Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
kennenzulernen«, sagte Beltzer und hieb Kiall auf den Rücken. Der Dörfler stöhnte und taumelte.
»Was ist los mit ihm?« fragte Beltzer.
»Er ist ausgepeitscht worden«, erwiderte Chareos und rieb sich die Rippen, »und du hast ihn vermutlich daran erinnert. Lebst du jetzt hier?«
»Gewissermaßen. Ich helfe Naza – das ist der Wirt. Kommt, ihr müßt ja sterben vor Durst. Wir wollen ein Glas trinken oder zwei … oder drei. Gott, was für ein Glückstag! Ich hole uns Bier.«
»Was
war
das?«
»Das war Beltzer. Einmal gesehen, vergißt man ihn nie mehr.«
»Beltzer?« flüsterte Kiall. »Der goldhaarige Held von Bel-Azar?«
»Du wirst noch feststellen, Kiall, daß man Liedern und Sagen nicht trauen darf. Früher hätte Beltzer vielleicht in den Augen einer blinden Sau gut ausgesehen … auch wenn ich es bezweifle. Ich habe gesehen, daß Huren ihn abwiesen, obwohl seine Taschen von Goldmünzen überquollen.«
»Es ist unglaublich«, flüsterte Kiall. »Er ist häßlich und fett – und er stinkt.«
»Und das sind noch seine Vorzüge«, sagte Chareos. »Warte mal, bis du ihn näher kennenlernst.« Er stand auf und ging zur Scheune, wo Finn Maggrig auf die Füße half.
»Ihr werdet immer noch von Schwierigkeiten angezogen wie die Motten vom Licht«, bemerkte Chareos mit einem Lächeln.
»Scheint so, Schwertmeister«, antwortete Finn. »Der Junge hier hat sich den Schädel aufgeschlagen.«
»Bring ihn auf mein Zimmer.«
»Ich möchte nicht allzu lange hierbleiben«, wandte Finn ein. »Ich hasse überfüllte Orte – du weißt ja.«
»Ja, ich erinnere mich. Aber gib mir bitte eine Stunde. Kiall wird dir den Weg zeigen.«
Chareos ging zu Salida hinüber, der auf dem erhöhten Pfad saß, der rings um das Wirtshaus führte.
»Ich habe ein paar alte Freunde getroffen, Hauptmann. Ich bin auf meinem Zimmer, falls du mich sprechen möchtest.«
Salida nickte. »Besorg deinem Freund einen anderen Säbel. Ich werde Logars Waffe dem Grafen bringen.«
»Und was ist mit mir, mein Freund? Und mit dir?«
»Du gehst, wohin du willst, Chareos. Möge die QUELLE dich geleiten. Und was mich angeht … wer weiß? Ich war nicht immer Hauptmann der Lanzenreiter. Vielleicht gibt es noch andere Aufgaben, die mir Freude machen. Aber ich glaube, der Graf schickt weitere Krieger hinter dir her. Er ist nicht mehr bei Verstand, wenn es um dich geht.«
»Sei vorsichtig, Salida.«
»Ja, es ist eine Welt für vorsichtige Männer«, erwiderte er und deutete mit einer Hand auf das Schlachtfeld.
In der Gaststube waren die Leichen weggebracht worden und hatten nur blutige Spuren auf den Holzdielen hinterlassen. Das östliche Ende des Speisesaals war nun ein Lazarettbereich, in dem Soldaten Wunden nähten und Verbände anlegten. Chareos sah die Frau des Wirtes neben ihrem Mann sitzen. Mit einer tiefen Wunde in der Schulter und einer Beule an der Stirn saß Naza mit weißem Gesicht und einem schweren Schock da.
Chareos ging zu ihnen hinüber, und die Frau blickte auf und lächelte müde. »Danke für deine Hilfe, Herr«, sagte sie. »Ich dachte, die Angreifer würden ihn umbringen.«
»Was wollten sie?« fragte Chareos.
»Die Waldarbeiter werden morgen entlohnt. Wir haben das Silber hier versteckt. Es sind vierhundert Männer, und sie werden einmal im Vierteljahr bezahlt. Es ist eine ansehnliche Summe.«
»Ich verstehe. Hättest du etwas dagegen, wenn ich mir etwas zu essen aus der Küche hole? Mein Gefährte und ich haben immer noch nichts gegessen.«
»Ich mache euch sofort etwas zurecht«, bot sie an und wurde rot.
»Nein, nein«, wehrte Chareos rasch ab. »Bleib bei deinem Mann. Es macht mir keine Mühe, sei gewiß.«
»Du bist sehr freundlich, Herr«, sagte Mael.
Chareos ging in die Küche. Einige Tische waren umgeworfen worden, und der Boden war mit zerbrochenen Töpfen und Geschirr bedeckt. Doch ein großer Topf mit dicker Suppe blubberte noch immer auf dem gewaltigen eisernen Herd. Ein Dienstmädchen trat von der Rückseite des Gebäudes her ein. Sie war klein und schlank, mit dunklen Locken. Sie machte einen Knicks. »Kann ich dir helfen, Herr?« fragte sie.
»Bring etwas zu essen. Suppe, Fleisch, Brot … was auch immer, in das obere Gastzimmer. Ach ja, und ein paar Leinentücher für Verbände. Machst du es bitte gleich?« fragte er und reichte ihr ein Silberstück. Sie steckte die Münze in die Tasche und knickste erneut.
Chareos ging in sein Zimmer zurück, wo Finn auf dem einzigen breiten Bett saß und mit
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