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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sich nicht an die Frau erinnern.
    »Bist du verheiratet?« fragte Ravenna.
    »Ja«, antwortete die Frau mit einem Achselzucken. »Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    »Nein«, gab Ravenna ihr recht.
    »Und du?«
    »Ich wollte bald heiraten. In achtzehn – nein, siebzehn Tagen.«
    »Bist du noch Jungfrau?« frage die Frau leise.
    »Nein.«
    »Ab jetzt bist du es. Sie werden danach fragen. Jungfrauen erzielen bessere Preise. Und es bedeutet, daß diese … Schweine dich nicht anrühren werden. Verstehst du?«
    »Ja. Aber der Mann, der mich kauft …«
    »Was wissen sie schon? Männer! Such dir eine scharfe Nadel und stich dich damit in der ersten Nacht.«
    Ravenna nickte. »Danke. Das werde ich mir merken.«
    Sie fielen in Schweigen, während die Wagen weiterrollten. Die Räuber ritten wachsam, und Ravenna suchte ständig den Horizont ab.
    »Erwarte keine Hilfe«, sagte die Frau.
    »Man sollte die Hoffnung nie aufgeben.«
    Die Frau lächelte. »Dann hoffe auf einen gutaussehenden Wilden mit freundlichem Wesen.«
     
    Die Berge erhoben sich vor ihnen wie eine Schlachtreihe weißbärtiger Riesen, und ein eisiger Wind fegte den Reitern von den Gipfeln her ins Gesicht. Als Chareos seinen pelzgefütterten Umhang um sich zog und gürtete, warf er einen Blick auf den Dörfler. Kialls Gesicht war grau, und er schwankte im Sattel, beklagte sich aber nicht. Chareos schaute zurück auf die Stadt. Sie lag jetzt weit hinter ihnen, und er konnte nur noch die höchsten Türme hinter den Hügeln erkennen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er Kiall. Der Dörfler schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Die Wirkung des
Lirium
ließ nach, und der Schmerz fraß sich wie glühende Kohlen in seinen Rücken. Der alte durchgerittene Wallach war ein friedliches Tier, und normalerweise wäre der Ritt bequem gewesen; jetzt aber zerrte jede Bewegung an Kialls gemartertem Fleisch. »Wir machen gleich Rast«, sagte Chareos, »sobald wir im Wald sind. Dort gibt es Seen mit kristallklarem Wasser. Wir werden uns ausruhen, und dann kümmere ich mich um deine Wunden.«
    Kiall nickte und ergriff den Knauf an seinem Sattel. Ihm war übel, und auf seinem Gesicht hatte sich ein Schweißfilm gebildet. Innerlich fluchend, ritt Chareos neben das alte Pferd. Plötzlich bog der weiße Hengst seinen Hals und biß das ältere Tier. Chareos zerrte an den Zügeln, und der Wallach stieg auf die Hinterhand. Kiall fiel beinahe aus dem Sattel. Der Hengst bockte und senkte den Kopf, doch Chareos klammerte sich entschlossen fest, die Schenkel um den Rumpf des Tieres geschlossen. Sekundenlang versuchte das Pferd, ihn abzuwerfen. Dann beruhigte es sich, als wäre nichts geschehen, und stand gelassen da. Chareos stieg aus dem Sattel und streichelte den langen Hals des Hengstes. Er stellte sich vor das Pferd, rieb ihm die Nase und pustete dann langsam seinen Atem in beide Nüstern des Tieres. »Ich werde dir nichts zuleide tun. Ich bin nicht dein Herr. Ich bin dein Freund.«
    Schließlich stieg er wieder auf, und sie ritten weiter nach Süden. Chareos war noch nie in diesen Bergen gewesen, doch Reisende berichteten von einer Siedlung, die um ein Gasthaus herum erbaut worden war. Er hoffte, daß es nicht mehr weit bis zum Dorf war – und daß es dort einen Heiler gab. Kialls Fieber stieg, und soweit Chareos wußte, konnten seine Wunden sich entzünden. Als Soldat hatte er viele Männer an scheinbar harmlosen Verletzungen sterben sehen. Die Haut schwoll an und verfärbte sich, das Fieber wurde schlimmer, und das Fleisch schmolz dahin. Er erinnerte sich an einen jungen Krieger in Bel-Azar, der sich die Hand an einem Dorn gestochen hatte. Die Hand war zu dreifacher Größe angeschwollen und erst blau und schließlich schwarz geworden. Der Arzt hatte sie dem Krieger abgeschnitten. Dennoch war der Junge gestorben … unter Schreien und furchtbaren Schmerzen. Chareos warf einen Blick auf Kiall und zwang sich zu einem Lächeln, doch der junge Mann reagierte nicht.
    Am späten Nachmittag konnte Kiall nicht mehr weiterreiten. Er fieberte und stöhnte, und zwei der langen Peitschenwunden auf seinem Rücken hatten sich wieder geöffnet. Chareos hatte die Handgelenke des jungen Mannes an den Sattelknauf gebunden und führte den Wallach nun am Zügel, als er die Pferde zum Ufer eines großen Sees lenkte. Er lag ganz still und spiegelte die Berge in der Umgebung auf seiner Oberfläche wider. Chareos stieg ab, pflockte die Pferde an und half Kiall auf den Boden. Der Dörfler sackte

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