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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Bist du sicher, daß Chareos kommt?«
    Okas nickte. Er goß sich einen Becher Wasser ein. »Ich habe ihnen eine Nachricht geschickt. Sie kommen. Der dicke Beltzer ist enttäuscht. Er wollte zurück in den Dschungel, um dich zu suchen – und um reich zu werden. Der dicke Beltzer wollte immer reich werden.«
    »Er ist dein Freund?«
    »Alle Menschen sind meine Freunde«, sagte Okas. »Wir gehören alle zum Traum. Aber ja. Ich mag den dicken Beltzer sehr.«
    »Warum? Was gibt es an ihm zu mögen?« fragte Kiall.
    »Frag mich das in einem halben Jahr noch einmal. Ich werde jetzt schlafen. Ich bin älter, als ich aussehe.«
    Kiall hielt das kaum für möglich, sagte jedoch nichts. Okas setzte sich vors Feuer, verschränkte die Arme und fiel aufrecht in Schlaf. Kiall blies die Laterne aus und legte sich auf das Bett an der Wand.
    Die anderen kamen. Die Suche nach Ravenna war im Gange.
    Er schlief traumlos.
     
    Es dauerte noch zwei Tage, ehe die erschöpften Reisenden die Zuflucht der Hütte erreichten. Beltzer war zuerst drinnen. Er umarmte Okas stürmisch, hob ihn hoch und wirbelte ihn herum, bis der kleine Mann vergnügt lachte. »Wie kommt es, daß du noch lebst, Dicker?« fragte er. »Wie kommt es, daß dich noch keiner umgebracht hat?«
    »Sie versuchen es ständig«, antwortete Beltzer. Er setzte den alten Mann ab und betrachtete prüfend dessen faltige Haut und die wäßrigen Augen. »Bei der QUELLE, du siehst selbst beinahe so aus, als „. wärst du schon tot.«
    »Bald«, sagte Okas lächelnd. »Der Traum ruft. Aber ich werde ; noch ein Weilchen bei meinen alten Freunden bleiben.« Er wandte , sich an Chareos, der seinen eisverkrusteten Umhang abgelegt hatte, und nun zitternd vorm Feuer stand und seine nassen Sachen auszog. »Du und ich, wir reden«, sagte Okas. »Hinterzimmer guter’ Platz.«
    »Sofort?«
    »Ja«, antwortete Okas und ging in die Werkstatt. Chareos nahm eine frische Tunika aus seinem Bündel und zog sich an; dann ging er zu Okas. Der alte Mann ergriff seine Hand und hielt sie einige Augenblicke fest. »Setz dich«, befahl er, »und erzähl mir von der Suche.«
    Chareos berichtete von dem Überfall auf das Dorf und von Kialls Liebe zu Ravenna. »Die anderen kommen aus verschiedenen Gründen mit. Beltzer ist eine verlorene Seele, vom Berg herabgestiegen. Finn hat Angst, daß Maggrig nach seinem Tod allein ist.«
    »Und du?«
    »Ich? Ich habe nichts Besseres mit meinem Leben vor.«
    »Ist das wahr, Chareos? Hast du keinen Traum?«
    »Den Traum eines anderen. Es war nie mein eigener.«
    Okas kletterte auf die Werkbank und setzte sich. Seine kurzen Beine baumelten herab; sie reichten nur halb bis auf den Boden. Er betrachtete Chareos prüfend. »Nicht dein Traum, sagst du. Dann verstehst du weder die Natur dieser Suche, noch, wohin sie dich führt. Erzähl mir von Tenaka Khan und der Nacht am Torturm.«
    Chareos lächelte. »Weißt du alles, Okas?«
    »Nein, deshalb frage ich.«
    »Er stieg auf den Turm und setzte sich zu uns, und wir sprachen von vielen Dingen: von der Liebe, dem Leben, der Macht, Eroberungen, Pflicht. Er war ein kenntnisreicher Mann. Er hatte einen Traum, aber er sagte, die Sterne stünden ihm im Weg.«
    »Was hat er damit gemeint?«
    »Ich weiß nicht. Er war damals kein Jüngling mehr. Vielleicht meinte er den Tod.«
    »Wie starb er?«
    »Soweit ich weiß, brach er bei einem Fest zusammen. Er trank Wein, und sein Herz hat versagt.«
    »Was geschah dann? Nach dem Fest?«
    Chareos breitete die Hände aus. »Woher soll ich das wissen? Sie haben ihn in Ulrics Grab beigesetzt. Es war eine große Zeremonie, und Tausende nahmen daran teil. Unsere eigenen Botschafter – und andere aus Ventria und dem Osten – waren dabei. Dann wurde sein ältester Sohn Jungir der neue Khan. Er ließ alle seine Brüder töten und herrscht jetzt über die Nadir. Was hat das mit unserer Suche zu tun? Oder bist du nur neugierig?«
    Okas hob die Hand, so daß der Zeigefinger aufwärts zeigte, und drehte sie in der Luft. Goldenes Licht entströmte dem Finger und bildete einen Kreis. Andere Kreise entstanden, kreuzten den ersten, bis eine Kugel in der Luft hing. Er senkte die Hand und bildete eine gerade, goldene Linie. »Diese Linie zeigt, wie du eure Suche siehst: flach, gerade, Anfang, Ende. Aber so«, sagte er und hob die Augen zu der Kugel, »ist sie wirklich. Deine Linie wird von vielen anderen berührt. Ich kenne dein Geheimnis, Chareos. Ich weiß, wer du bist. Du bist der Sohn des letzten Grafen von

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