Zimmer zurückgezogen, bezwungen von der Kraft ihres Lachens – die Liebe, die er in sein Herz gelassen hatte, zerrissen unter den Klauen des Verrats. Er hatte nie wieder geliebt, nie wieder eine Frau in sein Herz oder sein Bett gelassen.
    Ein Wolf heulte in der Ferne, ein einsamer, trauriger Laut. Chareos häufte Erde um das Feuer und schlief.
    Vogelgezwitscher drang in seine Träume, und er erwachte. Trotz des Schlafs fühlte er sich nicht erfrischt, und er wußte, er hatte wieder von Tura geträumt. Wie immer konnte er sich kaum an etwas erinnern – nur ihr Name hallte in seinen Gedanken wider. Er setzte sich auf und schauderte. Das Feuer war fast erloschen, und so kniete er sich davor nieder, blies die Asche zu neuem Leben an und legte Zweige auf die winzigen Flammen. Dann stand er auf und verließ ihren Lagerplatz, um trockenes Holz zu sammeln.
    Als das Feuer wieder kräftig flackerte, ging er zu seinem Hengst und klopfte ihm den Hals. Er nahm ein wenig kaltes Fleisch aus seinem Proviantbeutel und kehrte damit an die Wärme des Feuers zurück. Kiall erwachte und setzte sich vorsichtig. Die Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt, und er lächelte Chareos an.
    Der ehemalige Mönch schnitt den Schinken mit seinem Jagdmesser und reichte ihn dem Dörfler.
    »Wo sind wir?« fragte Kiall.
    »Etwas fünfzehn Kilometer von der alten Zollstraße entfernt. Du siehst besser aus.«
    »Es tut mir leid, daß ich eine Last für dich bin. Und noch mehr, daß du für mich töten mußtest.«
    »Das habe ich nicht für dich getan, Kiall. Sie haben mich gejagt. Ein hochmütiges Kind wird zurechtgewiesen, und jetzt sind drei Männer tot. Es ist verrückt.«
    »Du warst unglaublich bei dem Kampf. So etwas habe ich noch nie gesehen. Du

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