Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
Dros Delnoch. Du bist der Erbe der Bronzerüstung. Und das macht dich zu einem Blutsverwandten von Tenaka Khan und zu einem Abkömmling sowohl von Ulric als von Graf Regnak, dem zweiten Bronzegrafen.«
»Das ist ein Geheimnis, das du hoffentlich mit niemand anderem teilst«, flüsterte Chareos. »Ich habe kein Verlangen, zu den Drenai zurückzukehren, und ich möchte nicht, daß mich jemand findet.«
»Wie du wünscht … aber das Blut ist stark, und es ruft über die Jahrhunderte hinweg. Das wirst du feststellen. Warum hat Tenaka Khan euch am Leben gelassen?«
»Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
»Und die
Geister-die-noch-kommen?«
»Nur ein weiteres Rätsel«, antwortete Chareos. »Sind nicht alle Menschen die Geister der Zukunft?«
»Ja. Aber in der Sprache der Nadir kann man diesen Ausdruck auch als
Gefährten des Geistes
übersetzen, oder sogar als Gefolg
schaft des Geistes.
Nicht wahr?«
»Ich kenne mich mit den Feinheiten der Nadirsprache nicht aus. Was macht das für einen Unterschied?«
Okas sprang leichtfüßig auf den Boden. »Ich werde euch zu dem Nadrendorf bringen, wo Ravenna und die anderen gefangengehalten wurden. Dann sehen wir weiter.«
»Ist sie noch immer dort?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich werde ihre Geistspur in ihrem Heimatdorf aufnehmen.«
Okas ging zurück in den Hauptraum, wo Kiall ein schweres Bündel auf den Tisch gehievt hatte. Als er es öffnete, rollten goldene Gegenstände auf die Holzplatte und funkelten im Licht der Lampe. Es waren Armbänder, Halsketten, Broschen, Ringe und sogar ein Gürtel mit einer Schnalle aus massivem Gold.
»Oh, Freude!« rief Beltzer, griff mit seinen riesigen Fingern in den Schatz und hob ein Dutzend Gegenstände in die Höhe. »Chareos sagte, du wärst einfallsreich, aber das ist untertrieben.«
»Damit sollten wir Ravenna zurückkaufen können«, sagte Kiall.
»Damit könntest du hundert Frauen kaufen«, entgegnete Beltzer. »Wann teilen wir?«
»Überhaupt nicht«, erklärte Kiall. »Wie ich schon sagte, dies ist für Ravenna.«
Belzter wurde rot. »Ich habe auch dafür gearbeitet«, sagte er, »und du mußt es von den Toten genommen haben, die ich am Tor erschlagen habe. Ein Teil davon gehört mir. Mir!« Er nahm eine Handvoll der goldenen Gegenstände und steckte sie sich in die Taschen. Kiall trat einen Schritt zurück und zog sein Schwert, doch Beltzer sah die Bewegung und schwang seine Axt.
»Hört mit diesem Unsinn auf!« rief Chareos und stellte sich zwischen die beiden. »Steck die Klinge weg, Kiall. Und du, Beltzer, leg das Gold zurück.«
»Aber Chareos …«, begann Beltzer.
»Sofort!«
Beltzer warf das Gold wieder auf den Tisch, stapfte davon und setzte sich vors Feuer. Chareos wandte sich mit zornigem Blick an Kiall. »Es ist etwas Wahres an dem, was er sagt. Denk darüber nach!«
Kiall schwieg einen Moment; dann entspannte er sich. »Teil du es gerecht, Chareos«, sagte der junge Mann. »Ich werde meinen Anteil dafür verwenden, Ravenna zu kaufen.«
Finn trat an den Tisch, nahm einen einzigen Ring und steckte ihn sich an den Finger. »Das reicht für mich«, sagte er. Maggrig wählte ein Armband. Chareos nahm nichts.
Beltzer stand auf und starrte die anderen finster an. »Ihr werdet mich nicht beschämen«, zischte er. »Ich nehme, was mir gehört!« Er schaufelte eine Reihe von Gegenständen in seine tiefen Taschen und kehrte ans Feuer zurück.
»Bei Morgengrauen brechen wir nach Wirtshausweiler auf«, entschied Chareos. »Dort kaufen wir zusätzliche Pferde. Da du jetzt reich bist, Beltzer, kannst du dir selbst eins kaufen – und alle Lebensmittel und Vorräte, die du brauchst.«
»Du sagst mir, ich bin in großer Gefahr – aber du weißt nicht, wovon sie ausgeht?« fragte Jungir Khan ruhig, doch mit kalter Stimme. Er lehnte sich in dem mit Elfenbein eingelegten Thron zurück und starrte auf den Schamanen hinunter, der vor ihm kniete. Shotza hielt die Augen auf den Teppich gerichtet und wählte seine Worte mit Bedacht. Er war der dritte Schamane, der Jungir Khan diente – der erste war gepfählt, der zweite erwürgt worden. Shotza war fest entschlossen, dafür zu sorgen, daß es keinen vierten geben würde. »Großer Khan«, sagte er, »es ist eine magische Barriere errichtet worden. Ich brauche Zeit, sie zu durchdringen. Ich weiß bereits, woher die Magie kommt.«
»Und woher kommt sie?« flüsterte Jungir.
»Von Asta Khan, Herr.« Shotza riskierte einen Blick, um festzustellen, welche Wirkung der
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